modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Konkurrenzverfahren | 12/2022

Wohnprojekt Timber View Hafenblick I im Zollhafen Mainz

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

Johannes Kaufmann und Partner

Architektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

terraSCAPE Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Auf einem grünen Sockel werden sieben Stadtbausteine platziert. Die Gebäude sind in Holzskelettbauweise nach dem cradle-to-cradle Prinzip konzipiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die übergeordnete Idee des Entwurfes liegt im Umgang mit der besonderen Lage des Grundstückes zwischen Hafenbecken und Rhein durch die Besetzung jeder Gebäudeecke mit jeweils in zwei Richtungen auskragenden Balkonen/Loggien sowie in der konsequenten Ausbildung von Bandfassaden. Mit ihrer allseitig einheitlichen Gestaltung generiert die Fassade einen starken Zusammenhalt des Ensembles und formuliert so eine klare, elegant anmutende Einheit. Zugleich besticht die Arbeit mit ihrer Antwort auf die Hochwasserthematik: Geschickt nimmt die topografische Abstaffelung des Geländes die notwendige Retentionsfläche auf und wird zu dem landschaftlich bestimmenden Element für das Ensemble mit einzelnen Aufenthaltsdecks für die Gemeinschaft. Private Gärten sind nicht vorgesehen.

Die Gebäude sind klar adressiert, die Haupteingänge gestalterisch hervorgehoben und jeweils von den umgebenden Straßen zu erreichen. Sie sind durchgesteckt angeordnet, so dass jedes Haus auch über einen direkten Zu- bzw. Durchgang in den Garten verfügt. Diese Erschließung funktioniert jedoch nur in den Punkthäusern effizient, die Setzung der Erschließungskerne in den L-förmigen Baukörpern – ebenfalls mit Durchgang in den Innenhof – führt im Erdgeschoß zu langen, verschlungenen Wegen und kann darum nicht überzeugen.

Konstruktiv schlagen die Verfasserinnen bzw. Verfasser einen Skelettbau vor, der in Kombination mit Brettsperrholzdecken und Unterzügen die Struktur der Grundrisse vorgibt, aber leider nicht an allen Stellen mit den Raumgeometrien korreliert. Deutlich (und ehrlich) zeigt die Dreitafelprojektion die Überlagerung der konstruktiven Struktur der Räume und deren Störung durch die stark dimensionierten Unterzüge, die eine lichte Höhe an dieser Stelle von nur 2.10 m zulassen (Dimensionierung für F90). Stütz- und Unterzugsraster sind – als Folge der Entscheidung, die an den Ecken liegenden Balkone/Loggien in zwei Richtungen auskragen zu lassen – zueinander versetzt angeordnet. Ein einheitliches Achsraster wird vermisst. Grundsätzlich ließe die gewählte Bauweise die gewünschte hohe Flexibilität für unterschiedliche Grundrisse zu, in der vorgeschlagenen Weise entstehen jedoch unglücklich dimensionierte und teilweise nicht wirklich nutzbare Raumzonen.

Die allseitige Ausrichtung und Orientierung der Wohnungen, den Bezug zum Rhein einschließend, wird vom Preisgericht ausdrücklich gewürdigt.

Die in der Außenwahrnehmung positiv bewertete Bänderung der Fassade und deren konsequente Materialisierung in Holz, werden in Bezug auf die Höhe der Brüstung kontrovers diskutiert. Wünschenswert wäre hierbei eine Reduzierung, bzw. Differenzierung der Brüstungshöhen zur Verbesserung des Außenbezugs gewesen.

Leider sind die unbedingten Anforderungen an den Schallschutz, bezogen auf die Balkone/Loggien nicht gemäß den Vorgaben berücksichtigt und auch nicht ohne weiteres zu beheben. dies betrifft den direkten Zugang zu den Balkonen/Loggien unmittelbar von Aufenthaltsräumen aus sowie die Anforderung, die geforderten Kastenfenster 50 cm vor die Fassadenflucht vortreten zu lassen. Ebenso kritisiert wird die Überschreitung der Grundstücksgrenzen im Erdgeschoss durch die Balkone/Loggien an den Stirnseiten der L-förmigen Baukörper. Fraglich ist auch, ob die vorkragende Balkone/Loggien als untergeordnete Bauteile eingestuft werden können.

Die Lage der Tiefgaragenzufahrt zwischen den beiden nördlichen Punkthäusern trägt zwar zu einer sehr guten Flächeneffizienz, führt jedoch zu einer erheblichen Minderung der Wohnqualität in den ihr zugewandten, erdgeschossigen Wohnungen.

Positiv hervorzuheben ist die hohe Anzahl der Wohnungen, deren grundsätzlich klare Organisation und die im Vergleich zu den anderen Arbeiten beste Flächeneffizienz. Die Wohnungen verfügen in der Regel über einen, obwohl knapp bemessen, großzügigen Raum mit offener Küche sowie Wohn- und Essbereich, jeweils angeschlossen an den großen, halbeingezogenen Balkon/Loggia. Die teilweise vorgesehene Erschließung des Schlafzimmers durch die Küche wird jedoch kritisch gesehen.

Insgesamt wird der Entwurf durch die Jury als besonders interessanter und konsequenter Wettbewerbsbeitrag eingeschätzt, der jedoch zugleich einige schwer korrigierbare Probleme mit sich bringt.
Lageplan

Lageplan

Details

Details

Ansichten

Ansichten