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Dialogorientierter Bauträgerwettbewerb | 11/2024

Wohnraumentwicklung Areal Nordwestbahnhof in Wien - Bauplätze 4, 5 und 10 (AT)

luv + lee – zukunftsfit lebendig kühl

Gewinner / 1. Stufe / Bauplatz 5 - Empfehlung Weiterbearbeitung in der 2. Stufe

querkraft architekten zt gmbh

Architektur

Green4Cities GmbH

Landschaftsarchitektur

Caritas Stadtteilarbeit

Vereine / Verbände / Kammern

ARWAG Holding-Aktiengesellschaft

Projektentwicklung, Investor*in

Erläuterungstext

luv + lee zukunftsfit lebendig kühl

ein innovatives konzept für klimaresilientes wohnen

das projekt „luv + lee“ steht für innovative wohnformen, die die anforderungen des klimawandels und der gesellschaft vereint. mit einem fokus auf low-tech-lösungen und natürliche thermik schafft das gebäude ein nachhaltiges, durchlüftetes wohnklima. durch die nutzung von wind und kaltluftseen sorgen der luftdurchströmte atriumbau und durchgesteckte laubengangwohnungen für eine natürliche kühlung, während flexible grundrisse die bedürfnisse verschiedenster bewohner:innen berücksichtigen. das gebäude bietet wohnungen von typ b bis zu großen familienwohnungen von typ e und sogar typ f.

gemeinschaftsräume und nachhaltige lebensmodelle
ein zweigeschossiger gewerbesockel bietet platz für vielfältige begegnungsräume und gemeinschaft, wodurch auch das grätzl belebt wird. von urban gardening bis hin zu moderierten nachbarschaftsprojekten fördert das haus soziale bindungen und unterstützt eine nachhaltige lebensweise. begegnungszonen wie das sonnen- und gartendeck im hof und auf dem dach bieten raum für alle generationen – sei es durch gemeinsames gärtnern, kochen oder spielen. speziell gestaltete bereiche für alleinerziehende, senior:innen und kinder bieten eine inklusive, sozial nachhaltige lebensumgebung.

ökologie und klimafitness neu gedacht
„luv + lee“ kombiniert modernste ökologische standards mit innovativen techniken zur klimawandelanpassung. fassadenbegrünung, gründächer mit biodiversitätsansatz und ein ausgeklügeltes regenwassermanagement sorgen für ein umweltfreundliches quartier. durch intelligente bauteilaktivierung, grauwassernutzung und co₂-reduzierte baumaterialien wird nicht nur die umwelt geschont, sondern auch die laufenden kosten gesenkt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ökonomie
Das Projekt umfasst insgesamt 113 geförderte Wohnungen, davon 45 Normwohnungen, 67 SMART-Wohnungen, 1 Heimeinheit, 2 geförderte Geschäftslokale und 1 freifinanziertes Geschäftslokal mit einer Nutzfläche von insgesamt 13.282 m².
Gewürdigt wird das Angebot von Familienwohnungen.
Die angestrebten Gesamtbaukosten liegen mit € 3.033,- / m² förderbarer Nfl. inkl. Zuschläge im unteren Bereich des Bewerberfeldes.
Die Vorgaben der SMART-Wohnungen werden sowohl ökonomisch (FB € 60,- / m² WNFl.) als auch der Anzahl nach (60 %) erfüllt. Die angestrebten Nutzerkonditionen liegen mit € 8,80 / m²
WNFl. im mittleren Bereich des Bewerberfeldes.
Die angestrebten Nutzerkonditionen der sonstigen Mietwohnungen liegen mit einem Eigenmittelanteil in der Höhe von € 90,- / m² WNFl. im oberen Bereich und mit einer monatlichen Belastung von € 9,76 / m² WNFl. im mittleren Bereich des Bewerberfeldes.
Die angestrebten Nutzerkonditionen für die Heimnutzung liegen bei einem Eigenmittelanteil von € 90,- / m² WNFl. und einem Nutzungsentgelt von € 9,76 / m² WNFl. ebenfalls im mittleren Bereich des Bewerberfeldes.
Zu berücksichtigen ist, dass für Gesundheitseinrichtungen im Regelfall kein Vorsteuerabzug berücksichtigt werden kann.
Über den Bezugszeitpunkt hinausgehende Stundungsangebote sind vorgesehen: 50 % des Finanzierungsbeitrags bei Vertragsabschluss und 50 % bei Bezug. Gewürdigt wird weiters, dass im Bezugsmonat keine Miete und im zweiten sowie im dritten Monat nur Betriebs- und Verwaltungskosten verrechnet werden.
Die geplante Finanzierungsstruktur sieht Eigenmittelfinanzierung von 3,5 % vor.
Die Fremdmittelfinanzierungskosten wurden nicht angeführt. Die Vertreter*innen des Bauträgers bestätigen in der Präsentation, dass die Entwicklung am Kapitalmarkt keine Auswirkungen auf die angestrebten Nutzerkonditionen haben wird.

Soziale Nachhaltigkeit
Das Projekt leistet durch die Schwerpunktsetzung auf Maßnahmen, die Kühleffekte im Sommer unterstützen, einen potenziell wertvollen Low-Tech-Beitrag zur Hebung der Lebensqualität. Auch die Möglichkeit für die Einrichtung von Home-Office-Bereichen u.ä. werden als wertvolle Beiträge zur Unterstützung im Lebensalltag gesehen.
Für Alleinerziehende und ältere Menschen werden jeweils Wohnungsverbünde vorgesehen, teilweise mit institutioneller Unterstützung (Juno, Caritas). Besonders gewürdigt wird der Anteil an
großen Wohnungen für kinderreiche Familien.
Der umfassende Wirkungszeitraum der Besiedelungsbegleitung über drei Jahre sowie die dargelegte Struktur des Prozesses werden sehr positiv bewertet.

Architektur
Die städtebauliche Figur scheint prinzipiell sehr klar und bietet insbesondere durch die Terrassierung in Richtung Hof sehr viele räumliche Qualitäten. Der Flügel nach Norden ist in der
geringen Gebäudehöhe sehr verträglich und kann durch die Nutzung als Gemeinschaftsraum auch eine verbindende Wirkung entfalten. Richtung Park und insbesondere zur Ecke wirkt das Volumen noch etwas ungelenk: eine gewisse Gliederung in unterschiedliche Fassadentypen könnte helfen, dem Gebäude einen angemesseneren Maßstab zu geben und der prominenten Position als Auftakt des Quartiers gerecht zu werden.
Die Wohnungen zeichnen sich durch sehr gute Qualitäten aus, insbesondere entlang der Parkfront.
Das Erschließungsatrium an der Rebhanngasse fällt demgegenüber etwas ab und bedarf einer gewissen Ausweitung in Querrichtung, um das versprochene Potenzial der Durchlüftung und räumlichen Qualität zu entfalten.

Ökologie
Das Projekt kann durch die Verschränkung der unterschiedlichen Freiraumebenen überzeugen. Das Potential der unterschiedlichen Ebenen ist jedoch nicht voll ausgeschöpft und benötigt weitere räumliche Organisation und eine klare Definition der Qualitäten und Atmosphären.
Der erdgeschossige Freiraum integriert die Feuerwehrzufahrt durch die geschwungene Wegeführung und die Modellierung der Flächen für Retention, Spielbereiche und Vegetation. Ein Ansatz, der eine vielseitige und bauplatzübergreifende Zonierung ermöglicht. Die Darstellung bleibt noch eher konzeptionell und zeigt Schwächen in der Verschränkung von Erdgeschossnutzung und Freiraum, vor allem im Bereich des Jokerraumes und des Nachbarschaftsplatzes, der durch die Feuerwehrzufahrt eine massive Unterbrechung erfährt.
Das Konzept bietet sehr gute Lösungsansätze für verschiedene Aspekte des kreislauffähigen Bauens: die Reduktion energieintensiver Primärressourcen durch den Einsatz regenerativer Baustoffe, wie vorgefertigte Holzziegelwände und gepresste Strohwände im Innenbereich, die Schaffung einer flexibel nutzbaren und leicht adaptierbaren Struktur durch eine Raumhöhe von 2,8 m und ein anpassungsfähiges Grundrissraster. Die klare Trennung von Primärkonstruktion und Fassade fördert zudem die Rück- und Umbaufähigkeit.
Besonders positiv hervorzuheben ist der geplante Einsatz von ReUse-Elementen im Innenbereich, wobei empfohlen wird, diesen Ansatz weiter auszubauen und konsequent umzusetzen. Darüber hinaus wird geraten, weitere Potenziale der Holzhybridbauweise zur Emissions- und Ressourcenreduktion zu erheben, etwa durch die Prüfung von Alternativen zum Einsatz des CO2- intensiven Estrichs.
Die städtebauliche Konfiguration und Positionierung der Baukörper ermöglichen eine gute natürliche Belüftung und Belichtung der Wohnungen und überzeugen damit hinsichtlich einer guten passiven Ausnutzung sowie der Vermeidung von sommerlicher Überwärmung. Die vor den Loggien angesetzte außenliegende Beschattung wird ebenso positiv hervorgehoben.
Das Energiekonzept bietet mit den angebotenen Maßnahmen eine Vielzahl an sehr guten Lösungen für die Reduktion des Energiebedarfs und die Energieversorgung durch erneuerbare Energiequellen. Besonders hervorzuheben sind die Konzepte hinsichtlich Energiespeicherung, die einen positiven Beitrag zum Energiekonzept des Quartiers darstellen. Ebenso bildet die Grauwasseraufbereitung einen guten Bestandteil des umfassenden, nachhaltigen Gesamtkonzepts.