Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022
Wohnungsneubau Slatan-Dudow-Straße - Gartenstadt Drewitz, Potsdam
©PeterZirkel + HeineMildner
Wohnungsneubau Slatan-Dudow-Straße
ein 2. Preis
Preisgeld: 51.100 EUR
Erläuterungstext
Beurteilung durch das Preisgericht
Städtebau und Architektur:
Die Arbeit 1061 besticht durch ihre klare Bauform und einem fünfgeschossigen Blockrand, der sich als „ein Haus“ darstellt. Die Ergänzung an der Blockrandschließung am Willy-A-Kleinau-Weg bleibt durch die Ausbildung von Brandwänden möglich. Die horizontale Gestaltung der Fassade gliedert den Baukörper in eine Sockelzone und vier darüber liegende gleichförmige Obergeschosse, die durch eine durchgehende Fassadenstruktur definiert wird. Das Gebäude schließt mit einer geschlossenen Brüstung des Dachgartens ab. Die Maßstäblichkeit des großen Bauköpers kommt gestalterisch durch die zweigeschossigen, aus dem Sockel herauswachsenden Tore zum Ausdruck.
Vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit des Gebäudes sind die Materialität des Sockelgeschosses und der Einfriedung unabhängig von deren Bedeutung als Gliederungselement der Fassade zu überprüfen. Ebenso muss eine Alternative für die für die Fassade charakteristischen Markisen gefunden werden, die in dieser Form unter wirtschaftlich Gesichtspunkten nicht realisierbar scheinen.
Der Vorgarten ist mit einer ein Meter hohen Mauer im Sockelmaterial abgegrenzt. Weitere Elemente der Fassade sind der Sonnenschutz der Logien, die offenen Geländer der Brüstungen und ein pergolaartiger Dachaufbau, welche insgesamt die wirtschaftlichen Spielräume des geförderten Wohnungsbaus möglicherweise überschreiten.
Die scheinbare Transparenz der durchgehenden Geländer wird im Hinblick auf die Nutzung durch den sozialen Wohnungsbau im Betrieb nicht aufrechtzuerhalten sein.
Die Konstruktion des Bauwerks als tragender Schottenbau mit der Fassade in Holzverschalung ist schlüssig. Ungeachtet dessen ist die Nutzung von Holz im Hinblick auf Investitions- und Wartungskosten zu prüfen.
Funktionalität:
Die Erschließung der einzelnen Treppenhäuser erfolgt durch die zweigeschossigen Durchgänge, wodurch die Portale zu den Adressen der einzelnen Häuser werden. Das Gebäude wird durch acht Treppenhäuser erschlossen, die im EG jeweils vier und in den Obergeschossen in der Regel sechs Wohnungen andienen.
Teilweise sind die Wohnungen durchgesteckt, teilweise orientieren sich diese nur nach einer Gebäudeseite. Das brandschutzrechtliche Problem des zweiten Fluchtwegs der nur zum Hof ausgerichteten Wohnungen könnte zum Teil durch die Verbindung mehrerer Erschließungskerne so gelöst werden, dass die angebotene Entfluchtung über den den Balkonen vorgestellten Fluchtbalkon (wird für problematisch gehalten) möglicherweise obsolet wird. Dies könnte darüber hinaus auch zur Reduzierung notwendiger Aufzugsanlagen führen. Zudem wäre zu überprüfen, ob ein Wohnflächengewinn durch die Optimierung der Erschließungsflächen erzielt werden kann. Die Fortführung der Erschließungskerne als Austrittsbauwerke auf das Dach ist planungsrechtlich wahrscheinlich ausgeschlossen. Die angedachte Nutzung der Dachflächen ist sowohl unter dem Gesichtspunkt der Investitions- als auch der Bewirtshcaftungskosten nicht realisierbar. Die Privatheit des Hofraums gewährleistet trotz der zweigeschossigen Durchgänge eine hohe Aufenthaltsqualität (kein öffentlicher Durchgang), so dass eine Dachflächennutzung auch nicht zwingend erscheint. Damit könnte auch die bislang vorgesehene Dachbrüstung als oberer Fassadenabschluss durch eine Attika ersetzt werden.
Nachhaltigkeit:
Mauerwerksbauweise, Betonfertigteildecken und Außenwände in Holztafelbauweise führen im Ansatz zu ressourcenschonender Bauweise. Die Kombination der Pergola-Dachkonstruktion mit PV-Elementen überzeugt nicht und sollte als Gründach mit PV ausgebildet werden.
Realisierbarkeit/Wirtschaftlichkeit:
Die technische/konstruktive Herstellung der positiv gewerteten Fassadenstruktur in tragende und füllende Elemente sollte in einem größeren Maßstab nachgewiesen werden, um sowohl zu einer verlässlichen Kosteneinschätzung wie auch zu möglicherweise wirtschaftlicheren Ausführungsvarianten kommen zu können (ohne die Fassadenqualität zu mindern).
Die Arbeit liegt mit den absoluten Herstellungskosten und auch dem Kennwert im Bezug auf die nachgewiesene Wohnfläche deutlich über dem Mittelwert.
Dies ist zum einen durch die Erschließungsform nachvollziehbar, andererseits durch entwurfsspezifische Besonderheiten begründet. Einsparpotentiale sind vor allem bei der Dach- und Fassadengestaltung mit den Pergolas und den umlaufenden Balkone identifizierbar und können zu deutlichen Minderungen der Herstellungskosten führen, wenngleich dies mit einer Minderung des Komfort für die späteren Nutzer einhergeht. Zudem sollte das Unterge- schoss weitergehend geplant werden, um nicht zu viel unterirdisches Bauvolumen und damit Kosten auszuweisen.
©PeterZirkel + HeineMildner
Lageplan
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Städtebau
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Erdgeschoss
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Regelgeschoss
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Fassade
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Wohnungsneubau Slatan-Dudow-Straße