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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2007

Zentrum Wilhelmsburg

Blatt 1

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2. Preis

raumwerk Gesellschaft fĂŒr Architektur und Stadtplanung mbH

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

ErlÀuterung:
Analyse des Ortes
Das Wilhelmsburger Zentrum wird seiner Aufgabe als Stadtteilzentrum nicht gerecht. Folgende MißstĂ€nde tragen hierzu im Wesentlichen bei:

- Schlechte Vernetzung des WEZ als Insel mit seiner Umgebung
- Unattraktive ZugÀnge zum Zentrum
- Ungefasste orientierungslose StadtrÀume im scheinbar zufÀlligem Nebeneinander der BestandsgebÀude
- Ineinanderfließen von öffentlichen und privaten Freibereichen
- Nutzungskonflikte durch unklare Trennung von Wohn- und GeschÀftsbereichen
- Einseitiges Angebot an Einzelhandel, Dienstleistung und Gastronomie bedingt durch unattraktive und schlecht orientierte Ladenzonen
- Verwahrloste, unĂŒbersichtliche PlatzrĂ€ume

Das vorliegende Konzept versucht diese MißstĂ€nde durch thematisch gezielte Eingriffe umzukehren. Dabei sollen sich Bestand und ergĂ€nzender Neubau zu einem selbstverstĂ€ndlichen Gesamtbild verbinden.

Das WEZ als Insel
Das Wilhelmsburger Zentrum prĂ€sentiert sich als durch Verkehrswege allseits abgeschnittene und losgelöste Insel im Stadtraum. Durch den introvertierten Charakter der Bebauung kehrt sie ihre RĂŒckseiten nach außen. Innerster Kern der Insel ist der Berta-Kröger-Platz. Er wird markiert durch zwei WohnhochhĂ€user. Im vorliegenden Konzept werden die beiden Themen, grĂŒne Insel und zentraler Platz, aufgenommen und gestĂ€rkt. Gleichzeitig wird diese Struktur mit einem klaren und eindeutigen Wegenetz ĂŒberlagert und ein BrĂŒckenschlag zur Umgebung hergestellt.

Zentraler Platz und Wegenetz
Der Berta-Kröger-Platz bildet End- und Kristallisationspunkt aller fußlĂ€ufigen Wegeverbindungen. Damit wird seine Bedeutung als Herz des WEZ betont. Bestehende Wegeverbindungen werden hierarchisch geordnet und wo nötig gestĂ€rkt. Auch die Bahnhofspassage als wichtigster Zugang ordnet sich in dieses System ein und stellt die Westverbindung zur S-Bahnstation dar. Der neue, erweiterte Ostzugang verbindet die öffentlichen Einrichtungen mit dem WEZ. Der bestehende sĂŒdliche Platzzugang wird aufgeweitet wĂ€hrend der nördlich gelegene Weg seine öffentliche Bedeutung verliert. Entsprechend wird in Nord- und SĂŒdrichtung verfahren: Ein Hauptweg wird definiert und baulich gestĂ€rkt. Die Wege mĂŒnden direkt in FußgĂ€ngerĂŒberwege als Verbindung zu den angrenzenden Quartieren. Die Trennwirkung der bestehenden Erschließungsstraße Krieterstraße wird durch eine Neuordnung des Straßenraums reduziert.

Die Attraktoren
Die bestehenden HochhĂ€user werden als weithin sichtbare Attraktoren genutzt und durch zwei weitere, etwas niedrigere Hochpunkte sinnvoll ergĂ€nzt. Ihr Ă€ußeres Erscheinungsbild wird durch eine einheitliche Fassadengestaltung zusammen mit den renovierten WohnhochhĂ€usern geprĂ€gt. Diese Attraktoren haben sowohl eine Ă€ußere wie auch innere Orientierungsfunktion: Nach außen markieren sie die ZugĂ€nge zum WEZ und geben ihm eine weithin sichtbare IdentitĂ€t. nach Innen wirken sie als Merkzeichen, welche die wichtige Verklammerung von Bahnhof, Passage und Zentralem Platz unterstreichen.

Bahnhof, Passage, Platz
Die jetzige Bahnhofspassage stellt eine unattraktive, nicht funktionierende Verbindung zum Berta-Kröger-Platz dar. FĂŒr den Quartiersplatz ist diese jedoch wichtigste „Lebensader“ und daher von essentieller Bedeutung. Durch mehrere Eingriffe wird diese Verbindung aufgewertet:
Die neue Bebauung nördlich und sĂŒdlich fasst die Passage rĂ€umlich und fĂŒhrt sie direkt auf den Berta-Kröger-Platz.
Diese wird von Ladenzonen im Erdgeschoss gesÀumt, die sich zur Passage hin orientieren.
Durch die leichte SchrĂ€gstellung der nördlichen Randbebauung wird eine perspektivische VerkĂŒrzung erzielt, welche die LĂ€nge der Passage mit Blick vom Bahnhof optisch reduziert.
Die beiden neuen Hochpunkte markieren wie „Kimme und Korn“ den Weg zum Quartiersplatz
Die bestehenden AbgĂ€nge von der FußgĂ€ngerbrĂŒcke werden entfernt zugunsten einer klaren und reduzierten Planung.

Nutzungsentflechtung
Wesentliches Ziel des Konzeptes ist eine Entflechtung der bestehenden Nutzungen Gewerbe und Wohnen in Konfliktbereichen.
Durch neue ErgÀnzungsbauten sowie definierter Freiraumgestaltung werden klare Grenzen zwischen privaten und öffentlichen RÀumen gezogen.

Gewerbe: Einkaufszentrum, Ladenzonen und Gastronomie

Die bestehende Ladenpassage des Einkaufszentrums wird abgerissen und durch eine neue Mantelbebauung ersetzt. Wesentliche Änderung ist dabei die klare Orientierung der GeschĂ€fte zur Einkaufspassage bzw. zum Quartiersplatz. Dabei kann das Innere des Einkaufszentrums in seiner Dimension und Orientierung erhalten bleiben. Zentrale ZugĂ€nge verbleiben an ihrer jetzigen Position. Eine sĂŒdliche Ladenzone entsteht als neues GegenĂŒber des Einkaufszentrums. FĂŒr die Obergeschosse ist eine Mischung aus Dienstleistung und Wohnen denkbar.
Nördlich des Berta-Kröger-Platzes wird zusĂ€tzliche VerkaufsflĂ€che fĂŒr einen Discount-Markt geschaffen als wichtiger Ankermieter am Quartiersplatz. Die Nutzung des Platzes als Markt wird weiter ausgebaut.
Die Erdgeschosszonen der bestehenden HochĂ€user werden durch eine transparente Gestaltung attraktiver Standort fĂŒr Gastronomie am Quartiersplatz

Wohnen: Private Wohnhöfe und GrĂŒnmantel

Der private Raum der bestehenden WohngebĂ€ude im Osten und SĂŒden des Planungsgebietes soll definiert und geschĂŒtzt werden. Zum einen werden durch ergĂ€nzende Neubauten Wohnhöfe geschaffen die, sich klar vom öffentlichen Raum abgrenzen, zum anderen wird der bereits vorhandene GrĂŒnmantel als optischer Puffer zwischen bestehender Wohnbebauung und Ă€ußerem Erschließungsring weiter gestĂ€rkt.

Freiraumgestaltung
Die FreirÀume werden in drei verschiedene Typologien unterteilt:
- GrĂŒngĂŒrtel
- GrĂŒne Innenhöfe
- FußgĂ€ngerzone

Der GrĂŒngĂŒrtel legt sich um das Wilhelmsburger Zentrum und wirkt wie ein durchlĂ€ssiger Filter zu angrenzenden Strassen und den Bahnanlagen. Gleichzeitig hat er vernetzenden Charakter mit den FreirĂ€umen der anschließenden Wohnquartiere. Durch die Verkleinerung und Umgestaltung der Algermissenstrasse sowie deren angrenzende ParkplatzflĂ€chen, entsteht ein linearer GrĂŒnzug innerhalb des GrĂŒngĂŒrtels, der das kĂŒnftige Haus der Jugend mit der Neuenfeldstrasse und der BrĂŒckenverbindung zur IGA verbindet.

Die GrĂŒnen Innenhöfe sind kĂŒnftig halböffentliche bis private Bereiche, die den Bewohnern der umschließenden GebĂ€ude zur VerfĂŒgung stehen. Durch eine Neuordnung der Höfe entstehen erdgeschossige MietergĂ€rten sowie zentrale GemeinschaftsflĂ€chen mit SpielplĂ€tzen. Die Höfe werden offen und ĂŒbersichtlich gestaltet. Geschnittene Hecken grenzen die privaten MietergĂ€rten von den GemeinschaftsflĂ€chen ab. Die grĂŒnen Innenhöfe werden zu kommunikativen Mittelpunkten fĂŒr Eltern, Kinder und Senioren.

Die FußgĂ€ngerzone wird zum neuen RĂŒckrad des Wilhelmsburger Zentrums. Sie bildet die stĂ€dtische Verbindung zwischen dem Haus der Jugend und den dahinter liegenden Quartieren mit dem Bahnhof und der BrĂŒckenverbindung zur IGA.
Die Zone wird mit einem einheitlichen, großformatigen Betonplattenbelag versehen. Innerhalb der FußgĂ€ngerzone weitet sich der Raum zu zwei platzartigen Situationen auf. Der Bibliotheksvorplatz und der Berta Kröger Platz bilden die kommunikativer Stationen der FußgĂ€ngerzone. Diese werden durch große Holzintarsien markiert, die wie Inseln im Betonplattenbelag schwimmen. Die „Leselounge“ und die „Marktlounge“ laden zum Verweilen, Beobachten, Essen und Ausruhen auf partiell erhöhten HolzflĂ€chen unter einem Baumdach ein. Ein Teil der bestehenden BĂ€ume könnten in die Holzlounge integriert werden. Eine Ausstattungslinie aus ebenfalls bodenbĂŒndigen HolzflĂ€chen mit partiellen SitzbĂ€nken, Leuchten, FahrradstĂ€ndern, Papierkörben, etc. verbindet die Aufenthaltsbereiche und markiert die Hauptrichtung der FußgĂ€ngerzone vom Bahnhof zum Has der Jugend.
Der Berta Kröger Platz wird durch die Marktlounge in einen offenen und einen besetzten Bereich zoniert. Dadurch entsteht ein zusammenhĂ€ngend nutzbarer Raum ohne Barrieren fĂŒr den Markt. Auf der Nordseite des Platzes begrenzen große Mastleuchten den Raum zusĂ€tzlich zu den angrenzenden GebĂ€uden.

Andienung / Busbahnhof
Die Andienung des WEZ wird fĂŒr Bus / Taxi / Parkhaus und Lieferverkehr im System beibehalten jedoch gestrafft und optimiert: HierfĂŒr wird ein neuer zentraler Omnibusbahnhof ausgebildet. 7 Bushaltestellen werden in Parallelstellung angeordnet und fĂŒr die Umfahrt von Gelenkbussen dimensioniert.

Ruhender Verkehr
Als ErgĂ€nzung zu den bestehenden ParkhĂ€usern wird ein weiteres Parkhaus auf der bestehenden ParkplatzflĂ€che zwischen Wilhelm-Strauß-Weg und Neunfelderstraße vorgeschlagen. Dieses soll vor allem Park-and-Ride-Nutzern zur VerfĂŒgung stehen.

Bauphasen
Der Umbau des WEZ kann in vier Bauabschnitte geteilt werden. In der ersten Bauphase wird die Riegelbebauung sĂŒdlich der Bahnhofspassage errichtet. Der Betrieb der bestehenden nördlichen Ladenpassage kann aufrechterhalten bleiben, da die introvertierte Orientierung grundsĂ€tzlich eine Erschließung der GeschĂ€fte ermöglicht. Erst bei Fertigstellung des SĂŒdbaus soll diese abgerissen werden. Bestehende LĂ€den können nun zeitnah in die neuen Erdgeschosszonen umziehen. In einer zweiten Phase wird eine neue Mantelbebauung um das bestehende Einkaufszentrum gezogen. Bauabschnitt Drei ersetzt die nördliche Bebauung des Berta-Kröger-Platzes zugunsten einer grĂ¶ĂŸeren und kompakten EinzelhandelsflĂ€che. Die Erdgeschosszonen der bestehenden HochhĂ€user werden fĂŒr gewerbliche Nutzung modernisiert. Im letzten Bauabschnitt werden schließlich die bestehenden Wohnriegel sinnvoll erweitert und ergĂ€nzt.
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Modellbild 1

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Modellbild 2

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