Eingeladene Mehrfachbeauftragung mit Vergütung und Auftragszusage zur Erstellung eines städtebaulichen und architektonischen Konzepts | 07/2022
Zukunft Münster 2050 – Quartiersentwicklung Moselstraße in Stuttgart-Münster
©joyjoy studio
Lebensraum Moselstraße
1. Preis
Stadtplanung / Städtebau, Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Erläuterungstext
ZUKUNFT MÜNSTER 2050
STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Vorgeschlagen wird eine differenzierte Urbanität, die die gegebene Dichte zu ihrem Vorteil nutzt. Die im vorstädtischen Gefüge nicht unmaßstäblich groß wirkt, aber dennoch eine Art Zentrum setzt.
• Die Baumasse „fließt“ frei ins Gelände und formiert sich an geeigneten Stellen zu Gebäuden.
• Sie konzentriert sich, um Platz zu sparen und den Freiraum zu vermehren – Naturbadeteich statt Bauplatz!
• Sie nimmt Rücksicht auf Nachbarn und Baumbestand – fast alle Bäume können erhalten werden!
• Sie bietet einen großen verbundenen durchgehenden, zugänglichen Freiraum mit einer Vielfalt von räumlichen Situationen, Ausblicken und Durchblicken.
• Sie baut sich konsequent dort auf, wo Bezüge und Synergien aufgenommen werden bzw. neu entstehen, ohne gegenseitige Beeinträchtigung.
Das Amalgam aus Riegel, Punkt und Terrassenhaus in unterschiedlichen räumlichen Ausdehnungen und Erschließungsweisen illustriert und initiiert vielfältige Arten und Möglichkeiten von Zusammenleben.
Im Westen entsteht nach Rückbau des Bestandes zwischen Moselstraße und Grünzug eine Freifläche ohne Bebauung, Der hier vorgeschlagene Naturbadeteich mit 50m Schwimmstrecke ist Mehrwert für das Quartier, den Grünzug und die weitere Umgebung und ist Kernstück des Regenwasser-Managements und wichtiger Baustein des Kleinklimakonzepts.
POTENTIAL STRASSE
In einer Zeit der sich verändernden Mobilität wird entlang der Straße viel Platz frei. Und damit städtebaulicher Spielraum! Die Straße verschmilzt mit dem übrigen Freiraum zu einem hochwertigen aneigenbaren Lebensraum für alle. Baumasse rückt in der Folge an sie heran, ragt über sie, fällt anderswo weg.
Die neue Moselstraße ist die aktive Ader des Quartiers und Baustein der polyzentrischen Stadtregion, ein lebendiger Stadtraum urbaner Intensität, in dem sich Wohnen und Arbeiten, Freizeit, Kultur und Kommunikation mischen. Es entsteht die einzigartige Identität Moselstraße.
Die Umformulierung der (Mosel)straße von der Verkehrsader zum Lebensraum bedarf auch einer neuen Erscheinungsform. Shared Space aller Benutzer, die Schwächeren zuerst. Die Überbauungen spenden Schatten und Witterungsschutz.
BAUGENOSSENSCHAFT
Verschiedenste Arten des Wohnens für alle Bedürfnisse, Herkünfte und Alter bilden zusammen mit wohnnahen Nutzungen, Gewerbe und Produktion Orte mit Identität und Charakter. Das neue Zuhause für die Baugenossenschaft und Hinzugekommene.
Das Selbstverständnis der Genossenschaft ist der Gemeinsinn ihrer Mitglieder. Ohne Profit-Orientierung, ohne Zwang zu Engagement aber mit verlockenden Angeboten.
Zur anteiligen Selbstversorgung der Bewohnerschaft stehen neben den privaten Freiräumen ein großes Glashaus und Anbauflächen auf gemeinschaftlichen Terrassenflächen zur Verfügung.
ENERGETISCHES KONZEPT / BAUKLIMATIK
Das neue Quartier versorgt sich zu 100% selbst mit Energie. Photovoltaik, kompakte Baukörper, Geothermiepfähle und Wärmepumpen gewährleisten die energetische Selbstversorgung auf höchstem Komfortniveau. Wärmeabgabe und eventuell Stützkühlung erfolgen über Estrichaktivierung. Die Einbindung des bestehenden oder eines Eisspeichers macht Sinn.
KONSTRUKTION/ MATERIALIEN
Die Bauwerke sind in effizienter Leichtbauweise geplant. Modular und vorgefertigt. Kurze und leise Bauzeit für gute Nachbarschaft. Holz als Baustoff dient als langfristiger CO2-Speicher, die Bauteile und Baustoffe sind trennbar, wieder verwertbar und die Raumstrukturen anpassbar. Die Häuser werden in modularen, erprobten Holzbautechnologien hergestellt. Einfache Primär-konstruktion mit klarer vertikaler Lastabtragung – auch über wechselnde Programmierung, mit moderaten Spannweiten. Fassaden als modulare, vorgefertigte Leichtbaufassaden mit unterschiedlichen Deckschalen.
FUNKTIONEN
Wohnformen sind vielfältig, flexibel, z.T. experimentell – und typologisch schon im jetzigen Planungsstand im Projekt enthalten: Private Freiflächen gibt es in Form von Loggien, Balkonen und Terrassen. Private Freiräume werden individuell oder gemeinschaftlich genutzt, Keine privaten Freiräume im Erdgeschoß, alles frei zugänglich. Ein nennenswerter Anteil von leistbaren Wohnungen sind auch für NutzerInnengruppen geeignet, die von der bisherigen Wohnungsproduktion der letzten hundert Jahre ausgegrenzt wurden (Patchworkfamilien, Besuchskinder, Wahlverwandtschaften...) – zum Beispiel “Raum statt Zimmer”-Modelle oder das “Willst Du wirklich wohnen wie deine Mutter”-Modell.
FREIRAUM & KLIMA
Halböffentliche Mikronachbarschaften im Freien sind als quartiersgemeinsame Aneignungsflächen konzipiert. Spielbereiche verteilen sich über das ganze Baufeld, mit verschiedenen Themen und altersspezifischen Inhalten. Kleinkinder-Spielbereiche sind jeweils nahe den Mikronachbarschaften. Der bestehende Spreeweg wird um einen barrierefreien (ohne Stufen) Serpentinenweg ergänzt. Die Topographie im Bereich des Kindergartens wird als Spielkante zum Klettern und Rutschen neu definiert. Als quartiersübergeordnete, neue Freiraumqualität vervollständigt der Badeteich zwischen Naturkorridor und Quartiersplatz das zukünftige Freizeit- und Sportangebot.
Die Gebäudeanordnung richtet sich nach dem Baumbestand. 99% der Bestandsbäume werden erhalten und doppelt so viele werden neu gepflanzt - somit ergibt sich ein Vorsprung von 30-50 Jahren im Bezug auf CO2, Verdunstung, Kleinklima!
Grüne und blaue Infrastruktur, Verschattungen, überbaute Flächen und Gebäudebegrünung leisten ihren kleinklimatischen Beitrag. Das gesamte Regenwasser wird am Grundstück versickert bzw. verdunstet. Alle Flächen sind unversiegelt. Die offenen Belagsstrukturen optimieren das Regenwassermanagement, der Platzbedarf für Sickermulden ist minimiert. Die Dächer sind als Retentionsdächer ausgebildet, der Teich übernimmt den gedrosselten Ab- und Überlauf.
Die obersten Dächer werden für Photovoltaik genutzt. Hier können sich besonders sensible Tier und Pflanzenarten ansiedeln.
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Strukturplan
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Modell
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Lageplan
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Erdgeschoss
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Funktionen
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Ansichten
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Schnitte Haus zum Park
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Ansicht Moselstraße - Haus zum Park