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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 11/2021

Zukunftsstadt Norderstedt Kleinstwohnungen

Haus 1

Haus 1

Anerkennung / Los 1

Preisgeld: 10.000 EUR

Felix Henri Rebers

Architektur

SPOT Architektur + Stadt

Architektur

Erläuterungstext

Haus 1 stellt sich der ambitionierten Herausforderung, eine Kleinstwohnung vertikal zu organisieren. Durch die Verteilung der Wohnfläche auf zwei Geschosse kann diese räumlich und inhaltlich stärker ausdifferenziert werden, wodurch eine Nutzung der Wohnungen von bis zu zwei Personen, beispielsweise einem Paar, denkbar wird.
Dabei dreht sich alles um ein zentral platziertes Treppen- und Möbelelement, das die Wohnungen erschließt, gliedert und Stauraum bietet. Im unteren Geschoss wird der zur Verfügung stehende Wohnraum mittels Einbaumöbel maximal effizient genutzt.
Im OG ist dann Raum für individuelle Einrichtung. Auch der Luftraum über der Treppe wird nicht verschwendet, sondern kann über eine Leiter erklommen und als Hochbett oder Dachboden genutzt werden. Jede Wohnung verfügt über einen privaten Balkon, die Wohneinheiten im EG zusätzlich noch über eine private Terrasse.
Das Gebäude wird über breite Laubengänge erschlossen, die als zufälliger Treffpunkt die Kommunikation innerhalb der Hausgemeinschaft fördern.
Das Gebäude besteht aus Wohnungsmodulen, die unter kontrollierten Bedingungen in hoher Qualität seriell vorgefertigt werden. Die Bauzeit wird so gegenüber klassischen Bauweisen verkürzt, was Kosten spart. Die Module werden durch einen Vermittlungsbau verbunden, in dem sich die Balkone und der Laubengang geschossweise abwechseln.

Haus 2 Barrierefrei
Das Gebäude weist einen klar gegliederten Grundriss mit West/ Ost Ausrichtung auf. Alle Wohneinheiten verfügen über einen privaten, eingehausten Balkon. Der eingestellte Bad Kubus gliedert die Wohnung in zwei gleich große Raumeinheiten. Die Größe der Raumeinheiten ermöglicht es den zukünftigen Bewohnern selbst über die Möblierung und Aufteilung der Wohnung zu entscheiden. So kann nach Bedarf zum Laubengang geschlafen und gearbeitet werden oder aber auch zur ruhigen, Balkonseite. Genauso verhält es sich mit dem Wohn/ Essbereich, auch hier kann der Bewohner selbst über eine mögliche Platzierung und Möblierung entscheiden.
Der eingestellte Badkubus 3,5m² und die gegenüberliegende Küchenzeile bilden eine räumlich, fest installierte Konstante des Entwurfs. Der großzügig ausformulierte, vorgelagerte Laubengang, übernimmt die Funktion der Erschließung lädt darüber hinaus zum verweilen ein. Pro Geschoss befinden sich jeweils zwei Sharing Shelves auf dem Laubengang, welche je nach Bedarf Stauraum für die Bewohner anbieten. So können z.B. Gebrauchsgegenstände, wie Staubsauger, Bügeleisen, Werkzeuge aber auch Bücher und Vasen dort abgelegt und zum Teilen freigegeben werden.

Haus 3 Nachhaltigkeit

Flächensuffizienz durch Clusterwohnungen
Durch die Clusterwohnungen wird der individuelle Wohnflächenverbrauch der Bewohner gegenüber des bundesweiten Durchschnitt (im Jahr 2020: 47,4 m²) deutlich reduziert. Trotzdem können die Bewohner des Hauses insgesamt deutlich mehr Fläche nutzen - je nach Clusterwohnung 92 m².
Dagegen beträgt die durchschnittliche Wohnfläche pro Bewohner nur 37 m².

Wohnungsmix
Im Erdgeschoss befinden sich zwei etwas größere 2 Zimmer Wohnungen mit 42 m². Außerdem gibt es im Erdgeschoss zwei 2er-Cluster je mit einer Kernwohnung über 20 m² und je einer Kernwohnung über 28 m² und Gemeinschaftswohnbereich mit 14 m². In den Obergeschossen befinden sich die 4er-Cluster. Dabei sind vier kleine Kernwohnungen mit 20 und 28 m² um eine Gemeinschaftswohnung mit 46 bzw. 50 m² angeordnet.

4 Säulen der Nachhaltigkeit
1) Suffiziente Wohnformen: Kleinstwohnungen reduzieren den Flächenund Ressourcenverbrauch. Das Prinzip der Clusterwohnung ermöglicht gleichzeitig trotzdem mehr zu bekommen indem man bestimmte Flächen teilt und gemeinsam nutzt.
2) Nachhaltige Baumaterialen: Das Gebäude ist in Massivholzbauweise konstruiert. Holz als nachwachsender Rohstoff speichert Kohlendioxid, beinhaltet wesentlich mehr Energie als zu seiner Gewinnung notwendig ist und fördert ein wohnliches und behagliches Wohnklima.
3) Ökologische Bauweise: Demontierbare Verbindungen (schrauben statt kleben) ermöglichen die spätere Weiterverarbeitung der Bauteile. Durch den Verzicht auf einen Keller wird die Flächenversiegelung reduziert.
4) Nachhaltiger Gebäudebetrieb: effiziente Wärmedämmung, Photovoltaik und Gründach sowie der Einsatz einer Luft - Wasser Wärmepumpe ermöglichen einen ressourcensparenden Betrieb des Gebäudes.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit hat sich die Mühe gemacht, für jede Aufgabenstelle eine individuelle Lösung, vor allem in Bezug auf die Grundrisse, zu erarbeiten. Sie hat diese in großer Detailgenauigkeit und mit innovativen Ideen dargestellt. Aufgrund dieser unterschiedlichen Herangehensweisen wurden die einzelnen Entwürfe unterschiedlich diskutiert und bewertet.
Aufgabe 1: Als einzige Arbeit wurde hier eine Maisonettelösung für das kostengünstige Wohnen erarbeitet. Diese bietet sehr unterschiedliche Nutzungsflächen sowie private und gemeinschaftliche Außenflächen an. Trotz dieser Vorzüge wird diese Lösung kritisch betrachtet, da sie durch die Mehrgeschossigkeit eine hohe Mobilität von den Bewohnerinnen und Bewohnern verlangt und somit für bestimmte Altersgruppen nicht nutzbar ist. Zudem entstehen durch die Anordnung der vier Einzelgebäude ein hoher Flächenbedarf und hohe energetische Kosten, sodass die Arbeit in Bezug auf die Lebenszykluskosten pro Quadratmeter (LCC) einen schlechten Wert aufweist und das Ziel von 350 € Warmmiete weit verfehlt. Positiv wird die gute Mischung an privaten und gut nutzbaren, gemeinschaftlichen Freiflächen gesehen. Die serielle und nachhaltige Herstellung der Module in Vorfertigung scheint möglich, ist jedoch in Hinblick auf Anlieferung fragwürdig. Die Module sind zu groß.
Aufgabe 2: Der zweite Entwurf bietet eine überzeugende Lösung für kleine, barrierefreie Wohnungen. Besonders die Flexibilität in der Nutzungsaufteilung (Tausch von Wohn- und Schlafbereich) ist hier hervorzuheben. Die Barrierefreiheit ist eingehalten. Die Stellplatzanordnung scheint plausibel. Auch der Laubengang mit den kleinen, individuellen Sitzbereichen kann mit seinem Potenzial zu mehr Gemeinschaftsbildung überzeugen. Allerdings bewirkt dieser zusammen mit den Balkonen ein ungünstiges Volumenverhältnis und damit einen schlechten LCC-Wert. Die Warmmiete liegt weit über dem geforderten Höchstmaß.
Aufgabe 3: An diesem Entwurf überzeugt die kompakte und ökologische Bauweise, die zu einer guten Gesamt-Ökobilanz führt, die langfristig CO2 einspart. Es handelt sich um ein gutes Beispiel, das Nachahmung anstoßen sollte. Die Grundrisse der Clusterwohnungen bieten einen erfrischend neuen Wohncharakter. Kritisiert wurde der Eingang in die Kernwohnung durch die Küche und, dass einzelne Einheiten teilweise große Balkone, Gemeinschaftsflächen, jedoch keine Balkone vorweisen (heilbar). Ein Fahrstuhl fehlt (auch heilbar).
Der Außenraum bietet ein großes Angebot an Nutzungen und Rückzugsbereichen.
Insgesamt wird auf die schlechte Akustik bei Holzbauten hingewiesen, die entsprechende Lösungen fordern. Einige Fassaden wirken zudem unruhig.

Beurteilungstext zur Nachhaltigkeit:
Die Energie- und Nachhaltigkeitskennwerte – Kompaktheit und Energiebedarf – variieren durch die Unterschiedlichkeit der drei Entwürfe. Während Aufgabe 1 im Vergleich zu den anderen Entwürfen am wenigsten kompakt ist, liegt die Aufgabe 2 im Wettbewerbsmittel. Die dritte Arbeit hingegen zeigt einen sehr kompakten Baukörper. Durch den hohen potenziellen Eigendeckungsgrad haben Aufgabe 2 und 3 den geringsten spezifischen Energiebedarf im Vergleich zu den anderen Wettbewerbsbeiträgen. Zusätzlich hat die dritte Arbeit geringe Energiekosten und durch ihre Holzbauweise eine günstige Ökobilanz über 50 Jahre. Aufgabe 1 hat infolge des unvorteilhaften A/V-Verhältnis einen hohen Energiebedarf, was auch der hohe potenzielle Eigendeckungsgrad nicht ausgleichen kann. Zudem hat dieser Entwurf im Wettbewerbsvergleich die höchsten Lebenszykluskosten. Die Entwürfe für die Aufgaben 1 und 2 sorgen für gute Tageslichtverhältnisse, der mittlere bis hohe Fensterflächenanteil O/W und das nicht vorhandene Sonnenschutzkonzept sorgen jedoch für ein mäßiges bis ungünstiges Raumklima. Zudem ist die Querlüftung bei Aufgabe 3 eingeschränkt. Weiterhin sind die Nutzungseinheiten bei allen drei Arbeiten eingeschränkt flexibel. Die Barrierefreiheit nach ready plus wird bei Aufgabe 2 weitestgehend eingehalten, wobei die Dimensionierung der Sanitäreinrichtung in den Wohneinheiten noch nicht dem ready plus-Standard entsprechen.
Haus 2

Haus 2

Haus 3

Haus 3

Haus 1

Haus 1

Haus 1

Haus 1

Haus 1

Haus 1

Haus 2

Haus 2

Haus 2

Haus 2

Haus 2

Haus 2

Haus 2

Haus 2

Haus 2

Haus 2

Haus 3

Haus 3

Haus 3

Haus 3

Haus 3

Haus 3