Ein Jahr nach der für ungültig erklärten Besetzung des Direktor*innenpostens für die Bundesstiftung Bauakademie ist die Position erneut ausgeschrieben worden. Dabei wurde das Stellenprofil merklich abgeschwächt. Forderte die im Juni vergangenen Jahres publizierte Jobanzeige beispielsweise, dass „der/die Kandidat*in (m/w/d) über ein abgeschlossenes, für die Themen der Bauakademie relevantes universitäres Hochschulstudium“ verfügen soll, ist nun lediglich von einem „abgeschlossenen Universitätsstudium“ die Rede.

Auch sollten Kandidat*innen 2019 in der „Welt des Bauens angesehen“ sein sowie Erfahrungen mit „Projekten und Formaten mehrdimensionaler Kommunikation (Museen, Ausstellungen, Messen, Festivals und Konferenzen)“ haben. Nun sollen die Bewerber*innen „überzeugende und engagierte Führungspersönlichkeiten“ sein und lediglich Erfahrung in der Leitung größerer Institutionen nachweisen. Gleichzeitig solle man ein grundlegendes Verständnis der unterschiedlichen Disziplinen mitbringen und Akteure für die Themen der Bauakademie gewinnen.

Stiftung schweigt zu den Hintergründen der Änderungen

Warum die beim Bundesinnenministerium angesiedelte Stiftung die Jobausschreibung derart verändert hat, erklärt sie auf Anfrage unserer Redaktion nicht. Für Beobachter*innen ist allerdings klar: Die Stiftung reagiert damit auf die Welle der Empörung, welche die Ernennung des Umweltstaatssekretärs Florian Pronold (SPD) zum Gründungsdirektor der Stiftung ausgelöst hatte. Dieser erklärte gegenüber competitionline, sich auch angesichts der deutlich aufgeweichten Stellenausschreibung nicht noch einmal bewerben zu wollen.

Gegen die Ernennung Pronolds gab es viel Widerstand. So sprach die frühere Grünen-Politikerin Franziska Eichstädt-Bohlig von einer „höchst peinlichen Entscheidung“ und riet dem SPD-Politiker zum schnellstmöglichen Rückzug, „damit das Projekt Bauakademie nicht auch noch zu Schaden kommt“. Mehr als 500 Architekt*innen, Wissenschaftler*innen und Künstler*innen hatten zudem in einem offenen Brief gegen die Besetzung protestiert und behauptet, dass Pronold „keine einzige der geforderten fachlichen Kompetenzen aufweisen“ könne. Dies wies der Politiker im Interview mit competitionline von sich.

Das Projekt

In der Mitte von Berlin soll die Nationale Bauakademie Berlin an ihrem ursprünglichen Standort neu errichtet werden. Das im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel entstandene Gebäude diente als Lehranstalt des Bauwesens. 1945 brannte es bei einem Bombenangriff aus. Seit 2004 ist die Bauakademie über ein Gerüst mit vorgehängten, bedruckten Planen in ihrer Kubatur im Berliner Stadtraum wieder erlebbar. 2016 entschied der Bund, dass die Akademie mit 62 Millionen Euro nach historischem Vorbild rekonstruiert werden soll. Auf 5000 bis 6000 Quadratmeter Nutzfläche solle eine Denk- und Kreativfabrik entstehen, „die Wissenschaft und Kunst, Forschung und Lehre, Theorie und Praxis unter einem Dach zusammenführt“, so die damalige Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD).

Hinter der Kritik steht laut Beobachter*innen aber nicht nur die angezweifelte fachliche Eignung Pronolds. Der Protest, der letztlich zu Klagen gegen die Personalie und in der Konsequenz dessen Rückzug führte, brachte auch die intransparente Vergabe des Postens ans Tageslicht. „Die Anforderungen an die Personen in der Ausschreibung für den Direktor wie auch für die Stellvertretung hat die Findungskommission festgelegt und war nicht jedem Stiftungsratsmitglied bekannt“, sagte damals Hagen Reinhold, der für die FDP im Stiftungsrat sitzt.

In den Gerichtsverfahren ging es um die Frage, ob die Stiftung, die mit Millionen aus dem Bundeshaushalt getragen wird, zu Recht einen privatrechtlichen Status hat. Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg entschied letztlich, dass das Konstrukt aufgrund der abhängigen Finanzierung als öffentliche Stiftung anzusehen ist und jede*r Bürger*in Zugang zu dem Amt haben muss – nicht nur die/der von der Stiftung Ausgewählte.

Entsprechend offen ist die Neuausschreibung des Direktorenpostens nun formuliert. Und auch das Bewerbungsverfahren wurde geändert. So sortiert zukünftig nicht mehr der Personaldienstleister Kienbaum die Kandidat*innen vor – dies übernimmt direkt die Findungskommission, die zudem neu zusammengesetzt wurde. Neben unter anderem der Bundesarchitekten- und der Bundesingenieurkammer ist dieses Mal mit FDP-Mann Reinhold auch die politische Opposition in dem Gremium vertreten.

eat city-Wettbewerb

Backe, backe, Bauakademie – das ist das Motto des diesjährigen competitionline-Backwettbewerbs eat city. Die Teilnehmer*innen sollen schaffen, woran die Politik, Verbände, Kammern und andere Beteiligte seit Jahren scheitern: der Schinkel’schen Bauakademie neues Leben einhauchen. Egal ob Kuchen, Torte, Pudding oder Auflauf: Gestalte mit essbaren Materialien deine Zukunftsvision einer Denk- und Kreativfabrik, die Wissenschaft und Kunst, Forschung und Lehre, Theorie und Praxis sowie die Vermittlung von Architektur, Handwerk und Bau an Groß und Klein unter einem Dach zusammenführt. Teilnehmen können kleine und große Künstler*innen bis zum 15. Januar 2021.

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