Dort, wo unser publizistisches Jahr 2018 angefangen hat, beginnt auch das politische Jahr 2019: in London. Reporterin Katja Trippel gab einen humorvollen Einblick in die Londoner Stadtplanung. Diese strebt vor allem in die Höhe, allerdings, so Trippels Fazit, ohne wirklichen Masterplan. Ähnlich orientierungslos debattieren derzeit die britischen Abgeordneten in Europas ältestem Parlament an der Themse, wie sie Europa ohne allzu große Blessuren wieder loswerden können. Schon jetzt wirkt sich der Brexit neben vielen anderen Faktoren bremsend auf unsere Konjunktur aus. Wie gut, dass wir diese 2018 ausführlich und von allen Seiten beleuchtet haben.

„Trendwende in Sicht“

So überschrieben wir im März den Leitartikel zum competitionline Ausschreibungsmonitor 2018, Deutschlands umfangreichste Statistik über Planungsleistungen für Architekten und Ingenieure. Abflachen der Wachstumskurve, Stagnation im Wohnungsbau, Ende des freien Falls des Wettbewerbsanteils, Auflösung des Nord-Süd-Gefälles – selten hat der Ausschreibungsmonitor so viele Fragen aufgeworfen wie in diesem Jahr. Die für Sie, liebe Leserinnen und Leser, zentralen haben wir in den Wochen darauf aufgegriffen und beantwortet. Etwa, woran es liegt, dass die Baubranche boomt, aber nicht alle Büros davon profitieren: Was machen die einen richtig, die anderen falsch, und was kann man davon lernen? Welche ist die richtige Strategie in Zeiten von prall gefüllten Auftragsbüchern: wachsen oder bewusst klein bleiben? Personal aufstocken oder nicht? Rücklagen bilden oder lieber in die Entwicklung investieren?

Die Großen bauen, bis es keinen Boden mehr gibt, die Kleinen suchen ihre Nische. So lässt sich der Boom in der Baubranche zusammenfassen.

Die Großen bauen, bis es keinen Boden mehr gibt, die Kleinen suchen ihre Nische. So lässt sich der Boom in der Baubranche zusammenfassen.

Alles mitnehmen, was geht, lautete die Antwort von Immobilienökonom Tobias Just. Aber: „Lieber die Tische erst mal enger stellen, bevor man die Nutzungsfläche verdoppelt“, warnte Just vor allzu großer Risikofreude. Und erinnert an das antike Rom. Dort habe hinter dem Feldherrn immer ein Warner gestanden und ihm ins Ohr geflüstert: Denke daran, dass du sterblich bist. „Den Triumphzug kann man ja trotzdem genießen“, so Justs Kommentar.

Neue Startseite, neue Adresse

Auch für uns competitionliner war 2018 ein aufregendes Jahr: Unser 15-jähriges Jubiläum feierten wir mit dem Launch der neuen, mobil optimierten competitionline-Startseite. Außerdem sind wir umgezogen: Seit Ende November arbeiten wir im Frizz23, ein Leuchtturmprojekt der Kreativwirtschaft in der Nähe des Checkpoint Charlie, das aus Deutschlands erster gewerblicher Baugruppe hervorgegangen ist – lesen Sie hier mehr über dieses spannende Projekt. Von hier aus werden wir Sie hoffentlich auch die nächsten 15 Jahre mit geschäftsentscheidenden Informationen versorgen.

Wohnungsbau ohne Architekten...

Dass der Wohnungsbau mittlerweile ohne Architekten abgewickelt wird, beobachtete meine Kollegin Kirsten Wenzel: Der Kampf gegen Wohnungsmangel präge die gesellschaftliche Agenda, doch die Ausschreibungen von Wohnungsbauten stagnieren. „Während in Davos auf gutmeinende Deklarationen angestoßen wird, rücken Architekten und mit ihnen die Baukultur in den Hintergrund“, so ihr Fazit mit Anspielung auf die Anfang 2018 verabschiedete Deklaration „Towards a high-quality Baukultur for Europe“.

...und ohne Mitarbeiter keine Konjunktur

Eines zeigte sich im vergangenen Jahr ganz deutlich: Der Schuh drückt die meisten Büros am stärksten beim Recruiting. Dem Halten und Gewinnen geeigneter Mitarbeiter haben wir 2018 daher acht Artikel gewidmet. So haben wir nachgefragt, was Arbeitergeber bieten müssen, um an qualifizierte Architekten und Ingenieure zu kommen, was der Nachwuchs will und wer das Zeug zum Lieblingsarbeitgeber der kommenden Generation hat oder mit welchen Bandagen in anderen Kreativbranchen um Nachwuchs gekämpft wird.

In anderen Branchen wird teilweise schon mit ganz anderen Mitteln um Nachwuchs geworben. Architekten geraten noch mehrheitlich über klassische Stellenanzeigen an ihre Jobs.

In anderen Branchen wird teilweise schon mit ganz anderen Mitteln um Nachwuchs geworben. Architekten geraten noch mehrheitlich über klassische Stellenanzeigen an ihre Jobs.

Deutlich wurde, dass sich Arbeitgeber schon längst nicht nur bei erfahrenen Mitarbeitern, sondern auch bei talentierten Absolventen bewerben müssen. Die kommende Generation hat mitbekommen, was sie wert ist und fordert es auch ein. „Mit der aktuellen Situation am Arbeitsmarkt hat meine Generation die Möglichkeit, alle zwei Jahre das Büro zu wechseln und nimmt sie auch wahr“, gab eine der befragten Absolventinnen zu Protokoll.

Was sich sonst am Arbeitsmarkt tut, wer wohin wechselt, wo Generationswechsel stattfinden oder welche Büros künftig gemeinsame Wege gehen, haben wir 2018 selbstverständlich auch gemeldet: Sie brauchen nur nach dem Themenreiter „Personalia“ Ausschau zu halten. Falls sich in Ihrem Büro oder Umfeld etwas tut, melden Sie es uns gerne. Wir wollen potenzielle Mitarbeiter und Partner auf dem Laufenden halten.

Wer als Arbeitgeber attraktiv sein möchte, muss gut organisiert sein. Daher spielte auch das Thema Büroorganisation 2018 auf competitionline eine Rolle. So fragte sich meine Kollegin Myrta Köhler, welche Büromanagementsoftware für welches Büro die richtige ist. Dafür interviewte sie mehrere Büros unterschiedlichen Zuschnitts.

Wir haben Architekturbüros nach ihrer Büromanagementsoftware gefragt und elf Lösungen vorgestellt.

Wir haben Architekturbüros nach ihrer Büromanagementsoftware gefragt und elf Lösungen vorgestellt.

Trockener Sommer trotz Hochwasserschutz

Skandal! Obwohl wir zum Jahresbeginn eine Artikelserie zum Thema Hochwasserschutz brachten, überraschte der Rest des Jahres „mit ohne Niederschlägen“ und mediterranen Temperaturen. Den Sommer überbrückten wir daher mit der erfrischenden Ferienumfrage „Wie und wo Architekten Urlaub machen“, schrieben zum Auftakt der Fußballweltmeisterschaft über die Villen der Fußballstars, berichteten, wie aus einer Sommerloch-Teilnahme ein Wettbewerbs-Megaerfolg in China wurde und starteten unsere breit angelegte Serie zum Thema Berufswege.

Wie aus einer Sommerloch-Laune ein Megaerfolg in China wurde: Der Danaoke Mountain Park in Shenzhen von Atelier Loidl Landschaftsarchitekten.

Wie aus einer Sommerloch-Laune ein Megaerfolg in China wurde: Der Danaoke Mountain Park in Shenzhen von Atelier Loidl Landschaftsarchitekten.

Unser Artikel über den wettbewerblichen Dialog um den Masterplan für den neuen Stadtteil Oberbillwerder in Hamburg-Bergedorf – auf autobasierten Individualverkehr sollte in den Planungen weitgehend verzichtet werden –, deutete unser Herbstprojekt bereits an: Wie gehen wir eigentlich mit dem Freiraum um, der dank zukünftiger Mobilitätskonzepte in unseren Städten verfügbar wird – so zumindest die steile, zugrunde liegende These.

Beispiele fanden wir in Singapur, Helsinki, aber auch in den Schubläden experimentierfreudiger Visionäre.

Erfolgsrezepte

Der Rest des Jahres konzentrierte sich wieder auf den durchgängigen roten Faden unserer Berichterstattung: Wie können Büros im Wettbewerb erfolgreich sein? Die Gewinner des diesjährigen competitionline Rankings der erfolgreichsten Wettbewerbsbüros in Deutschland verrieten uns, wie sie ticken und was ihren Erfolg ausmacht. Soviel sei verraten: Fast immer stecken dahinter sehr gut funktionierende Partnerschaften – seien es vier beste Freunde, die auch nach 17 Jahren einander blind vertrauen, zwei Inhaber, die sich perfekt ergänzen, gerade weil sie so unterschiedlich sind, oder acht auf sechs Standorte verteilte Partner, die es schaffen, Nachwuchs für ein Großbüro mit Tradition zu begeistern und so den Zauber des Aufbruchs zu erhalten.

Mit einer groß angelegten Umfrage unter den Besten konnten wir außerdem herausfiltern, welche Mittel es jenseits kreativer Genialität gibt, um die Erfolgsaussichten zu steigern.

Und wir haben sogar noch eine Schippe draufgelegt und analysiert, was die Erstplatzierten der competitionline-Rankings 2011 bis 2018 richtig machen. Ekelhaft, nicht wahr? Aber Sie lesen uns schließlich, um inspiriert zu werden und erfolgreich zu sein!

Wie gewinnt man Wettbewerbe? Wir fassten die Lehren aus acht Jahren competitionline-Ranking in zehn Erfolgsrezepten zusammen.

Wie gewinnt man Wettbewerbe? Wir fassten die Lehren aus acht Jahren competitionline-Ranking in zehn Erfolgsrezepten zusammen.

Am Jahresende waren es 248 Artikel, Umfragen, Auswertungen, Hintergrundberichte, Porträts, Interviews, Kommentare und Meldungen – natürlich auch zu vielen weiteren Themen als den oben genannten.

Ganz herzlichen Dank, dass wir diese aufregende Zeit mit Ihnen durchleben durften. Den nächsten Text von uns bekommen Sie erst wieder am 8. Januar zu lesen. Versprochen.

Einen guten Jahresbeginn wünscht Ihnen Ihr

Nicolai Blank

Chefredakteur