Am Ende ging es dann doch ganz schnell: Ohne Gegenstimme kürte die Jury um Petra Vonhof-Anderhalten und Klaus Bollinger nach zwei kurzweiligen digitalen Sitzungstagen die Gewinner des competitionline campus Awards 2021. “Wie immer hat es großen Spaß gemacht”, freute sich Jurymitglied Klaus Bollinger hinterher. “Der Award ist eine wirklich tolle Sache, weil wir stets auf inspirierende Arbeiten treffen und einen Einblick davon bekommen, was an Architektur- und Ingenieurfakultäten geleistet wird”, so der Bauingenieur und Professor für Tragwerkskonstruktion an der Universität für angewandte Kunst Wien.

Das Preisgericht und seine Helfer*innen, v. l. n. r.: Organisatorin Carolin Boldt und Chefredakteur Nicolai Blank von competitionline, Petra Vondenhof-Anderhalten, competitionline Herausgeber Dirk Bonnkirch, Fahim Mohammadi, Klaus Bollinger, Julien Mann (competitionline) und Lena Kleinheinz von magamaarchitecture

Das Preisgericht und seine Helfer*innen, v. l. n. r.: Organisatorin Carolin Boldt und Chefredakteur Nicolai Blank von competitionline, Petra Vondenhof-Anderhalten, competitionline Herausgeber Dirk Bonnkirch, Fahim Mohammadi, Klaus Bollinger, Julien Mann (competitionline) und Lena Kleinheinz von magamaarchitecture

Sieben eingereichte Projekte durften sich beim competitionline campus 2021 über Auszeichnungen freuen. Das waren so viele wie noch nie. Neben der Qualität der Beiträge war das auch dem Umstand geschuldet, dass die Bewertungskriterien milder formuliert worden waren als in den Jahren zuvor. Statt ausschließlich auf den innovativen Charakter der Arbeiten abzuzielen, durften auch “einzigartige Projekte von Architektur- und Ingenieurfakultäten” bepreist werden. 

Die Preisträger*innen auf einen Blick

Studierende:

1. Preis (1000 €): "Stadtkrone_Hafenplatz Berlin” von Guisong Zhang und Mengyue Feng, TU Braunsschweig

Absolvent*innen:

Anerkennung (250 €): "Voga veneta - Ein Ruderverein im Arsenale di Venezia" von Maximiliane Sattler, RWTH Aachen

Anerkennung (250 €): "Zur Bedeutung des Stofflichen" von Fabian Stenmanns, TU Dortmund

Fakultäten:

  • 1. Preis (1250€): "Mikrowohnen barrierefrei?" vom Aufbaustudiengang Bühnenbild, Szenischer Raum, Modell+Design der TU Berlin
  • Anerkennung (750€): "Klimawald Höxter" von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe
  • Lobende Erwähnung: "Architektur Leitsystem" vom Fachbereich Architektur der Hochschule Darmstadt
  • Lobende Erwähnung: "#baukofüralle - Grundlagen der Baukonstruktion" von der Fakultät Architektur der TU Dresden

Die Bandbreite der Einreichungen war entsprechend groß. Insgesamt nahmen 126 Projekte von 57 Universitäten aus sieben Ländern am Wettbewerb teil. Die Vielfalt der Themen reichte von Architektur-Comics (“Superheldenversteck Brüssel” von Lorenz Kaiser von der FH Dortmund) über das Lehr- und Forschungsprojekt “Klimawald Höxter” (siehe unten) bis hin zu dem Versuch, mittels eines von künstlicher Intelligenz gesteuerten Entwurfsprozesses neue bauliche Strukturen aus Abfallmaterialien zu erzeugen (“Reform Standard” von Chien-Hua Huang von der Universität für angewandte Kunst Wien). Nach einer Vorauswahl wurden 52 Projekte vom Preisgericht begutachtet und bewertet.

Das Ergebnis fiel einstimmig aus.

1. Preis in der Kategorie Studentenarbeiten: “Stadtkrone_Hafenplatz Berlin” von Guisong Zhang und Mengyue Feng, TU Braunsschweig

Von den insgesamt 20 zu bewertenden Projekten dieser Kategorie qualifizierten sich drei Arbeiten für die engere Wahl. Darunter waren die Projekte 

  • Swaying Straws” von Fabian Eidner und Theodor Reinhardt von der HTWK Leipzig, eine Untersuchung der Potenziale und Grenzen innovativer Fertigungstechnologien und Konstruktionsmethoden zur Realisierung gekrümmter Leichtbaustrukturen mit Hilfe einer digital-vollautomatisierten Prozesskette zur parametrisch-gestützten Knotengenerierung und ihrer additiven Fertigung,

  • InterCube” von Cayetano Garcia Cachay und Cornelius Carl von der Universität Stuttgart, eine mittels einer App und Virtual Reality gestaltete modulare Mischnutzungs-Brücke am Neckar,

  • sowie der spätere 1. Preis “Stadtkrone_Hafenplatz Berlin” von Guisong Zhang und Mengyue Feng von der Technische Universität Braunschweig.

Kamen in die engere Wahl: Swaying Straws (links) ist eine Konzeptstudie zur seriellen Fertigung von gekrümmten Fassaden- und Dachkonstruktionen. InterCube (rechts) nutzt eine App sowie Virtual Reality zur Planung von modularen Baukörpern.

Kamen in die engere Wahl: Swaying Straws (links) ist eine Konzeptstudie zur seriellen Fertigung von gekrümmten Fassaden- und Dachkonstruktionen. InterCube (rechts) nutzt eine App sowie Virtual Reality zur Planung von modularen Baukörpern.

"Stadtkrone_Hafenplatz Berlin" überzeugte die Jury vor allem durch seinen zukunftsweisenden Umgang mit dem Thema Nachverdichtung im Bestand. Durch die Aufstockung eines vernachlässigten Gebäudes aus den 1970er-Jahren versuchen die Autoren einen fast vergessenen Ort im Schatten des Potsdamer Platzes wiederzubeleben und dabei die markanten Qualitäten des Bestandsgebäudes zu akzentuieren. Trotz des schwer und massiv wirkenden Bestandsbaus verleihen die Verfasser der Erweiterung nach Meinung der Jury durch eine geschickte Anordnung eine gewisse Leichtigkeit und schwebende Anmutung. 

1. Preis Studentenarbeiten: Das Projekt Stadtkrone_Hafenplatz Berlin überzeugte durch seine Komplexität, Ausdrucksstärke und den mutigen Umgang mit dem Bestand.

1. Preis Studentenarbeiten: Das Projekt Stadtkrone_Hafenplatz Berlin überzeugte durch seine Komplexität, Ausdrucksstärke und den mutigen Umgang mit dem Bestand.

Der ganze Aufbau sei eine “Wahnsinns-Konstruktion, die eine tolle Geste erzeugt”, erklärte Klaus Bollinger, von Bollinger + Grohmann Ingenieure. Und Petra Vondenhof-Anderhalten lobte: “Das Projekt ist sehr komplex und dabei total intelligent und zukunftsweisend.” Die Dimensionen und die Kraft dieser Arbeit lieferten “ein richtiges Statement”, die den Entwerfer*innen viel Mut abverlangt habe, bestätigten auch Fahim Mohammadi, Professor für Gestaltung und experimentellen Entwerfen an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, sowie Lena Kleinheinz von magmaarchitecture. 

Bereits im April 2020 hatte Stadtkrone_Hafenplatz Berlin” bei dem Studentenwettbewerb “Transformation 2020” des Kulturkreis der deutschen Wirtschaft den zweiten Platz belegt. Im Rahmen von competitionline campus erhalten die Autoren ein Preisgeld von 1000 Euro.

Musterzimmer im Landlab Schloss Wiehe – Studierende planen, wohnen und bauen im Schloss.

Musterzimmer im Landlab Schloss Wiehe – Studierende planen, wohnen und bauen im Schloss.

1.Preis in der Kategorie Fakultätsprojekte: “Mikrowohnen barrierefrei?” von der TU Berlin 

Bei den Fakultätsprojekten war die Bandbreite und Themenvielfalt erfreulich groß. Nach dem zweiten Rundgang zogen insgesamt vier Einreichungen in das “Finale” ein: 

  • das Projekt “Musterzimmer im Landlab Schloss Wiehe”, bei dem Studierende der Fachhochschule Erfurt in einem Workshop Musterzimmer für ein Thinktank für die Hochschule planten und selber bauten;

  • das frei zugängliche digitale Lehrarchiv “#baukofüralle – Grundlagen der Baukonstruktion” von der Architekturfakultät der TU Dresden;

  • der "Klimawald Höxter", in dem Studierende der Landschaftsarchitektur, des Umweltingenieurwesens und der Medienproduktion der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe gemeinsam mit Schüler*innen aus der Region klimaresiliente Mischwälder pflanzen;

  • das “Architektur Leitsystem” des Fachbereichs Architektur der Hochschule Darmstadt, das Grundprinzipien aus der Architekturlehre durch grafische Eingriffe im Architekturgebäude visualisiert, sowie

  • das Projekt “Mikrowohnen barrierefrei?” des Aufbaustudiengangs Bühnenbild Szenischer Raum, Modell+Design der TU Berlin gemeinsam mit Architekturstudierenden der TUB, der Hochschule Luzern, des Fachgebiets Bauökonomie der TUB, Auszubildenden der Tischlerei der TUB sowie der Abteilung Barrierefreies Planen und Bauen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin. 

1. Preis Fakultätsarbeiten: Das Projekt Mikrowohnen barrierefrei? befand die Jury als aktuell, relevant und zukunftsweisend.

1. Preis Fakultätsarbeiten: Das Projekt Mikrowohnen barrierefrei? befand die Jury als aktuell, relevant und zukunftsweisend.

Einvernehmlich verlieh die Jury diesem interdisziplinären Projekt den mit 1250 Euro dotierten 1. Preis. Es versuche zwei sich scheinbar widersprechende Bedingungen – die räumlichen Erfordernisse der Barrierefreiheit sowie das platzsparende Wohnen – in eine qualitätsvolle Planung zu übersetzen. Damit greifen die Autor*innen nach Meinung des Preisgerichts eine der aktuell drängendsten Gestaltungsfragen im Bereich wohnen auf. Entstanden sind zehn sehr unterschiedliche Ansätze für ein berlintypisches Wohngebäude, die in Modellen und Bildern, einem begehbaren 1:1 Modell sowie der Ausstellung “Mikrowohnen barrierefrei?” erfahrbar gemacht werden.

Die Kombination aus Mikrowohnen und Barrierefreiheit sei “zukunftsweisend und wird dringend benötigt”, waren sich die Preisrichter*innen einig. Die Arbeit biete das Potenzial, einen Mehrwert für die gesamte Baubranche zu liefern.” Gewürdigt wurde auch die praktische Umsetzung im Maßstab 1:1 sowie die interdisziplinäre Kooperation mit anderen Fakultäten und Hochschulen.

Anerkennung: Studierende der TH Ostwestfalen-Lippe pflanzen Bäume und sensibilisieren für die Klimakrise und den Bau-Rohstoff Holz.

Anerkennung: Studierende der TH Ostwestfalen-Lippe pflanzen Bäume und sensibilisieren für die Klimakrise und den Bau-Rohstoff Holz.

Dem “Klimawald Höxter” verlieh die Jury eine Anerkennung, verbunden mit einer Spende von 750 Euro. In Zeiten der Klimakrise sensibilisiere das Projekt für den Bau-Rohstoff Holz in einer Art und Weise, die weit über den Rahmen der Universität hinaus gehe”, so Preisrichter Fahim Mohammadi. Das Projekt verbinde Lehre und Praxis und verfolge wichtige Forschungsziele. “Die aktuellen klimatischen Bedingungen machen Veränderungen notwendig, die vom Menschen gesteuert werden müssen”, sagt competitionline Herausgeber Dirk Bonnkirch. Wenn dies nicht passiere, verschwinde der Kultur- und Erinnerungsort Wald.

Lobende Erwähnung: Ein Architektur-Leitsystem das auf didaktische und humorvolle Art und Weise zeigt, dass es in der Baubranche für alles Regeln und Normen gebe.

Lobende Erwähnung: Ein Architektur-Leitsystem das auf didaktische und humorvolle Art und Weise zeigt, dass es in der Baubranche für alles Regeln und Normen gebe.

Eine lobende Erwähnung erhielten die Projekte “Architektur Leitsystem” vom Fachbereich Architektur der Hochschule Darmstadt sowie das digitale Lehrarchiv “#baukofüralle - Grundlagen der Baukonstruktion” von der Fakultät Architektur der TU Dresden. Das “Architektur Leitsystem” zeige auf didaktische und humorvolle Art und Weise, dass es in der Baubranche für alles Regeln und Normen gebe. Die Jury regte jedoch an, dass ein weiter gefasster Rahmen außerhalb der Hochschule für das Projekt wünschenswert wäre.

Das Projekt “#baukofüralle” führt laut Jury die Lehre mit Hilfe einer App in das digitale Zeitalter. Es handele sich um eine zeitgemäße Erweiterung der Lehrangebots, welche deutlich mehr gefördert werden müsste.

Lobende Erwähnung: Das Projekt #baukofüralle ist ein digitales und frei zugängliches Lehrarchiv zum Erlernen und Auffrischen baukonstruktiver Grundlagen.

Lobende Erwähnung: Das Projekt #baukofüralle ist ein digitales und frei zugängliches Lehrarchiv zum Erlernen und Auffrischen baukonstruktiver Grundlagen.

Keine Preise in der Kategorie Absolvent*innenarbeiten

In der Kategorie Absolvent*innenarbeiten konnten die Preisrichter*innen in diesem Jahr keine preiswürdige Arbeit entdecken. Gleichwohl wurden die Projekte “Voga veneta - Ein Ruderverein im Arsenale di Venezia” von Maximiliane Sattler (RWTH Aachen) und “Zur Bedeutung des Stofflichen” von Fabian Stenmanns (TU Dortmund) in Form einer Anerkennung mit jeweils 250 Euro gewürdigt.

Anerkennung: Das Projekt Voga veneta überzeugte die Jury durch die Tiefe der Ausarbeitung und die anmutende Darstellung.

Anerkennung: Das Projekt Voga veneta überzeugte die Jury durch die Tiefe der Ausarbeitung und die anmutende Darstellung.

Beide Projekte seien laut Preisgericht sehr tief und gut durchdacht und fielen auch durch ihre ansprechende Darstellung aus dem Rahmen. So sei das Projekt Voga Veneta “am klarsten und weitesten ausgearbeitet” und füge sich harmonisch in die Umgebung ein, meinte etwa Fahim Mohammadi. 

Das Projekt “Zur Bedeutung des Stofflichen” verfüge über ein Maß an Humor, das Architektur häufig fehle, so das Preisgericht. Da Absolvent*innen bei ihren Arbeiten häufig eher “auf Nummer sicher gingen” und einen zurückhaltenden Weg einschlagen, möchte die Jury den Mut des Autoren ausdrücklich würdigen.

Anerkennung: An der Absolventenarbeit "Zur Bedeutung des Stofflichen" gefiel der Jury der Mut des Autors zu einer humorvollen Auseinandersetzung mit dem Thema Entwurf.

Anerkennung: An der Absolventenarbeit "Zur Bedeutung des Stofflichen" gefiel der Jury der Mut des Autors zu einer humorvollen Auseinandersetzung mit dem Thema Entwurf.

"Der Jurysitzung auf Distanz hatte ich etwas skeptisch entgegengesehen", sagte Preisrichterin Lena Kleinheinz von magmaarchitecture nach Abschluss des Wettbewerbs, "aber schon nach kurzer Zeit hatten die Abwägungen und Diskussionen die gewohnte Intensität. Dieses Jahr waren vor allem die Studentenarbeiten heiß umkämpft. Es wächst eine neue Generation von Digital Natives heran mit herausragenden gestalterisch-technischen Möglichkeiten, die aber auch ein kritisches Auge auf Klima, Umwelt und soziale Implikationen ihres Schaffens hat."

 

Wir gratulieren den Preisträgern und danken

  • allen Teilnehmer*innen für die inspirierenden Einreichungen

  • den Preisrichter*innen für die engagierten Diskussionen

  • sowie den Sponsoren des Wettbewerbs JUNG und Vectorworks.

Alle prämierten Einreichungen, ihre Macher und Möglichmacher, sprich die Fakultäten, stellen wir im Laufe der nächsten Monate ausführlich auf competitionline News vor.

Hier geht es zu allen Ergebnissen.

Der competitionline Campus Wettbewerb

Jedes Jahr kürt competitionline im Rahmen seines Studentenwettbewerbs innovative und einzigartige Projekte aus Architektur- und Ingenieurfakultäten und präsentiert die Preisträger auf competitionline.com.

Prämiert werden herausragende Projekte aus

  • Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung,
  • Ingenieurwesen.

Die Projekte können

  • fachspezifisch oder disziplinübergreifend sein,
  • Arbeiten aus branchenrelevanten Randgebieten wie der Materialforschung oder Informatik sowie Konzepte aus Lehre, Ausbildung und Architekturvermittlung umfassen,
  • Kooperationen mit Unternehmen, Planungsbüros oder anderen Fakultäten im In- oder Ausland einschließen.

Kategorien:

  • I. Studentenarbeiten
  • II. Absolventenarbeiten (Diplom-, Master- oder Promotionsarbeiten sowie anschließende Forschungsprojekte)
  • III. Fakultätsprojekte oder -konzepte (Studiengänge, besondere Lehrveranstaltungen etc.)
  • Innovationspreis: Zusätzlich kürt das Preisgericht eine der eingereichten Arbeiten aus den Kategorien I–III mit dem Innovationspreis, sofern sie Neuland betritt oder bestehendes Wissen in neuen Zusammenhängen erforscht.

Was gibt es zu gewinnen?

  • Preise im Wert von ca. 3.500 EUR
  • einen Artikel zur Darstellung des Projekts und der Fakultät auf competitionline
  • ein Jahresmitgliedschaft bei competitionline für alle Projektbeteiligten
  • Ein Preisträger/eine Preisträgerin wird zur kommenden Jurysitzung von competitionline campus nach Berlin eingeladen.