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Gegenstand der Aufgabe ist der Neubau des Hauptgebäudes des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums in Stuttgart Bad-Cannstatt. Die Schule wird derzeit als ein 2- bis 3-zügiges Gymnasium mit ca. 550 Schülerinnen und Schülern geführt und wird im Zuge der Neubaumaßnahme zu einem 4-zügigen Gymnasium ausgebaut. Das Grundstück liegt an der östlichen Ortsgrenze von Bad Cannstatt am Rande eines Wohngebiets. Es weist eine Größe von ca. 27 000 m² auf. Hintergrund Um dem gestiegenen Gymnasialaufkommen im Mittleren Neckarraum und insbesondere in Bad Cannstatt Rechnung zu tragen, muss das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium zur 4-zügigen Schule ausgebaut werden. Zusätzlich ist durch Inklusion, der Umsetzung neuer pädagogischer Konzepte sowie durch die Umstellung der Schule auf den Offenen Ganztagesbetrieb weiterer Bedarf an Räumen für inklusive Beschulung und individuelle Förderung, Mensa und Küche, Ganztagesräumen und erweitertem Sportangebot entstanden. Der hieraus resultierende zusätzliche Raumbedarf kann innerhalb der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten nicht vollständig gedeckt werden. Zudem befindet sich im Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium eine Außenstelle der in unmittelbarer Nähe gelegenen Grund- und Werkrealschule Eichendorffschule. Die Außenstelle wird nach Fertigstellung von Umstrukturierungs- und Neubaumaßnahmen an der Eichendorffschule (nicht Bestandteil dieser Wettbewerbsaufgabe) wieder in diese zurück geführt. Desweiteren offenbarte die technische Analyse des Hauptgebäudes gravierende Mängel bei der natürlichen Belichtung und Belüftung einzelner Gebäudebereiche, bei den Rettungswegen aus den oberen Geschossen und in der Bausubstanz. Als Ergebnis dieser Analyse wurde das Büro Hausmann Architekten GmbH mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, die letztlich ergab, dass ein Neubau in zwei Bauabschnitten auf dem Schulgrundstück ohne Interimsmaßnahmen realisierbar ist und in der Gesamtbetrachtung sinnvoller erscheint als eine Umstrukturierung und Sanierung des Bestands. Diese Studie kann dem Bewerber auf Anfrage durch die unter I.1 genannte Kontaktstelle zur Verfügung gestellt werden. Der Verfasser der Studie wird als gesetztes Büro am Verfahren teilnehmen. Ende 2012 wurde vom Gemeinderat beschlossen, den erweiterten und geänderten Flächenbedarf durch einen größeren und den geänderten Rahmenbedingungen Rechnung tragenden Ersatzneubau zu decken. Modellstandort für inklusive Beschulung Die Stadt Stuttgart ist Schwerpunktregion im Schulversuch des Landes für die schulische Bildung von jungen Menschen mit Behinderung. Zusammen mit der vorgesehenen Umstrukturierung der Grund- und Werkrealschule Eichendorffschule, die sich in unmittelbarer Nähe zum Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium befindet, werden beide Schulen - Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium und Eichendorffschule - zum ersten Modellstandort für inklusive Beschulung in Stuttgart ausgebaut. Die Umsetzung der hierfür erforderlichen zusätzlichen Flächen und Räume, deren architektonische und räumliche Gestaltung einen hohen Stellenwert erhalten, ist Bestandteil der Wettbewerbsaufgabe. Der Raum als dritter Pädagoge und Pädagogische Architektur Die Bildungslandschaft steht heute vor großen strukturellen und pädagogischen Herausforderungen und Veränderungen. Gerade der Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung wirkt sich bereits heute in großem Maße auf das Wahlverhalten der Eltern bei der Frage nach der weiterführenden Schulart und damit auf die Arbeit und Perspektiven der Schulen im Sekundarbereich aus. Immer weniger Eltern entscheiden sich bei der Schulwahl ihres Kindes für eine Haupt- bzw. Werkrealschule. Demgegenüber steigt die Anzahl der Schülerinnen und Schüler an den Realschulen und den Gymnasien, deren Schülerschaft im Zuge dieser Entwicklung zunehmend heterogener wird. Gleichzeitig wächst der Bedarf an ganztägigen Bildungsangeboten. Wenn sich die Schülerinnen und Schüler den ganzen Tag in der Schule aufhalten, gibt es weit mehr Aktivitäten, die im Raumangebot berücksichtigt werden müssen. Lernen und Unterricht wechseln zwischen frontalen und eigenaktiven Lernformen ab. In individuellen Zeiten wird selbständig gelernt, geübt, vertieft, findet Begegnung, „Abreagieren“, Rückzug, Spiel und kreatives Arbeiten statt. Essen und Trinken, Bewegung und Erholung, Beratung und Kommunikation sind feste Bestandteile der Schule. Die damit einhergehenden konzeptionellen Herausforderungen bewirken einen pädagogischen Paradigmenwechsel, der mit Stichworten wie Inklusion, individuelle Förderung, rhythmisierter Unterricht und Ganztagesschule, aktivierende Lern- und Lehrformen in Einzel- und Gruppenarbeiten grob umrissen ist. Um diesem Paradigmenwechsel Rechnung zu tragen, wurde am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium ein moderierter Planungsprozess durchgeführt mit dem Ziel, ein Raumprogramm zu erarbeiten, das auf dem individuellen pädagogischen Konzept der Schule basiert. Die Architektur erlangt bei der räumlichen Umsetzung dieses pädagogischen Konzeptes - unter den Leitgedanken Der Raum als dritter Pädagoge und Pädagogische Architektur - eine zentrale Bedeutung. Projekt-, Gruppen-, Einzelarbeit, Anregung zum selbstständigen Lernen statt Reproduktion überprüfbaren Wissens und aktivierende Lern- und Lehrformen in heterogenen Schulklassen verlangen einen hohen Grad an Flexibilität in der architektonischen und baulichen Umsetzung, die beispielsweise in multifunktionalen Räumen, die Mehrfach- und Mischnutzungen ermöglichen und in Lernclustern mit Gemeinschafts- und Differenzierungsbereichen für Einzel- und Gruppenarbeiten münden. Die Qualifizierung von Neben- und Verkehrsflächen für diese Bereiche erhält dabei einen hohen Stellenwert. Die Aufgabe der Architektur ist es, innovative und zukunftsorientierte Raummodelle zu entwickeln, die sich verändernden pädagogischen Konzepten auch in Zukunft gerecht werden, damit die Schule als Ganztagesschule zu einem Lebensort wird, an dem sich Lehrer und Schüler wohl fühlen. Aufgabe Die für den Neubau vorgesehene, nachzuweisende Programmfläche beträgt ca. 6 170 m² (einschl. 72 m² für Übungsräume für die Kooperation mit der Musikschule), die BGF liegt bei ca. 10 325 m², wenn ein Verhältnis von 60 % Programmfläche zu 40 % Verkehrs- und Nebenfläche zugrunde gelegt wird. Durch eine intelligente Planung soll möglichst viel Verkehrs- und Nebenfläche zu Programmfläche qualifiziert werden, um das Verhältnis so weit wie möglich zu verbessern. Die Neubaumaßnahme muss im laufenden Schulbetrieb realisiert werden und kann in zwei Bauabschnitten erfolgen. Sie ist im Bauablauf an die Umstrukturierungs- und Neubaumaßnahme der Eichendorffschule gekoppelt. Ein etwaiger erster Bauabschnitt muss die Flächen für ein 2- bis 3-zügiges Gymnasium enthalten. Der Ausbau zum 4-zügigen Gymnasium kann mit dem zweiten Bauabschnitt erfolgen. Die Planung und die Ausführung müssen entsprechend strukturiert und mit dem Schulbetrieb abgestimmt werden. Zusätzlich zu den Maßnahmen am Hauptgebäude muss die Gesamtanlage neu strukturiert werden, um einen barrierefreien Zugang in alle Bereiche gewährleisten zu können und den geänderten Anforderungen durch Ganztagsbeschulung und Inklusion gerecht zu werden. Der starken Terrassierung der Anlage ist dabei besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die auf dem Grundstück gelegenen Hausmeisterwohnungen sollen nach Möglichkeit erhalten bleiben. Die sich ebenfalls auf dem Grundstück befindliche Sporthalle wurde kürzlich sowohl am Dach als auch im Inneren saniert – diese ist nicht Teil der Wettbewerbsaufgabe. Jedoch wird für eine Fassadensanierung der Sporthallenfassade ein Gestaltungsvorschlag im Zuge der Wettbewerbsbearbeitung erwartet. Neben wirtschaftlich und energetisch optimierten Konstruktionen und einer sinnvollen Nutzung der auf dem Grundstück erhaltenen Außenanlagen wird insbesondere auf die Umsetzung der pädagogischen Vorgaben und Konzepte Wert gelegt. Die nachzuweisende Programmfläche beläuft sich auf ca. 6 170 m² und der Kostenrahmen der Gesamtkosten liegt bei ca. 34 000 000 EUR brutto. Der Auftraggeber beabsichtigt, die Leistungsphasen stufenweise zu beauftragen. Es gelten die Regelungen der RPW 2013 zum Auftragsumfang. Ein Rechtsanspruch auf die Beauftragung aller Leistungsphasen besteht nicht.
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