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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2019

Sanierung und Erweiterung des Stadttheaters in Amberg

Schnittstelle zwischen Theater, Gastronomie und Kreuzgang

Schnittstelle zwischen Theater, Gastronomie und Kreuzgang

2. Preis

Preisgeld: 22.800 EUR

Springer Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Sanierung und Erweiterung des Stadttheaters Amberg
Erläuterungen zum Wettbewerbsbeitrag

Mit dem hier vorgestellten Entwurf erhalten das Theater und das Casino künftig jeweils eigene, prägnante Adressen. Schon heute wird das Theater mit der ehemaligen Klosterkir-che am Schrannenplatz identifiziert, der bestehende Eingang in den Chor der Kirche bleibt daher auch künftig der Eingang des Theaters. Als ‚Casino am Klosterhof’ erhält die Theater-gastronomie eine neue eigenständige Identität. Zusammen mit der Verlegung des Casi-nosaals in das Obergeschoß gelingt ohne jeden Anbau eine für die jeweiligen Nutzungen adäquate Sequenz von Erschließungs- und Veranstaltungsräumen, die nicht zuletzt auch die Geschichte des ehemaligen Franziskanerklosters wieder erfahrbar macht.
Wie schon heute, so wird das Theater auch künftig vom Schrannenplatz aus auf der Südsei-te des ehemaligen Chors betreten. Das gesamte Erdgeschoß wird hier aber künftig als Ein-gangshalle mit Garderoben und für die Tageskasse des Theaters genutzt.
In der Fläche zwischen Chor und ehemaligem Refektorium schließt sich eine Treppenhalle an, die den Zugang zum Foyer und damit sowohl zum Theater als auch zum Casinosaal im Obergeschoß ermöglicht. Durchblicke zum Casino am Klosterhof und zum Kreuzgang ma-chen die räumlichen Zusammenhänge verständlich.
Das Foyer, wie schon heute im Obergeschoß des ehemaligen Chors angeordnet, nimmt die Erschließung der verschiedenen Ebenen des Theaters auf, gewinnt aber, von der reinen Zugangsfunktion entlastet, an Aufenthaltsqualität. Bei Veranstaltungen im Casinosaal kann das Foyer mitgenutzt werden, es ist aber für die Erschließung in diesem Fall auch verzicht-bar, so daß Nutzungskonflikte z.B. bei Ausstellungen im Foyer vermieden werden.
Der Casinosaal selbst wird in das Obergeschoß verlegt und in den Dachraum hinein erwei-tert. Im Interesse eines vergrößerten Lichtraumprofils werden die Dachgebinde im Bereich des Saales durch die Einfügung von Stahl-Zugstäben so umgebaut, daß auf den massiven Untergurt verzichtet werden kann. Für den Saalboden schlagen wir den vollflächigen Einbau von höhenverstellbaren Hub-Podesten vor, die idealerweise mit Hilfe einzeln ansteuerbarer Spiralift-Systeme verfahren werden können. Bei sehr geringer Einbauhöhe ermöglicht das System mit sehr kurzen Umbauzeiten die Herstellung individueller Saaltopographien. Daß der Casinosaal dank einer zweiten Treppe auch für Publikum von beiden kurzen Seiten erschlossen werden kann, erhöht die Nutzungsvariabilität zusätzlich. Nicht zuletzt wird mit dem eindrucksvollen Raum unter dem alten Dachtragwerk ein neuer charakteristischer Veranstaltungsort gewonnen, der das Angebot des ‚klassischen’ Theaters in einer schönen Form ergänzt.
Mit der Verlegung des Saals in das Obergeschoß wird das Erdgeschoß freigespielt. Damit kann das ‚Casino am Klosterhof’ ungefähr an die Stelle des ehemaligen Refektoriums zu-rückkehren. Mit seiner breiten Öffnung zum Klosterhof hin erhält die Gastronomie am Theater eine direkte Orientierung zum Biergarten und gewinnt in der Stadt eine eigenstän-dige, vom Theater unabhängige Identität. Auch wenn die direkte Anbindung gewahrt bleibt und auch wenn z.B. Sanitärbereiche gemeinsam genutzt werden, ist ganzjährig eine von der Erschließung des Theaters abgelöste Nutzung der Gaststätte möglich.
Nicht zuletzt kann dank der Verlegung des Saals in das Obergeschoß der heute mit Neben-räumen verstellte, östliche Teil des ehemaligen Kreuzgangs wieder erfahrbar gemacht wer-de. Der hier neu gewonnene Raum kann für Ausstellungen und natürlich auch als Erweite-rung der gastronomischen Flächen genutzt werden. Sollte dereinst die Öffnung zum ehe-maligen Kreuzhof zugelassen werden, so wäre dies ein großer Gewinn für das gesamte Ensemble.
Die Neuordnung nimmt mit der Verlegung des Casinosaals in das Obergeschoß einen durchaus erheblichen Eingriff in den Bestand vor. Sie kann aber gerade aus diesem Grund auf jeglichen Anbau verzichten und bewahrt so die ehemalige Klosteranlage in ihrer histori-schen Gestalt. Dem durch die alte Klosterkirche dominierten Schrannenplatz und dem schön proportionierten Klosterhof können die beiden wichtigen Nutzungen Theater und Casino vollkommen selbstverständlich zugeordnet werden. Ohne Eingriff in das wunderbare stadt-räumliche Gefüge gelingt eine im Zusammenwirken aller Nutzungen schlüssige Lösung, in der die Geschichte des Ortes gegenwärtig bleibt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit besticht durch den zurückhaltenden Kontext – sie fügt nichts hinzu, sondern nimmt sogar den nichthistorischen Teil weg (Teilrückbau des Anbaues von 1870 => die Freistellung der alten Apsis ist ein Gewinn für das Gebäude).
Die Optik (Überdachung) des Haupteinganges wurde kontrovers diskutiert.

Keine Gastronomie am Vorplatz führt zu weniger Belebung.
Die Freiflächen im Klosterhof ermöglichen die Erhaltung des Baumbestandes und die Beibehaltung der Biergartennutzung. Positiv anzumerken ist die höhengleiche Anpassung der Gastronomie zum Klosterhof.

Äußerst positiv ist, dass der Kreuzgang erhalten wird und eine Erschließungsfunktion (einen „Gang“) bekommt.
Der Theatereingang bleibt an der gewohnten Stelle. Der barrierefreie Zugang zur Gastronomie ist schwierig (im Winter nur über das Theaterfoyer erreichbar). Die Zugangstreppe im Osten ist unterdimensioniert.

Der Casinosaal im Obergeschoss ist gelungen, das Raumprogramm gemäß Ausschreibung erfüllt.
Der Entwurf scheint wirtschaftlich zu sein und lässt günstige Unterhaltskosten erwarten, da kaum Anbauten geplant und die WCs zentral untergebracht sind. Es wäre zu klären, ob Lüftung/Technik beim Saal im OG untergebracht werden können.

Der Denkmalschutz bemängelt die Wegnahme der Zerrbalken im Saal im OG, die Rücknahme eines gotischen Strebepfeilers (statische Probleme müssen durch unbekannte Maßnahmen korrigiert werden) und den Eingriff des Treppenhauses ins Dachwerk des Klosters.
Positiv ist die Erhaltung des Kreuzgangs inkl. Erlebbarmachung (vereinzelte Eingriffe ins historische Mauerwerk zugunsten der Funktionalität sind vorhanden).

Positiv wird gewertet, dass alle Rettungswege gesichert sind und deren Führung stimmt. Brand- und Rauch-abschnitte müssen ergänzt werden, im Casino-Saal ist eine Löschanlage erforderlich.
Foyer

Foyer

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1.Obergeschoss

Grundriss 1.Obergeschoss

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Casinosaal

Casinosaal