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Offener Wettbewerb | 12/2010

Erneuerungsmaßnahme Eisenbahnstraße

Stadtloggia am zentralen Platz

Stadtloggia am zentralen Platz

ein 3. Preis

Köppler Türk Architekten

Architektur

Erläuterungstext

„Vielleicht ist nie etwas Erhabeneres gesagt, oder ein Gedanke erhabener ausgedrückt worden, als in jener Aufschrift über dem Tempel der Isis (Mutter der Natur): ‘Ich bin alles, was da ist, was da war, und was sein wird, und meinen Schleier hat kein Sterblicher aufgedeckt.’“ (Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft)

1. Entwurfsmaxime
Die Gegenüberstellung und gegenseitige Durchwebung von Stadt und Natur im städtebaulichen Entwurf für das Stadtquartier „Eisenbahnstraße“ stellt den zentralen Aspekt dar, mittels dessen den Räumen und Gebäuden im Quartier Identität verliehen sein soll.
Dabei wird der Begriff der Identität in diesem Zusammenhang verstanden als nicht allein physische Qualität des Gebauten, sondern zu mindestens gleichen Teilen als geistige Dimension der Stadt.
Bedeutete in den historischen Städten die Grenze zwischen der urbanitas und der natura noch den Schutz einer religiös begründeten Moral-, also: Kulturordnung innerhalb der Stadtmauern vor dem ungeordneten, bedrohlichen Außen, müßte ein heutiges Nachdenken über das Verhältnis zwischen dem Kulturraum der Stadt und der Natur von anderen Prämissen ausgehen.
Ist doch in der Moderne die religiöse Begründung der Moralität als Grundlage aller Kultur weggefallen. Entgegen jedoch der allgemeinen Annahme der nun eintretenden Unmöglichkeit jeglicher Begründung normativer Maximen des Zusammenlebens, entwickelte sich eine ganz andere – auch für die Moderne notwendige – Theorie der Begründung moralischer Ideen mittels der ästhetischen Naturerfahrung.
In aller der hier notwendigen Kürze wäre der zentrale Aspekt dieses anderen Denkweges der Moderne so zu beschreiben, daß im Moment der Wahrnehmung der Schönheit der Natur uns eine solche „Zweckmäßigkeit ohne Zweck“ (Kant) ästhetisch bewußt wird, die uns als übersetzter „Schöpfungsgedanke ohne Schöpfer“ eine Wahrheit der Wirklichkeit erfahren läßt, an welcher wir regulativ unsere Moralideen objektivieren können. Jene Moralideen, welche zusammen mit den Ideen zur Erkenntnis und denen des Glaubens insgesamt das beschreiben, was man als Sinnideen bezeichnet.
Was vereinfachend gesagt heißt: Wahr sei, was als vorgestellte Moral-, bzw. Sinnidee im Moment von Schönheit zwischen dem Betrachter und naturhafter Wirklichkeit bestehen mag, d. h. eine Kongruenz sich zwischen jener Idee und dem Bild der schönen Natur herstellen läßt.
Diese Konstruktion der Sinnobjektivation in der ästhetischen Erfahrung der Natur ist dabei natürlich für die Architektur als selbst ästhetische Form sowie für deren moderne Formulierung von höchstem Interesse. Zeigte sich dadurch doch ein möglicher Weg, der dem modernen Bauen immer drohenden Selbstaufhebung des eigenen Sinngehaltes entgehen.
Was für die Gestalt des vorliegenden Entwurfes konkret heißt, daß analog zur objektivierenden Sinnerfahrung des Individuums angesichts der Natur auch die Architektur der städtischen Körper und Räume ihre Sinnbestimmung gleichermaßen durch die Natur erfahren soll. Der räumliche Grundzug des Gebauten soll also auf allen Maßstabsebenen von einer Gegenüberstellung, bzw. Durchwebung – und nicht Vermischung – von Architektur und Natur bestimmt sein. So die öffentlichen Plätze, die Straßen und Wege und schließlich die einzelnen Häuser selbst und deren Gärten.
Etienne-Louis Boullées Satz, daß Architektur die „In-Werksetzung der Natur“ sei, beschreibt in diesem Sinne sehr gut die Maxime des städtebaulichen Entwurfes für das Stadtquartier „Eisenbahnstraße“.
Gartenweg in neuem Wohnquartier mit Remisenbebauung

Gartenweg in neuem Wohnquartier mit Remisenbebauung

Parkpromenade

Parkpromenade

Stadtloggia am zentralen Platz

Stadtloggia am zentralen Platz

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Lageplan 1:1000

Lageplan 1:1000

Typengrundriss Stadthaus mit Remise

Typengrundriss Stadthaus mit Remise