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Offener Wettbewerb | 05/2011

Nordweststadt Frankfurt am Main

4. Preis

rheinflügel severin

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

NIEMANN + STEEGE+ Gesellschaft für Stadtentwicklung Stadtplanung Städtebau Städtebaurecht mbH

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

Erläuterungstext

Wenn man in der Nordweststadt irgendetwas vermisst, dann sind es städtebauliche Selbstverständlichkeiten: Unverwechselbare Orte - die jeder im Quartier kennt oder z.B. Wege - die dem Passanten verraten wohin sie führen. In Bezug auf das Wohnen wünscht man sich eine stärkere Differenzierung zwischen Öffentlichkeit und Privatheit, wie zwischen Nachbarschaft und weiterer Umgebung. Die bestehenden Probleme und ungenutzten Potentiale liegen auf unterschiedlichen Ebenen und sind sehr heteronom. Der Entwurf sieht daher einen Maßnahmenkatalog mit unterschiedlichsten Eingriffen vor, um den Anforderungen gerecht zu werden:


MORPHOLOGIE: Cluster bilden

WOHNGEBIET: Vom Niemandsland zum Nachbarschaftstreff
Dort wo ein räumliches Gefüge zwischen den Wohngebäuden nahezu besteht und die Fläche im Zwischenraum nicht bereits einer übergeordneten Erschließung dient, soll dieses Gefüge gärtnerisch unterstützt, zu einer Einheit zusammengeführt werden. Es ergeben sich im Gebiet hieraus insgesamt 22 Nachbarschaftscluster mit einem Garten als kommunikativer Mitte. Jeder dieser Gärten unterscheidet sich in Größe, Proportion und Gestaltung und ist damit geeignet, wesentlich zur Identitätsbildung der Nachbarschaft beizutragen. Um den jeweils zentral angelegten Nachbarschaftsgarten befinden sich ergänzende Nutzungen wie Mietergärten und Spielplätze. Die Erdgeschosswohnungen erhalten „grüne Zimmer“, sofern es sich nicht um Hochhäuser handelt. Hierdurch erfolgt eine differenzierte Zuordnung der Freiräume mit einer lesbaren Staffelung zwischen öffentlich und privat.

KLEINES ZENTRUM: Von der Isolation zur Vernetzung
Die ungünstige Position der Geschäftsbebauung macht einen umfangreichen Abriss erforderlich. Nur die beiden Kirchen bleiben erhalten. Knotenpunkt des kleinen Zentrums ist ein Marktplatz in Nord-Süd-Ausrichtung in unmittelbarer Anbindung an die Thomas-Mann-Straße und die nördlich wie südlich gelegenen Quartiere. Der Marktplatz wird von einer neuen Geschäftsbebauung flankiert, die in den Erdgeschossen Nahversorgungseinrichtungen einschl. eines Supermarkts enthält, und in der Obergeschossen Wohnungen, sodass auch außerhalb der Geschäftszeiten ein Mindestmaß an sozialer Kontrolle gewährleistet ist. Die beiden Kirchengemeinden schließen mit eigens zugeordneten Freiräumen im Osten (katholisch), wie im Westen (evangelisch) an den Marktplatz an.


PRIMÄRERSCHLIESSUNG: mit Pfeil und Bogen

PFEIL: Von der Abkürzung zur Zentralachse
Die Thomas-Mann-Str. wird gestalterisch modifiziert und von einem breiten Gehweg mit Baumbesatz begleitet. Im Gegensatz zur Straße verlängert sich der Gehweg über den Ring hinaus nach Westen. Weiter westlich verbindet sich der Gehweg wieder mit einer begleitenden Straße, um von dort aus das Arrondierungsgebiet zu erschließen. Es entsteht eine große übersichtliche Achse mit betont öffentlichem Charakter, die den Martin-Luther-King-Park mit dem Landschaftsraum außerhalb des Arrondierungsgebiets verbindet.

BOGEN: Von der Notwendigkeit zur Schönheit
Der Gerhart-Hauptmann-Ring ist und bleibt die Haupterschließung für das Quartier. Mit dem Umbau zur Allee und der Angliederung von Fußwegen findet eine gestalterische Aufwertung sowie eine bislang nicht vorhandene Nutzbarmachung für Fußgänger statt. Durch den Ausbau zu einem Parkring entwickelt sich der Gerhart-Hauptmann-Ring vom Unort zum Rückgrat des gesamten Quartiers. Die Einbahnregelung wird zugunsten einer Verkehrsführung in beide Richtungen aufgehoben. Alle Stellplätze entlang des Rings entfallen. Die Fußgängerbrücken werden einschl. ihrer Aufschüttungen zurückgebaut.


SEKUNDÄRERSCHLIESSUNG: im Netz

WOHNSTRASSEN: Von der Sackgasse zum Parkweg
Die bestehenden Sackgassen entlang des Gerhard-Hauptmann-Rings werden zu Mischverkehrsflächen umgebaut und nach Möglichkeit zu einem durchgehenden Wegesystem vernetzt. Die großformatigen Wendeplätze entfallen – Müllfahrzeuge fahren durch die Grünanlage - MIV eingeschränkt.

PARKEN IM STRASSENRAUM: Von der Tolerierung zur Akzeptanz
Das Parken im Straßenraum wird parallel zur Unterbringung der Stellplätze in Tiefgaragen verfolgt. 4 der unbeliebtesten Tiefgaragen sollen mangels Nachfrage und wegen ungünstig gelegener Ein-und Ausfahrten weichen. Die oberirdischen Stellplätze entwickeln sich in unsensiblen Bereichen entlang der Mischverkehrsflächen. Zudem werden an geeigneten Stellen Sammelstellplätze vorgeschlagen.




GRÜN: mehr Struktur

ÖFFENTLICHE FREIRÄUME: Vom Zufall zur Richtung
Für den öffentlichen Freiraum wird ein System grüner Adern vorgeschlagen, dass vor allem den internen Wegebeziehungen Rechnung trägt. Hier ist das Grün lichter und pflegeintensiver als in den anderen öffentlichen Bereichen. Um wichtige Schnittstellen an den Randbereichen des Gebiets attraktiv zu erreichen ist der Abriss weniger Gebäude äußerst sinnvoll. Vorgeschlagen wird eine Ersatzbebauung in unmittelbarer Nähe, aber auch eine allgemeine Nachverdichtung an Orten, für die es räumlich zuträglich ist.

VEGETATION: Von der Einheit zur Vielfalt
Der wertvolle Baumbestand kann bis auf wenige Ausnahmen erhalten bleiben. Gebüsche und störende Solitärgehölze werden im öffentlichen Bereich entfernt um bessere Blickbeziehungen und damit mehr Sicherheit im Quartier zu gewährleisten. Neue gärtnerische Akzente werden dort gesetzt, wo sie identitätsbildend wirksam sind. Im Zusammenspiel mit den privaten Freiflächen entsteht ein vielfältiges gärtnerisches Patchwork.


ARRONDIERUNG: Landschaftsfenster

GLIEDERUNG: Von Innen nach Außen
Die große Qualität des Arrondierungsgebiets ist der Ausblick in die freie Landschaft. Nach Süden ergibt sich ein Blick in das bebaute Maintal – die Skyline auf östlicher Seite im Augenwinkel sowie nach Westen herüber zum Taunus. Beiden Richtungen folgend, gliedert sich die Bebauung in je eine U-Form. Der Innenbereich der U-Form fungiert als großes Landschaftsfenster, an dem möglichst viele partizipieren können.

BEBAUUNG: offen aber urban
Jedes U teilt sich in 3 unabhängige Baufelder. Die Baufelder sind untereinander homogen, haben jedoch innerhalb eines jeden Baufelds ein hohes Maß baulicher Differenz. In Größe und Höhe variant bilden die vorgeschlagenen Wohnhäuser einen offenen Block. Die Differenz schafft ein hohes Maß an Flexibilität und lässt einen breiten Wohnungsmix zu.