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3. Rang 3 / 3

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2014

Gemeindehaus Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde

Gottesdienstraum

Gottesdienstraum

3. Rang

Ulrich K. Arndt Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Fassade und Außenraum
Es ist ein wichtiges Ziel, die Gelbe Villa als bekannte Marke zu erhalten.
So sollte sichtbar und als Original erkennbar bleiben, obwohl ein Neubau direkt davorgesetzt werden muss.
Die Gelbe Villa mit ihrem dunklen Pyramidenstumpf-Dach erhält deshalb als Komplementär einen dunklen Neubau mit gelbem Pyramidenstumpf-Dach. Dadurch ist es möglich, den Neubau mit preiswerter Dämmziegel-Technologie herzustellen, und trotzdem farblich eine Abgrenzung zum Altbau zu schaffen. Damit bleibt die Villa als solche ablesbar, selbst wenn direkt an sie angebaut wird.
Innenraum
Stuckfassade und gründerzeitliche Fassaden-Details sollen als Charakteristikum erhalten und im Zuge anstehender Renovierungen wieder verstärkt herausgearbeitet werden. Sie kommen künftig auch im Innenraum des Foyers zur Geltung und bringen einmalige Raumqualität.
Der Neubau ist vor allem geprägt durch das sichtbare Holz der massiven Brettstapeldecken. Neue Details und alte Details sollen denkmalgerecht unterscheidbar sein. Das genau macht Spannung und Reiz der Gesamtanlage aus. Zwischen den gründerzeitlichen Säulen der Villa und dem schmeichelnden Ambiente der Massivholz-Details im Neubau soll sich Woche für Woche das Gemeindeleben entfalten.
Gottesdienstsaal
Das Dach im großen Saal hat eine offene Spitze, die golden gefiltertes Tageslicht in den Raum wirft. Eine Entsprechung dazu findet sich in der Fensterfläche hinter dem Taufbereich. Beides sind Metaphern für das Göttliche. Die seitliche Anordnung der Taufe fordert die Gemeinde auf, sich für die Feier einer Taufe neu auszurichten. Die Symbolik, die sich damit verbindet, ist ausdrücklich gewünscht. Für Taufgottesdienste orientiert sich der ganze Gottesdienst um, einschließlich Kanzel und Technik. Dafür gibt es im neueren baptistischen Kirchenbau Vorbilder. Ziel ist, der sinnlichen Erfahrung der Taufe durch Untertauchen neues Gewicht und Aufmerksamkeit zu geben. Sie soll von Provisorischem befreit, unter den Deckeln von Kirchen“bühnen“ hervorgeholt und aus den Ecken der Kirchen an eigene, angemessene Orte gerückt werden.
Raumprogramm
Kern des gewünschten Raumprogrammes ist ein einziger großer Gemeinschafts- und Gottesdienstbereich, und zwar auf gleicher Ebene. Das Ganze soll außerdem Bezug zum Garten haben und nach vorne zur Straße orientiert sein. Die Kunst ist deshalb, nicht den gesamten vorderen Garten zu verbauen und die Gelbe Villa hinter einem Neubau verschwinden zu lassen.
Es ist aber gut möglich, den Umfang des Neubaus zu reduzieren. Manche Flächen lassen sich doppelt nutzen, etwa für das Beten zur Gottesdienstvorbereitung sowie fürs Umkleiden der Täuflinge. Und wenn das Foyer für eine Feier mit Tischen bestückt wird, kann auch das Stuhllager einbezogen werden, da es ja dann leergeräumt ist. So ist es möglich, 120 Sitzplätze an Tischen im Foyer anzubieten.
Teile des Programms sind auch gut im Altbau unterzubringen. Besonders erstrebenswert schien es, das Hochparterre der Gelben Villa in das neue Foyer einzubeziehen. Dazu wird die Villa an der Vorderseite geöffnet und mit dem neuen Foyer verbunden. Der Gemeinschaftsbereich wird so zu einer Landschaft auf zwei Niveaus.
Der bisherige Gottesdienstraum im 1.OG steht auch künftig als Saal zur Verfügung. Zusätzliche Familienfeiern, Bibelstunden oder auch Mittagessen sind hier in einer ruhigeren Atmosphäre möglich, als im betriebsamen Foyer. Das mag gelegentlich schöner sein.
Für ganz große Bewirtungs-Anlässe steht der Gottesdienstsaal selbst zur Verfügung. Er ist schon im ersten Bauabschnitt enthalten. (siehe unten)
So entstehen vielfältige Möglichkeiten des Bewirtschaftens von Flächen. Um dem Rechnung zu tragen, wird vorgeschlagen, die Küche zu dezentralisieren. Eine Hauptküche wird im neuen Erdgeschoss angeordnet. Sie wird ergänzt durch Verteilerküchen auf den anderen Ebenen. Dort wird dann die Möglichkeit bestehen, Geschirr zu lagern und zu spülen, Kaffee zu kochen und Essen zu portionieren. Das Transportieren von Geschirr ist dann nur noch in Ausnahmefällen nötig. Im ersten Bauabschnitt bleibt die Küche im Souterrain als zusätzliche Spülküche erhalten. Im zweiten Bauabschnitt zieht sie um, um das Cafe im Hochparterre mit zu bedienen.
Erster Bauabschnitt
Der Gottesdienstsaal ist in unserem Vorschlag Teil des ersten Bauabschnittes. So kann das neue Foyer kleiner bleiben. Auch dadurch wird das Bauprogramm als Ganzes reduziert. Wir schlagen ausgleichend vor, die Renovierung der Gelben Villa in den 2. Bauabschnitt zu legen und hier im ersten Schritt nur das Nötigste zu tun. Die Anordnung der Gruppenräume im Hochparterre bliebe einstweilen erhalten. Der Saal im 1.OG könnte als klassischer Gemeindesaal, aber auch als Indoor-Sportraum und Winterspielplatz genutzt werden.
Unsere eigenen Vergleichsobjekte zugrunde gelegt ist es – wenn auch knapp – möglich, den ganzen Neubau mit einer Million Euro zu errichten. Es ist denkbar, anfangs den Umfang zu reduzieren, indem man z.B. die Glasfassade des Foyers später einbaut. Das ist möglich, da im 1.OG ein Saal zum Feiern zur Verfügung steht.
Der Wärmedämmstandard kann zumindest vereinfacht werden. Das ist für Gottesdienstgebäude nach wie vor rechtlich möglich und im Sinne einer nachhaltigen Energiebilanz auch durchaus vernünftig.
Zweiter Bauabschnitt
Im Endzustand der Planung entsteht im Hochparterre der Gelben Villa um ein Cafe herum ein Zentrum für die junge Generation. Hier lassen sich Cafe und Billardraum gemeinsam nutzen, als Teil des Kirchenkaffees am Sonntag oder für gemütliche Gruppentreffen mit Piano. Es gibt aber auch klar zugeordnet einen Bereich nur für die Jugendgruppe zur autarken Gestaltung.
Im 1. Obergeschoß ist die Kindergruppenarbeit angesiedelt. Das hat erfahrungsgemäß den Vorteil, dass die Mitarbeiter den Überblick behalten und unruhigere Kinder nicht ohne weiteres „entwischen“ können.
Brandschutz
Das vorhandene Treppenhaus muss als abgeschlossener Treppenraum ausgebildet werden. Ein neues zweites Treppenhaus dient der sicheren Nutzung des 1.OG. Auch für die neuen Räume des Zwischengeschosses gibt es zwei bauliche Rettungswege.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Die Erweiterung erfolgt mit dem vollständigen Raumprogramm nach Osten und ist der bestehenden Villa Richtung Kaltenweide als eingeschossiger Baukörper vorgelagert.
Die Erweiterung überdeckt die Villa um etwa zwei Drittel, die Trauerbuche bleibt nicht erhalten, die nördlich entlang der Auffahrt gelegene Baumreihe bleibt bestehen. Die im rückwärtigen Grundstücksbereich vorhandenen Stellplätze sowie das Kastellan-Wohnhaus
bleiben ebenfalls erhalten.

Funktion
Die Haupterschließung von Bestand und Neubau-Erweiterung erfolgt seitlich von Norden her in das neue Foyer. Dieses ist so orientiert, dass von ihm aus die Funktionsbereiche der bestehenden Villa, wie auch der Gemeindesaal erschlossen werden. Die Neben- und Funktionsflächen sind weitgehend sinnvoll zu den Hauptflächen angeordnet, hierbei ist die Anordnung in mehrere Niveaus nutzungserschwerend. Die laut Auslobung geforderte bauabschnittsweise Durchführung ist nach Darstellung nicht überzeugend.

Gestaltung
Die räumlich überhöhte Ausführung von Foyerbereich und Gemeindesaal ist aus städtebaulichen und funktionalen Gründen nicht erforderlich und führt zu unnötig hohem Bauvolumen wie auch Folgekosten durch Energiebedarf. Die Gestaltung des Gemeindesaales mit dem überdeutlich in Erscheinung tretenden Pyramidendach überzeugt ebenso wenig, wie die vorgeschlagene Material- und Farbwahl.

Wirtschaftlichkeit
Bei Erfüllung und Einhaltung des Flächen- und Raumprogramms liegt der umbaute Raum dennoch im oberen Bereich.
Ansicht von Osten - Haupteingang

Ansicht von Osten - Haupteingang

Ansicht von der Straße

Ansicht von der Straße

Grundriss Erdgeschoß

Grundriss Erdgeschoß

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