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Offener Wettbewerb | 12/2014

Konversionsfläche Rohrbach – ehemaliges Hospital

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

Werkstadt Fischer Architekten

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadt im Park
Im Rahmen der IBA „Wissen-schafft-Stadt“ wird eine neue modellhafte Stadtform für das Quartier angeboten:
eine Abfolge „klassischer“ Stadträume in Verbindung mit einer konsequenten parkähnlichen Durchgrünung.
Das Konzept verfolgt die Strategie, das neue Quartier mit den umgebenden Stadtteilen zu verbinden. Hierzu werden stadträumlich „fehlende“ Glieder ergänzt und - mit besonderer Beachtung der Erweiterung und Erschließung der Lebenshilfe-Werkstätten im Südwesten des Quartiers – angrenzender Baubestand eingebunden.
Die „Grün“ - Räume des neuen Quartiers sind untereinander und mit den außenseitig an das Quartier angrenzenden städtischen Grünzügen vernetzt. Hierbei werden die unterschiedlichen Freiräume am unmittelbaren Rand des Areals als eigenständige Adressen ausformuliert.

Grüne Räume
Kern des neuen Gebietes ist ein zentraler naturnaher Park der sich entlang einer Spange von Bestandgebäuden in Nord-Südrichtung erstreckt. Ein zentrales öffentliches Gebäude besetzt die nördliche Parkfront und leitet stadträumlich über zu zwei sich anschließenden Plätzen. Der Eine, als Quartierzentrum mit Nahversorgung und Einzelhandel im Erdgeschoss und der Zweite als Kunst- und Kulturplatz.

Der Quartiersplatz arbeitet als das extrovertierte Herz des Viertels. Von kommerzieller Nutzung und Gastronomie flankiert, wird die Kapelle zum Identität stiftenden Ankerpunkt für die Nachbarschaft. Der Kunstplatz zeichnet sich durch seinen deutlich introvertierten Charakter aus. Der Brunnen, die Gestaltungselemente und unverwechselbaren Baumpflanzungen bieten Atmosphäre auf dem Platz und ermöglichen gleichzeitig eine multifunktionale Nutzung für Open-Air Veranstaltungen.

In Ost-West-Richtung entwickelt sich, wie an einer Perlenkette aufgereiht, eine Folge von öffentlichen Räumen. Diese sind als „Promenaden“ ausgestaltet, durch die ein offener Wasserlauf in den Park verläuft. Er wirkt als verbindendes Element und leitet den Besucher durch das Gebiet. Lockere Baumpflanzung schaffen unterschiedliche Raumwirkungen und verstärken die Orientierung im Quartier. Differenzierte farbige Baumgruppen geben den kleinen Plätzen verschiedene Identitäten und ermöglichen einen Wandel im Jahresverlauf. Die einzelnen „grünen Zimmer“ werden entsprechend ihrer Anforderungen durch die Anwohner multifunktional für Jung und Alt gestaltet.

Zur Vervollständigung des Grünsystems werden die sekundären nord-süd Verbindungswege im Quartier mit leichten Gräserbändern gestaltet. Sie gewährleisten einen einfachen, direkten Zugang zu den Wohnungen.
Innerhalb des Grünkonzeptes haben die halböffentlichen und privaten Kleinquartiere die Möglichkeit, sich mit einem eigenständigen Charakter zu entwickeln. Ziel ist das Verweben des privaten, halböffentlichen und öffentlichen Grüns.

Autofreiheit
Das Quartier bleibt komplett autofrei, dennoch sind alle Baufelder durch ein Netz von (überwiegend) Mittelgaragen erschlossen.
Pavillons an den Zufahrten haben multifunktonalen Charakter. Neben der räumlichen Wirkung und der infrastrukturellen Nutzung (Verkehrseinhausung, Müllsammelstelle etc.) sind Sie die Schaltzentralen des Nahversorgungsnetzes (siehe Energie).
Trotz kompletter Autofreiheit sind Zufahrten für Versorgungs– und Rettungsfahrzeuge sowie ÖPNV vollständig gesichert.

Stadtraumgrammatik
Um das System „gewachsener“ Strukturen zu implementieren, wird ein Viertel jedes Baufeldes ausschließlich durch private bzw. Kleininvestoren entwickelt.
Institutionelle Investoren verpflichten sich zur Planung und Schaffung der Verkehrsinfrastruktur und der Allgemeinflächen des jeweiligen Baufeldes. Die Verteilung der Kosten für diese Maßnahmen erfolgt anteilig auf alle Investoren.
Das Quartier erhält eine Bau – „Grammatik“. Ergänzend zu den jeweils möglichen Nutzungen werden Baukörpertypologien festgelegt, die neben räumlichen Linien, Baukörpermassen und proportionaler Ausgestaltung auch eine Beschränkung der Materialität festsetzen. Innerhalb dieser Vorgaben ist eine vielfältige Ausgestaltung möglich.

Wohnformen
Das Quartier steht aufgrund eines differenzierten Wohnangebotes für Flexibilität und Nachhaltigkeit. Die jeweiligen Baufelder erhalten eine vielseitige Parzellierung die neben großflächigen Geschosswohnungsbauten, Eigenheime und Baugemeinschaften möglich machen. Angestrebt werden Wechselwirkungen der Nachbarn durch „Verwandtschaften“, wobei jedoch sehr verschiedene Konzepte möglich sind:
So gibt es die Möglichkeit des kombinierten Wohnen und Arbeitens in Geschosswohnungsbauten mit flexibler Erdgeschossnutzung, aber auch Patchworkhäuser als Drei-Generationen-Stadthäuser und damit Weiterentwicklung der ursprünglichen Dorfhäuser. Daneben bieten Stapelhäuser eine Kombination von Maisonetten, Reihenhäusern und großen, familiengerechten Etagenwohnungen. Ergänzt werden diese Typologien durch Punkthäuser mit der Option zu Reihenwohnen oder Doppelstadtvillen.

Energie
Das energetisches „Herz“ des Quartiers bildet eine zentrale Station zur Energiegewinnung. Durch Schwarzwasseraufbereitung (siehe Diagramm) wird Strom, Wärme und Kälte gewonnen. Das geklärte Grauwasser kann zur Bewässerung der Grünanlagen genutzt werden. Ergänzt wird das Konzept durch Solarthermie und Fotovoltaik auf den Dächern der Wohnhäuser.
Die gewonnene Energie wird in das Nahversorgungsnetz des Quartiers eingespeist. Fernwärme und Strom werden zur Abdeckung der Spitzenlast aus dem öffentlichen Netz der Stadt bezogen. Strom, Wärme und Kälte werden mittels Verteilerstationen in den Pavillonbauten dezentral verteilt.
Im Sinne des „Smart –grid“ Gedankens, werden zur Entlastung des Großnetzes Strom Überschüsse in Ladestationen und direkt in E-Mobilen zwischengespeichert. Deren Ladestationen sowie weitere Zwischenspeicherbausteine befinden sich ebenfalls in den Pavillongebäuden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser stellen sich ein durchgrüntes Wohngebiet vor, das durch eine weitgehend homogene bauliche Struktur charakterisiert ist. Dabei weisen die Einzelgebäude unterschiedliche und interessante Wohntypologien auf.

Bestehende Altbausubstanz bildet den Rücken und Mittelpunkt von Platzabfolgen und dem zentralen Park. Allerdings werden die Vielzahl und auch die Größe der Plätze im Hinblick auf deren Nutzung und Lebendigkeit in Frage gestellt. Insgesamt ist der Anteil an befestigen Erschließungsflächen sehr hoch und dient nicht einer guten Orientierung.

Die Gräserbänder entlang der Wohnwege unterstreichen die Homogenität des Wohngebiets und tragen nicht zur Differenzierung des öffentlichen Raums bei.

Positiv wird beurteilt, dass das Gebiet autofrei gestaltet werden soll. Allerdings wird dies mit langen Tiefgaragenwegen erkauft, was die Erschließungskosten ungünstig in die Höhe treibt. Der große Park in der östlichen Grundstückszone bedient insbesondere die Öffentlichkeit der umgebenden Gewerbe- und Kultureinrichtungen als er wirklich Mittelpunkt für das Gesamtquartier und vor allem als aufwertender Grünraum für das angrenzende Wohngebiet Hasenleiser sein kann.

Als Gewinn wird die Öffnung zwischen den denkmalgeschützten Gebäuden an der Karlsruher Straße gesehen, durch die die lange bauliche Abwicklung aufgebrochen wird, und eine einladende Geste in das neue Quartier entsteht.

Insgesamt zeichnet sich der Entwurf durch seinen konzeptionelle Stärke im Bereich der östlichen Gebietsentwicklung und guten Wohntypologien aus. Jedoch bietet der Städtebau zu wenig Varianz und ein zu viel an öffentlichen und halböffentlichen Räumen, die zu einer Diffusheit führen.
Lageplan M 1:2000

Lageplan M 1:2000

Aquarell Punkthäuser

Aquarell Punkthäuser

Aquarell Stapelhäuser

Aquarell Stapelhäuser

beispielhafte Ansicht

beispielhafte Ansicht

Modell - 1

Modell - 1

Modell - 2

Modell - 2

Modell - 3

Modell - 3

Skizze - Energie

Skizze - Energie