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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2017

Neubau Verwaltungsgebäude Carl-Zeiss-Straße

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 19.000 EUR

23-7architektur, greve weidemann

Architektur

Erläuterungstext

Leitgedanke und Zusammenhang:
Mit gezielter Staffelung, Durchlässigkeit und städtebaulichen Akzenten reagiert der Entwurf auf die besondere Lage des Grundstücks im Spannungsfeld zwischen dem verdichteten, zentralen Siedlungsraum im Osten und dem übergeordneten Grünzug der Leine im Westen. Während der Neubau den Abschluss des Campusgeländes stärkt, wird zur Carl-Zeiss-Straße eine starke Adresse gebildet. Das Gebäude schafft damit Orientierung und lässt die Menschen am angrenzenden, kraftvollen Naturraum teilhaben.

Der Entwurf nimmt im städtebaulichen Maßstab zunächst die Körnung der benachbarten Solitäre auf, entfaltet dabei jedoch über den gemeinsamen Vorplatz eine Ensemblewirkung mit dem Bestandsbau. Durch die Umgestaltung der Freianlagen werden große Teile der Stellplätze in die Nähe des Eingangs gebracht, an dem auch der vom Bahnhof kommende, am Gebäude entlang-führende Fuß- und Radweg endet. Der Zugang zum Neubau liegt in Sichtweite links des vorhandenen Haupteingangs, sodass die klare Eingangssituation eine einfache Orientierung, kurze Laufwege und die sinnvolle Neuordnung der Außenräume ermöglicht. Die städtebauliche Setzung wird hier weiter durch die den Platz fassenden Gebäudewände, das Baumpolster und die korrespondierenden fünfgeschossigen Gebäudeteile gestärkt.
Während zum Campus hin eine klare Raumkante gesetzt wird, bilden an der Flussseite Innenhof und Außenräume unterhalb der großen Besprechungsräume einen weichen Übergang. Der Neubau interpretiert so auf scheinbar einfache Weise den komplexen Übergang zwischen städtischer Dichte auf der einen und flankierendem Naturraum auf der anderen Seite.

Volumen und Struktur:
Im Rahmen der Kubatur werden die unterschiedlichen Qualitäten des Ortes durch die Staffelung der Gebäudeteile in den Entwurf aufgenommen. Von den nördlichen und östlichen Gebäudeteilen werden so weite Blicke über den Innenhof in den Grünzug möglich. Darüber hinaus tragen die differenzierten Höhen zur Wiedererkennbarkeit, Maßstäblichkeit sowie der leichten Gestalt des Neubaus bei. Das Staffelgeschoss korrespondiert dabei im städtebaulichen Maßstab mit dem fünfgeschossigen Bestandsbau.
Das im Außenraum verfolgte Konzept der klaren Orientierung und der kurzen Laufwege wird in der inneren Struktur des Gebäudes wiederaufgenommen. Von der hellen, überdachten Eingangssituation aus werden alle Geschosse über einen zentralen Kern erschlossen. Vorzonen mit Blick zum gemeinsamen Platz ermöglichen auf jeder Etage einen angemessenen, übersichtlichen Zugang zu den Fachdiensten. Besprechungsräume, Teeküchen, Wartebereiche und Leitungsstränge werden hier für das gesamte Gebäude zusammengefasst. Ein Großteil der Technikflächen liegt dort am Kern übereinander, so dass eine Versorgung aller Gebäudeteile und die Anbindung an die Dachfläche gewährleistet ist. Leicht geneigte Brücken in der verglasten Fuge zwischen Alt- und Neubau binden die beiden Gebäude technik- und barrierefrei aneinander und geben den Blick nach Osten und Westen frei. Zwei weitere dezentrale, schlanke Kerne stellen kurze, vertikale Verbindungen her und die Entfluchtung des Gebäudes sicher.
Während die Nutzflächen überwiegend in effizienter, zweispänniger Anordnung ausgeführt sind, ist ein Großteil der Archiv-, Sanitär- und Nebenräume in der Gebäudemitte des Nordflügels zusammengefasst. Wertvolle Fassadenflächen bleiben so den Büronutzungen vorbehalten. Gleichsam wird so das A/V-Verhältnis verbessert wie auch ein rationelles statisches System möglich. Eine klare, gleichmäßige, auf den Raumvorgaben basierende Struktur unterstützt die rationelle Ausführung des Entwurfes. Raumzellen und Flure werden vorrangig in kostengünstiger Trockenbauweise hergestellt. Längere Flure sind bis zur Fassadenfläche durchgebunden und mittels maßvoller Raumaufweitungen vor den Multifunktionsgeräteräumen aufgelockert. Durch die Verwendung von Lichtbändern in den Flurwänden wird so eine weitestgehend natürliche Beleuchtung der Verkehrsflächen ermöglicht.
Im ersten Obergeschoss sind die großen Besprechungs- und Sozialräume für alle Nutzungseinheiten günstig gelegen an der Westseite angeordnet. Mit Blick in den Innenhof und zur Leine bieten diese eine hohe räumliche und strukturelle Qualität und führen das übergeordnete Thema der Verbindung von Naturraum und Gebäude weiter.

Material, Energiekonzept und Haustechnik:
Das Erscheinungsbild des Neubaus wird von seiner abwechslungsreichen Silhouette, dem regelmäßigen Versatz der Fensterelemente und den beiden verwendeten Materialien - Klinker und beschichtetem Aluminium - bestimmt. Im Sinne der Nachhaltigkeit tragen die beiden langlebigen Materialien zu einer positiven Ökobilanz bei und setzen den Ausgangspunkt für eine reduzierte, harmonische Materialwahl. Giftstoffe wie VOC, HFKW und PVC sollen durch eine bewusste Produktwahl weitgehend vermieden werden.
Der hellbeige Stein ordnet sich in den Habitus der Bestandsbauten ein, trägt zum freundlichen Gesamteindruck der Maßnahme bei und findet in den hellen Oberflächen der Innenräume seine Entsprechung. Die Bodenbeläge werden überwiegend mit pflegeleichtem, beständigen Linoleumbelag, Fensterelemente in Holz/Aluminium-Bauweise ausgeführt.
Das Energie- und Haustechnikkonzept zielt mit Blick auf den zu erreichenden Passivhaus-Standard zunächst auf die Verringerung winterlichen Wärmeverluste sowie sommerlicher Kühllasten und im zweiten Schritt auf den effizienten Betrieb des Neubaus.

Beurteilung durch das Preisgericht

Bei dem Entwurf handelt es sich um eine angedeutete Atriumlösung, die jedoch ihren Aufbruch zur Leineaue erfährt. Dadurch ist die Einbindung in den Landschaftsraum auch den Büros in der 2. Reihe gegeben. Diese sind visuell angebunden. Die Höhenstaffelung und Herabzonung zum Grün-raum ist gut gelungen.
Eine klare Gliederung der Eingangsbereiche und Auffindbarkeit zum Vorplatz zeichnen diese Lösung aus. An diesem rechteckigen Platz ist die Mehrzahl der Parkplätze gut zugeordnet. Hierdurch entstehen kurze, eindeutige Wegeführungen zu beiden Gebäuden. Weitere Stellplätze im südlichen Landschaftsraum sind geschickt und aufgelockert in den vorhandenen Baumbestand integriert und führen den Landschaftsraum bis zum Gebäude.
Durch die Gebäudestaffelung entstehen mit der baulichen Umgebung eindeutige städtebauliche Räume. Der fünfgeschossige östliche Baukör-per bildet mit der benachbarten Turnhalle eine Torsituation, Abschluss des Landschaftsraums und Ende des Fahrrad- und Fußweges.
Der Eingang ins Gebäude wird durch einen Einschnitt in die Gebäudekubatur im Erdgeschoss gut herausgearbeitet. Neben dem eindeutigen Signet entsteht eine Vorzone als Ankunfts- und Wartebereich. Über den Eingang wird ein Foyer erreicht, das allerdings den Anforderungen nicht genügt – klein dimensioniert mit ungenügendem Empfangsbereich als Arbeitsplatz. Die weiteren Erschließungsflächen im Gebäude sind gut strukturiert und durch sinnvolle Tageslichtanbindung zoniert.
Der geschlossene Ring des Atriums ist nur im 1.Obergeschoss vorhanden. Dort sind geschickt die großen Besprechungsräume als Spange in den Baukörper mit Bezug zum Landschaftsraum eingehängt. Durch die Flurzone orientieren sie sich zusätzlich zum Atrium.
Die Orientierung in den Geschossen ist einfach, alle Bereiche sind vom Erschließungskern eindeutig auffindbar. Der Raum Gesundheitsmanagement ist gut und zentral im Erdgeschoss angeordnet. Die Raumreserve ist im Erdgeschoss falsch platziert.
Die Fassaden nehmen auf intelligente Art auf den Bestand Bezug und führen diesen zeitgemäß ohne Bruch fort. Dies gilt insbesondere für die Campusperspektive, dagegen weniger deutlich zur Leineaue.
Die Angaben zur Energieeffizienz sind schlüssig. Es ist möglich, mit den vorgeschlagenen Maßnahmen den Passivhausstandard zu erreichen. Die Ansätze zur technischen Ausrüstung werden positiv bewertet.
Lageplan 1: 500

Lageplan 1: 500

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West

Erdgeschoss Übersicht

Erdgeschoss Übersicht

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1. OG und 2. OG

1. OG und 2. OG

3. OG und 4. OG

3. OG und 4. OG

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt