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2. Rang 3 / 3

Nicht offenes, zweiphasiges, hochbauliches Werkstattverfahren | 12/2021

Neubau Bürogebäude im Hamburger Elbbrückenquartier - Baufeld 101

3. Rang

Preisgeld: 20.000 EUR

OFFICE KGDVS Kersten Geers David Van Severen

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich zeichnet sich die Arbeit innerhalb der Serie an gleichförmigen Stadtkubaturen im Quartier Elbbrücken durch eine plakative tektonische Setzung aus: Mit einem sogenannten „Warehouse“ als liegendem Stadtbaustein und einem darauf gestellten sogenannten „Silo“ als Turm werden zwei geometrische Figuren fast karikaturhaft zu einem neuen Ganzen komponiert - und assoziativ hamburgisch und großstädtisch konnotiert. Die beiden Bausteine reflektieren sinnfälligerweise die zwei Nutzerwelten im Haus, Hauptmieterin im Warehouse, multi-tenant-Nutzung im Silo. Diese unerwartete städtebauliche Erscheinung an der prominenten Situation einhergehend mit der übergeordneten programmatischen Tektonik erscheint vielversprechend und überzeugt die Jury mehrheitlich.

Die Eingänge und Zufahrten sind gut platziert: Der Eingang für die Hauptmieterin auf der Nordseite und der Eingang für die Multi-Tenants im geschwungenen Anschlussbereich zum Nachbargrundstück sind richtigerweise separiert und bilden somit unterschiedliche Adressen und Lobbybereiche aus. Im gläsernen Anschlussbereich befindet sich zudem von der Südseite ein gesonderter Eingang in den Konferenzund Eventbereich.

Das Erdgeschoss des Warehouses ist mit allen gewünschten öffentlichen Funktionen belegt; deren interne Adressierung erscheint im Wesentlichen sinnhaft, jedoch bleibt der Konferenzbereich im Innersten des Gebäudes tagesunbelichtet.

Typologisch und tektonisch wird das Haus mit einer tragenden Fassade gedacht. Die konstruktive Logik führt zu einer Dreiteilung des Hauptvolumens in den Grundrissen und Bespielungen, sodass auch das Atrium als sogenannte „hidden oasis“ nur mit gleicher Raumtiefe aufwartet wie die Büroräume.

Das Gebäude benötigt insgesamt drei Erschließungskerne und einen weiteren Serving Space-Kern, der konstruktiv wichtig ist, um die Büroraumzonen so stützenfrei und damit flexibel wie möglich zu lassen.

Neben der positiv gewürdigten Flexibilität der Grundrisskonfigurationen im Warehouse, erscheint die Konstruktion jedoch insgesamt recht konventionell und wenig innovativ, die obere Lastabtragung des seitlich auskragenden „Silos“ führt zu ungewöhnlichen Raumzuschnitten. Die Glasdach–Ausbildung über dem Atrium kann weder technisch noch ästhetisch überzeugen. Die Sicht-Betonbrüstungen beim „Silo“ und die damit einhergehenden Einschränkungen der Sicht auf die Stadt werden kontrovers diskutiert. Die Bespielung des Oktogons im Silo erfordert Zugeständnisse an die Geometrie, vor allem bei einer Einzelund Doppelraumbelegung, die hier kaum wirtschaftlich nachweisbar erscheint.

Der thematische Fokus des Projektes in Bezug auf die Nachhaltigkeit wird leider nicht ernsthaft genug vertieft und nachgewiesen. Die Luftkanalführung für die mechanische Belüftung führt z.B. zu nicht nachgewiesenen, großen Lüftungskanälen unter den Decken.

Obwohl die Arbeit in der Ausarbeitung und der schematischen Visualisierung noch Raffinesse und eine vertiefte Fokussierung auf Nachhaltigkeit vermissen lässt, überzeugt sie im Status Quo deutlich mit ihrer städtebaulichen Idee und Figur und könnte in ihrer Simplizität einen angemessenen, aber ikonischen Auftritt am Liselotte-von-Rantzau-Platz generieren.
Lageplan

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