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Einladungswettbewerb | 08/2022

Umstrukturierung Pfarrheim in Rietberg

2. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

Kirchhoff Quack Architekten BDA

Architektur

ARQ Architekten Rintz + Quack

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

´Kontextsensitiv´ möchten die Verfasser den Baukörper in den sensiblen Stadtraum Rietbergs einfügen und, obwohl das gewünschte Raumprogramm in nur einem Baukörper organisiert wird, gelingt dies überraschend überzeugend. Geschickt wird das Volumen differenziert. Versprünge im First- und Traufbereich, leichte Akzentuierungen zwischen EG und OG sowie eine großzügige, durchgängige Verglasung zum westlich vorgelagerten städtischen Platz gliedern das Gebäude subtil und beeinflussen die Wahrnehmung des Gebäudes auf angenehme und erforderliche Weise.

Die Grundrisse sind überzeugend funktional und wirtschaftlich organisiert. Das peripher zum Platz hin angeordnete Foyer ist gut einsehbar, der Eingang wie selbstverständlich auffindbar. Die publikumsintensiven Verwaltungsbereiche sind ebenso eindeutig angeordnet, wie die Saal- und Gruppenräume mit dem erforderlichen Vorbereich gut erreicht werden können. Nebeneingang, Anlieferung und Küche liegen sehr gut. Die vorgeschlagenen Kombinationsmöglichkeiten für bzw. von Saal- und Gruppenraumflächen lassen eine hohe Flexibilität erwarten. Im OG setzt sich die prägnante Funktionstrennung fort. Vom Treppenhaus werden die kombinierbaren Jugendräume mit Ausrichtung zur Rügenstraße erreicht. Die pastoralen und offiziellen Räumlichkeiten auf der anderen Seite werden um einen großzügigen und gut nutzbaren Mittelbereich organisiert. Die vorgeschlagene Loggia belichtet und attraktiviert diese Flächen und bietet einen schlüssigen zweiten Rettungsweg durch eine Treppe in den Garten bzw. zum Platz.

Die auf den ersten Blick ungewohnt niedrige Dachneigung erklärt sich durch die nachvollziehbare Absicht, an dieser sensiblen Stelle im Stadtgrundriss überzeugend zwischen Giebelund Traufständigkeit zu vermitteln. Die Öffnungen der Fassaden entsprechen der Absicht, einen ´ruhigen ´Baukörper zu gestalten.

Die vorgeschlagene Konstruktion als ´Hybrid´ aus Massiv- und Holzbauweise entspricht den aktuellen Tendenzen. Die Fassaden sollen in Interpretation der Fachwerkfassaden in Holz ausgeführt werden - die vorgeschlagene Holzart wird hinterfragt. Die vorgeschlagene Blecheindeckung wird in Bezug auf Material und Farbe kritisiert, als homogene Dachhaut jedoch eindeutig gelobt. Der vorgeschlagene Anteil an Gebäudetechnik ist erfreulich gering gehalten und scheint pragmatisch. Auch in Bezug auf die Kenndaten überzeugt die Arbeit, sie liegt - bei geringer Unterschreitung im Raumprogramm - im mittleren Bereich.
Dennoch gibt es einige kritische Anmerkungen: So werden Sanitärbereiche im EG vermisst. Die Oberlichter im Firstversatz scheinen nicht unbedingt erforderlich und die gewünschte Diskretion im Bereich des Frontoffices sowie die Unterschreitung der Flächen werden kontrovers diskutiert.

Alles in allem jedoch eine Arbeit, die auf überzeugende und unkonventionelle Weise zeigt, wie sich das neue Pfarrheim ebenso sensibel wie selbstbewusst, wirtschaftlich wie angemessen umsetzen lassen kann.

Beurteilung aus denkmalpflegerischer Sicht
Die feine Staffelung der Baukörper, das symmetrische Dach zur Rügenstraße, sowie die ruhige, geschlossene Dachfläche werden positiv bewertet. Die Materialität der Fassaden (Holz) im historischen Stadtkern ist zu überdenken. Aspekte des Umgebungsschutzes sind ansonsten angemessen berücksichtigt.