modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 05/2023

Neubau Baufeld J6 in der Seestadt Aspern (AT)

Anerkennung

RLP Rüdiger Lainer + Partner

Architektur

SI landschaftsarchitektur ZT

Landschaftsarchitektur

Schöberl & Pöll GmbH

Energieplanung

KS Ingenieure ZT GmbH

Tragwerksplanung

kunz DIE INNOVATIVEN BRANDSCHUTZPLANER

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Bereits zur ersten Wettbewerbsstufe gewürdigt wurde die Platzierung der Hochgarage zur Sonnenallee und jene des Wohnbaus nach Norden zum See. Dieser Ansatz wurde in der weiteren Bearbeitung beibehalten und mit Blick auf die von Jury dokumentierten kritischen Punkte weiterentwickelt. Dies betrifft sowohl das Heranrücken des Hochhauses an die Baufluchtlinie wie die Neuorganisation der Garage.

Stadträumlich ist der Beitrag von hoher Qualität. Positiv herausgehoben ist die Silhouettenwirkung zum See mit den zweigeschoßigen Loggien im Hochhaus und der begrünten Fassade des Wohnbaus. Leider aber wurde die Wirkung zum Wangari-Maathai-Platz bzw. zum Seeparkquartier gegenüber dem Entwurf zur ersten Stufe nicht wirklich verbessert. Hier präsentiert sich die Architektur auch weiterhin als massive Scheibe, die im deutlichen Kontrast zur Eleganz der Schmalseite des Hochhauses zum See steht.

Bis auf eine Öffnung zum See und einen überbauten Zugang zum Wangari-Maathai-Platz ist das Baufeld nach außen geschlossen, wodurch die natürliche Durchlüftung, gerade in den heißen Sommermonaten, deutlich erschwert bzw. verhindert wird. Insgesamt positiv gewertet wird der winterliche Windkomfort. So ist die Breitseite der Fassade aus dem Wind gedreht. Eine dezente Sockelzone und eine gegliederte Fassade erweisen sich als wirkungsvolle Maßnahmen gegenüber auftretenden Abwinden.

Bestimmend für das Hochhaus ist die einfache statische Grundstruktur mit einem massiven Kern und einer flexibel nutzbaren Bürozone, die sich in unterschiedlich dimensionierte Einheiten teilen lässt. Eingeschobene Wintergärten bzw. Loggien schaffen interessante Innen-/Außenbezüge. Unverständlich ist die bandartige Fortsetzung des Bürohochhauses mit der innenliegenden monotonen Erschließung.

Das Hochhaus erhält eine grüne Fassade, in der die horizontalen Gesimse partiell mit Pflanztrögen ausgestattet werden. Als „Nebeneffekt“ fungieren diese vorspringenden Gesimse auch als Windbrecher und (in Verbindung mit PV-Modulen) als Beschattungselemente. Ein einfacher, aber wirkungsvoller konzeptiver Ansatz.

Der Qualitätsanspruch der Wohnbebauung begründet sich in der Orientierung zum See. Die Faltung ermöglicht die Maximierung der Wohnlagen am See. Bemerkenswert ist, dass diese Wohnungen nur einseitig nach NO und NW orientiert sind. Die Südseiten zum Hof präsentieren sich unverständlicherweise als Brandwände mit Stiegenhäusern. Positiv herausgestellt wird das vorgelagerte begrünte Balkonregal, dass interessante Innen-/Außenbezüge herstellt und die Qualität der Wohnungen wesentlich hebt.

Den Zielen des Wettbewerbs steht der hohe Grad der Unterbauung des Grundstücks entgegen, der über das ausgreifende Untergeschoß der Parkgarage mit der zentralen Fahrradabstellanlage generiert wird. Überhaupt kann die zentrale Fahrradgarage mit Blick auf die Benutzer:innenfreundlichkeit nicht überzeugen. Hier wären dezentrale Angebote sicherlich besser gewesen.

Die zur ersten Wettbewerbsstufe gezeigte expressive topografische Gestaltung des Hofes wird deutlich beruhigt, bleibt aber immer noch bestimmend für einen terrassierten Freiraum, der sich über die Fahrradgarage legt.

Das Projekt besticht durch ein vielschichtiges Freiraumkonzept über mehrere Ebenen. Der zentrale Hofbereich wird als sanfte Hügellandschaft als Überdeckung von Garagengeschoßen ausformuliert. Aufgrund des hohen Bebauungsgrades und des relativ hohen Anteils an versiegelten Oberflächen für Erschließungswege ergibt sich ein sehr hoher Versiegelungsgrad.

Die Qualitäten des als topografischen Freiraum ausformulierten Hofes wird durch die Perforation in die Garagengeschoße und die erforderlichen Erschließungsrampen zum Erreichen des zweiten Obergeschoßes konterkariert. Die Erreichbarkeit des Hofes erfolgt über eine nordseitige Fuge und einen westseitigen Durchgang, was als ausreichend, aber wenig attraktiv erachtet wird.

Die Kinder- und Jugendspielplätze befinden sich am Dach der Garage im zweiten und im fünften Obergeschoß und sind über Stiegenhäuser erreichbar. Die Platzierung der Freiräume am Dach ist gelungen und mit einem relativ hohen Beschattungsanteil ausgestattet.

Die Freiräume des Hochhauses präsentieren sich als eine Süd-Terrasse im 17. Obergeschoß sowie mehrere nordseitige Wintergärten über zwei Geschoße. Letztere prägen die sehr attraktive Nordfassade. Loggien an der Ost- und Westseite sind als begrünte Terrassen konzipiert. Die Aufbauten für die Begrünung sind teilweise als zu gering zu beurteilen.

Fassadenbegrünung erfolgt im Wohnbau über Trogelemente im Fassadenrahmensystem.

Zusammenfassend kann dem Projekt ein hoher Begrünungsanteil bei gleichzeitig sehr hohem Versiegelungsgrad attestiert werden.

Mit Blick auf die in der Auslobung formulierten Nachhaltigkeitsaspekte präsentiert sich dieser Entwurf als kompaktes Fertigteilsystem mit einem hohen Anspruch an Effizienz und Materialoptimierung bzw. -reduktion, Wiederverwendbarkeit der Bauteile bzw. Rückbaubarkeit. Der Wohnbau wie auch das Parkdeck werden als Holzhybrid-Bauten realisiert. Explizit wird darauf hingewiesen, dass auch das Hochhaus als Holzhybrid umsetzbar ist.

Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit ist das einfache und robuste Tragsystems herauszuheben, über das vielfältige Optionen in der Organisation der Grundrisse und der Teilbarkeit (im Bürobau) möglich werden. Mit Blick auf das Verhältnis der vermietbaren Nutzflächen zur Bruttogrundrissfläche bewegt sich der Entwurf im Hochhaus im Durchschnitt der Beiträge.