modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 07/2023

Erinnerungs- und Zukunftsort der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Erlangen

Visualisierung

Visualisierung

ein 2. Preis

Preisgeld: 14.000 EUR

Studio Sebastian Klawiter

Architektur

STUDIO LEK

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser schlagen in Ihrem Konzept mit dem Titel „Orte jenseits bekannter Strukturen“ eine prozesshafte Auseinandersetzung mit dem Thema eines „Erinnerungs- und Zukunftsorts“ vor. Dabei steht ein integrativer gesellschaftlicher Prozess des Miteinanders im Vordergrund. So sollen im Dialog aktive Erinnerungsräume entstehen, die sich kontinuierlich weiterentwickeln können. Auch die Diskussion verschiedener ethischer Themen (am Beispiel Eugenik) in unterschiedlichen gesellschaftlichen Konstellationen wird begrüßt und soll dazu beitragen, den Ort zu aktivieren und in ein kollektives Gedächtnis zu überführen.
Der spannende programmatische Ansatz erstreckt sich dabei über drei unterschiedliche Phasen, die sich im Wesentlichen mit den Oberbegriffen „informieren“, „aktivieren“ und „realisieren“ beschreiben lassen. Dabei wirken die vorgeschlagenen Zeiträume der drei Phasen ambitioniert und fordern eine kontinuierliche Bereitschaft der Auseinandersetzung und Mitarbeit der unterschiedlichen Protagonisten. In diesem Zusammenhang werden konkrete Vorschläge für Organisationsstrukturen vermisst.
Im Zuge der Prozessphasierung sollen Orte des Gedenkens temporär zugänglich gemacht werden, die Art und Weise – am Beispiel Schwabachanlage 10 über eine Brücke – wird dabei durchaus kritisch gesehen. Positiv hingegen wird der Vorschlag eines temporären Pavillons als Ort des Forums auf dem Gelände des Klinikums gesehen, auch wenn die dargestellte Lage als schwierig erachtet wird. Die Entwurfsverfasser schlagen kein ausgereiftes oder räumlich greifbares Freiraumkonzept für den Bereich des engeren Betrachtungsraums vor.
Im gesamträumlichen Konzept werden bereits in der frühen Phase bedeutende öffentliche Gebäude in die Konzeption einbezogen (bspw. Stadtmuseum oder Kunstpallais als Ort der Information) was zur weiteren Sensibilisierung des Themas in der Stadtgesellschaft beiträgt. Stadträumlich werden sog. „Punktierungen des Alltags“ als temporäre Kunstobjekte vorgeschlagen, diese blieben in ihrer konkreten Ausprägung jedoch vage.
Das Hauptaugenmerk der Arbeit liegt auf der Prozessgestaltung.
Die vorgeschlagenen Architekturen wirken holzschnittartig, auch wenn diese nur als „Idee“ formuliert sind um den dargestellten Prozess zu verdeutlichen. Die vorgeschlagenen Anbauten an die Denkmäler sind aus denkmalfachlicher Sicht unangemessen (Rutsche/Rampe).
Der Entwurf formuliert in erster Linie den Vorschlag einer Erinnerungsgesellschaft welcher erst in einem der zu erarbeitenden Prozessschritte ein Einfügen in das Umfeld und den städtischen Kontext ermöglicht.
Das vorgeschlagene Konzept bildet einen wesentlichen, prozesshaften Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem Umgang eines künftigen „Erinnerungs- und Zukunftsort Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen“. Der vorgeschlagene Entwurf eines partizipativen Vorgehens auf dem Weg hin zu einem „Ort jenseits bekannter Strukturen – hin zur inklusiven Stadt“ wird ausdrücklich begrüßt. Durch den prozesshaften gesamtgesellschaftlichen Umgang mit Vergangenheit und Gegenwart zeigen die Entwurfsverfasser einen vielversprechenden Ausblick einer nachhaltig verwurzelten Erinnerungskultur über die Grenzen Erlangens hinaus.