Neubau der Kriminalpolizeidirektion und des Polizeireviers in Calw

Städtebauliches und architektonisches Konzept
Ein langgezogener dreigeschossiger Riegel in Holzbauweise ist entlang des Hirsauer Wiesenwegs angeordnet und sitzt auf einem eingeschossigen größeren Sockelgeschoss in Massivbauweise.
Der Baukörper ist ein prototypischer Polizeibau, reagiert jedoch leider wenig auf die vorhandene städtebauliche Situation. Kritisch wird vor allem die Anordnung des Hauptzugangs am Hirsauer Wiesenweg und der Besucherparkplätze auf der anderen Gebäudeseite zwischen Sockelgeschoss und Nagold gesehen. Durch eine Positionierung des Baukörpers entlang der Nagold hätte dieses Problem umgangen werden können. Zudem hätte man dadurch eine qualitative Freifläche vor dem Hauptzugang schaffen können. Die Hauptzufahrt direkt an der Brücke und Notausfahrt sind richtig angeordnet, allerdings prägt die Hauptzufahrt den ersten Eindruck des Gebäudes, wohingegen der Hauptzugang erst nach Umfahrung der Gebäudeecke ersichtlich wird.
Die Schaffung eines hochwassersicheren „Polizeihofes“ als gesicherter Bereich für die Fahrzeuge im eingefassten Sockelgeschoss wird positiv bewertet.
Die Gliederung der Grundrisse als Dreibund ist schlüssig und klar. Die Mittelzone ist mit untergeordneten Räumen gut belegt. Die Einfügung eines Lichthofes und einer offenen einläufigen Treppe in der Mittelzone sorgt für die nötige Auflockerung der Flure des langgezogenen Baukörpers.

Funktion und Raumprogramm
Das Gebäude ist funktional gut aufgebaut und erfüllt die wesentlichen polizeilichen Anforderungen. Die nach Norden orientierten Haft-/Gewahrsamszellen sind derzeit nicht natürlich belichtet. Um dies zu ermöglichen, müssten die Außenwände mit Fenstern/Oberlichtern ausgestattet werden, zudem müsste das Dach des Sockelgeschosses davor mit einem Lichtband ausgestattet werden.
Leider benötigt der Entwurf ein Kellergeschoss zur Unterbringung aller Nebenbereiche. Die dort untergebrachten Räume sind, bis auf die unbelichtete Hausmeisterwerkstatt, an dieser Stelle vertretbar.

Baukonstruktion und Gebäudetechnik
Die Wahl der Konstruktion – Massivbau im Keller- und Erdgeschoss und Holzbau in den Obergeschossen erfüllt die Anforderungen des Auslobers vorbildlich.

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Die vorgeschlagenen Konzepte zu einem nachhaltigen und energieeffizienten Bau und Betrieb des Gebäudes sind schlüssig und entsprechen den Vorgaben des Auslobers.

Wirtschaftlichkeit
Das Gebäude ist durch seine klare und kompakte Bauform wirtschaftlich. Unklar bleibt, ob die Kosten der komplett mit Gründächern überdachten Stellplätze in den Kosten abgebildet werden.

Bauplanungs- und Bauordnungsrecht
Ob die Schaffung von drei Brandschutzzonen mit lediglich zwei Treppenhäusern den Brandschutzvorschriften entspricht müsste abgeklärt werden. Ggf. könnte dies kompensiert werden, indem das offene Treppenhaus in der Riegelmitte mit einer BMA überwacht wird.