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Offener Wettbewerb | 09/2021

Ersatzneubau Gesundheitszentrum Bachwiesen in Zürich (CH)

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 55.000 CHF

Piertzovanis Toews

Architektur

Zwahlen + Zwahlen

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

WANDALON
Das altenglische «wathalon», das protogermanische «wandalon» oder auch das uns heute noch bekannte «umherwandeln» – beschreiben wiederkehrende Bewegungen ohne ein bestimmtes Ziel. Ein Gehen um seiner selbst willen. Auch ganz ohne Beeinträchtigung unseres Gedächtnisses begeben wir uns bisweilen gerne und freiwillig auf einen solch ziellosen Rundgang: Die Wandelhalle und der Wandelgarten sind als geläufige Typologien weltweit fest in der Baukultur verankert. Von den Pergolen und Rundläufen in fernöstlichen Gärten über die griechische Stoa bis zum mittelalterlichen Kreuzgang sind immer wieder Orte geschaffen worden, die fernab vom zielgerichteten Treiben des geschäftigen Alltags zur Kontemplation im ruhigen Schreiten einladen. Der Projektvorschlag legt den Betrachtungsschwerpunkt auf die Schönheit des Wandelns. Auch wenn die inneren und äusseren Rundgänge aus organisatorischer Sicht weglaufgeschützt angelegt werden, ist dies eine Anforderung, die sich wie selbstverständlich ergibt und beiläufig erfüllt wird. Die gestalterische Betonung fällt hingegen auf die qualitätsvolle Ausformulierung der Räume und Zwischenräume, in denen Besucher, Personal und – vor allem – die Bewohner wandeln und verweilen.

STEINERNER SOCKEL & HÖLZERNES SKELETT
Der Anbau sucht einen Ausdruck, der nicht etwa das Neue plakativ an das Alte andockt. Vielmehr versteht sich der Vorschlag als die Suche nach einer geeigneten Schnittstelle, an der das rational durchgestaltete neue Bettenhaus aufgesetzt wird. Der mineralische Ausdruck des Bestandes wird zunächst auf der Höhe des Mitteltrakts weitergeführt. Etwa an der Stelle des heutigen Treppenaufgangs entsteht ein grosszügiges, helles Gelenk: Eine breite Treppe führt entlang sanft geschwungener Wände nach oben zum Park. Auch mit dem Lift kommt der Besucher zunächst auf diesem oberen Parkniveau zwischen den beiden Häusern an, um sich von dort aus dann zum Haus B oder zum neuen Haus A hin zu orientieren. Rundum zeigt sich die vorgelagerte freistehende Balkonschicht in ihrer konstruktiven Einfachheit. Die Stützen neigen sich nach oben hin leicht dem Gebäude zu. Sie umstehen die umlaufenden Demenzgärten, die nur auf jeder zweiten Etage benötigt werden. Der organisatorischen Logik folgend formen sie die zweigeschossige Fassadenordnung des Hauses A. Dabei wurde ein grosses Augenmerk auf die Minimierung von Wärmebrücken gelegt. Der oberirdische Dämmperimeter verläuft vertikal durchgängig ohne komplizierte Versprünge. Die Decken sind im Aussenraum mit Holzschalungen verkleidet. Die Rahmen der Lüftungsflügel und Fensterrahmen kontrastieren als Metallelemente in einem kühlen Ton und garantieren eine hohe Lebensdauer. Das Hauptskelett ist aussen mit einer grünen Farbe lasiert. Im Inneren setzt sich die Farbgestaltung in zurückhaltender Form fort.

ADRESSE & DREHSCHEIBE
Auf dem Vorplatz artikuliert eine hölzerne Pergola die Adresse des Gesundheitszentrums. Ohne die Fassadensubstanz des Mittelbaus zu verletzen wird hier ein gemeinsamer Ankunftsort geschaffen, der leicht abknickend zum zentralen Angelpunkt führt. Bereits von der Strasse her sichtbar, lässt sie sich von allen Seiten betreten und führt geradewegs auf den Eingang zu. Sie kanalisiert die Besucherwege so, dass den Büros im Erdgeschoss möglichst viel Freiraum gelassen wird. Die Rezeption wird an die gut sichtbare Stelle gegenüber dem Eingang verlegt. Etwas geräumiger als heute bildet sie die erste Anlaufstelle für neue Besucher. Schon beim Näherkommen unter der Pergola fällt dem Betrachter der zenital mit Tageslicht beleuchtete Treppenaufgang ins Auge. Während ortskundige Personen gleich im Erdgeschoss zum Haus B hin abbiegen können, werden Besucher räumlich zunächst über die helle breite Treppe ein Geschoss nach oben geleitet. Von hier aus erschliesst sich die ganze Anlage: Der Park, das Restaurant mit dem Mehrzwecksaal und die beiden Bettenhäuser. Auch die Bewegungen zwischen den beiden Häusern erfolgen über diese mittige Drehscheibe. Sie ist Treffpunkt und Anker der ganzen Anlage.

RESTAURANT & MEHRZWECKSAAL
Die Lage des Restaurants bleibt unverändert. Zur Haupterschliessung hin gelegen ergänzt ein zusätzlicher Sitzbereich das bisherige Restaurant. Dieser lässt sich als separate Zone – etwa als Café –bespielen oder aber im Zusammenhang mit der grösseren Fläche nutzen. Mit der Platzierung der neuen Sitzungszimmer in dem darüber liegenden Geschoss entfällt zwar die obere Fensterreihe, jedoch erhält der Essbereich eine grosszügige zenitale Belichtung und die Anbindung an den Park bleibt vollständig erhalten. Die Wegeverbindung zur Küche wird mit dem neuen Lift deutlich verkürzt was nicht nur der Bedienung der Gäste zugute kommt, sondern auch das Abräumen und den Rücktransport sehr vereinfacht. Der Mehrzwecksaal kann nach wie vor separat oder in Raumeinheit mit dem Restaurant genutzt werden. Ein breiter Zugang zum Park unterstützt den öffentlichen Charakter dieses Geschosses.

SITZUNGSZIMMER
Die neuen Sitzungszimmer werden über der heute schon bestehenden parkseitigen Pergola angeordnet. Die Fassade des Mittelbaus wird hier behutsam in der Sprache des Bestandes weitergebaut. Das Volumen wird so zu einem einfachen Quader ergänzt. Zusätzliche Belichtungsmöglichkeiten für das Restaurant sind am Dach vorhanden. Die Sitzungszimmer liegen auf diese Weise an der Ader der öffentlichen Räume und sind durch die erhöhte Lage und den Blick in den Park doch etwas abgerückt für sich platziert. Die grösseren Sitzungszimmer liegen im ersten Obergeschoss im Bereich des Neubaus direkt am Park.

ANDACHTSRAUM
Dort, wo die ausgeprägte Formensprache das zentrale Gelenk akzentuiert, werden die geschwungenen Wände genutzt, um einen sehr introvertierten und doch gut erreichbaren Raum zu schaffen. Er ist direkt an die öffentlich Zone neben der Haupttreppe angeschlossen und kann so auch von Besuchern gut gefunden werden. Ein Vorbereich sorgt für die nötige Abkopplung vom lauten Treiben. Innen ist der Andachtsraum durch ein gedämpftes, weiches Licht von oben erhellt. Der angegliederte Kühlraum erlaubt eine diskrete Verbindung zum Bettenlift.

THERAPIE & TAGESZENTRUM
Das Therapiezentrum liegt im ersten Obergeschoss auf der Ebene des Parks und des Restaurants auf der Nordseite des Hauses A. Es ist gut für alle Bewohner und Mitarbeiter erreichbar und doch abgelegen genug, um als eigenständige Einheit funktionieren zu können. Auf dem gleichen Geschoss liegt an der Westecke das Tageszentrum. Über einen kontrollierten Zugang kann es auch völlig eigenständig funktionieren. In der Grundrisskonfiguration funktioniert es ähnlich wie die darüber liegenden Standard Einheiten. Vom Wohn– Essbereich aus gelangt man hier jedoch in den geschützten umzäunten Demenzgarten. Dieser ist räumlich in die Gesamtheit der Parkanlage eingebunden und schliesst sie gegen Norden hin ab.

KONSTRUKTION, BAUABLAUF & FLEXIBILITÄT
Das Bettenhaus ist als Holzständerbau mit Holz-Beton-Verbunddecken konzipiert. Das Tragwerk ist somit leichter als bei einem reinen Massivbau und erlaubt einen schnellen Bauablauf vor Ort. Gleichzeitig wird der auf ein Minimum reduzierte Betonanteil der Hybriddecken als Speichermasse aktiviert. Der Bauvorgang ist vergleichsweise einfach, da keine hinderlichen Spriessen gebraucht werden. Für alle oberirdischen Bauteile ist ein hohes Mass an Vorfabrikation möglich. Im Bereich der gangseitigen Zimmerwand verläuft ringsum ein Unterzug, von dem aus die Decken zur Fassade hin spannen. Deshalb können die nicht für die Aussteifung benötigten Trennwände zwischen den Zimmern wie auch zum Aufenthaltsbereich bei Bedarf beliebig geöffnet oder verändert werden. Auch die haustechnischen Installationen können dank der einfachen Zugänglichkeit gut angepasst werden

DECKEN
Das Gebäuderaster ist so gewählt, dass überall wirtschaftliche Deckenspannweiten unter sieben Meter realisiert werden können. Für diese relativ geringe Spannweite können Vollhölzer eingesetzt werden. Über die Hölzer wird eine Betonplatte von 10 cm Stärke gegossen. Dies geschieht als Vorfabrikation im Werk. Die Spannungen im Holz sind gering, der Feuerwiderstand ist erfüllt. Zur Sicherstellung des Verbunds genügen wenige schräg angeordnete Schrauben oder Metallzinken nahe der Auflager. Auf das ganze Gebäude bezogen besitzen die Decken ein verhältnismässig grosses Ausmass. Der umweltfreundliche Einsatz von unverleimtem Holz wird sich entsprechend stark bemerkbar machen.

STÜTZEN
Die Vertikallasten werden über Holzstützen abgetragen, die aus Brettschichtholz in gängigen Querschnitten erstellt werden. Die Stützen werden nur mit Normalkräften belastet. Die Auflager für die Träger können deshalb ohne komplizierte Fräsvorgänge und ohne teure Stahl-Verbindungsmittel ausgebildet werden.

UNTERZÜGE
An den Ecken des Gebäudes werden einzelne stärkere Unterzüge benötigt. Sie bestehen ebenfalls aus Brettschichtholz. Die Querzugbeanspruchung in den Holzträgern bleibt unter den zulässigen Werten. Schwindrisse sind ausgeschlossen. Das gesamte Holztragwerk wird innen leicht weisslich lasiert und bleibt sichtbar. Im Zusammenspiel mit dem warmtonigen Parkettboden und den hellen Innenwänden verleiht es dem Bau eine frische, warme und wohnliche innere Stimmung.

BALKONSCHICHT
Die aussenliegenden Balkone ruhen auf zweigeschossigen Holzstützen, die leicht schräg gestellt sind. Die Neigung erlaubt es, das Hirnholz der Stützen unter der oberen Platte wettergeschützt anzuschliessen. Gleichzeitig formen die Stützen den ganz eigenständigen Charakter der doppelgeschossigen Balkone und auch für den architektonischen Ausdruck des Gebäudes stehen sie Pate. Fassadenseitig sind die Balkone über wärmetechnisch entkoppelte Tragkonsolen mit dem Haupttragwerk verbunden.

AUSSTEIFUNG
Die horizontale Aussteifung gegen Wind- und Erdbebeneinwirkung erfolgt über den zentralen kreuzförmigen Betonkern. Die Decke über den erdberührten Geschossteilen ist eine konventionelle Massivdecke. Sie bildet mit den Aussenwänden einen steifen Kasten, was für die Abtragung der Erdbebenlasten günstig ist. Die Aussenwände sind als weisse Wanne ausgeführt. Die Stützen des Erdgeschosses stehen über den Wänden und Stützen des Untergeschosses.

PLÄTZE, NISCHEN & WANDELPFADE
Das Freiraumkonzept baut auf den vorgefundenen Qualitäten auf. Ankunft, Garten und Logistikbereiche sind gut voneinander getrennt. Die Gärten für demente Bewohner werden auf selbstverständliche Weise ins Konzept mit eingebunden. Das engmaschige, ineinander verwobene Wegnetz animiert zum Wandeln und wird thematisch weiterentwickelt. Auf einen hohen ökologischen Wert wird geachtet. Belagsflächen sind minimiert, wo möglich sickerfähig konstruiert oder über die Schulter entwässert. Spiel- und Wasserelemente, so wie das Kleintiergehege werden sorgfältig in die Anlage eingebettet. Immer wieder entstehen Nischen und kleine Verweilplätze, an denen umherwandernde Bewohner und Besucher die Gelegenheit haben, sich auszuruhen, oder auch einfach den schattigen Blick in den Garten geniessen können.

ALTE UND NEUE BÄUME
Die Anlage ist durch dichtere Baumstellungen aber auch durch einzeln stehende Exemplare geprägt. Dieses Konzept wird mit dem Projektvorschlag weiterverfolgt. Der Baumbestand kann zu grossen Teilen erhalten bleiben. Neupflanzungen erfolgen mit standortheimischen Arten. Auch von den nicht zwingend zu erhaltenden Bäumen bleibt ein grosser Teil. Wo Fällungen aufgrund des neuen Bauvolumens unausweichlich sind, werden Ersatzneupflanzungen geplant. Die vorgegebenen Radien für den Wurzelbereich wurden berücksichtigt.

GARTEN AUF DEM DACH
Erdüberdeckung und Begrünung auf dem Dach halten nicht nur die Sonneneinstrahlung ab. Der umsichtig gestaltete Dachgarten verfügt über das Potenzial, ein zusätzlicher Aussenraum von ganz eigener Qualität zu werden. Es ist genügend Überdeckung vorhanden, um eine substanzvolle Bepflanzung zu ermöglichen. Immergrüne, bodendeckende Pflanzen wechseln mit höheren Partien. dazwischen sind auch hier, ausgehend von dem nach oben geführten hellen Erschliessungskern, verschlungene Wandelpfade angelegt. In verschiedene Richtungen bieten sich wunderbare Ausblicke, die zur Orientierung auch mit informativen Tafeln bezeichnet werden können. Den mit dem Alter aufkommenden Verunsicherungen in der veränderten Lebensform werden hier konkrete Anhaltspunkte für das Wiederentdecken von Vertrautem entgegen gesetzt: »Weisst Du noch unsere Ferien dort in den Alpen?« – »Da untern am Dorfplatz sass ich oft als Jugendlicher« –»Dort oben auf dem Käferberg waren wir einmal wandern.« Auch für die Mitarbeitenden stellt der Dachgarten eine gute Erholungsmöglichkeit dar. Ob überdachter Raucherbereich oder schattige Sitzbank – Hier lässt es sich in Ruhe verschnaufen.

ANLIEFERUNG & LOGISTIK & PARKIERUNG
Anlieferungen erfolgen über die Flurstrasse. Lastwagen können vorwärts bis zum Ende des nördlichen Fahrwegs vorstossen, um dann in einem einzigen Zug rückwärts zur gedeckten Anlieferung zu rangieren. Bei gleichbleibender Position der Anlieferung wird eine zweite Variante für das Wenden aufgezeigt. Bei einer Weiterentwicklung des Projekts müsste abgewägt werden, ob eine derartige Nutzung des Uferstreifens und eine damit einhergehende bessere Entkopplung von Fahr- und Fussweg sinnvoll und umsetzbar wäre. Ab dem gedeckten Abladeplatz können alle Güter ebenerdig zur Küche oder zur Wäscherei gerollt werden. Auch mit medizinischen Utensilien oder Lagerwaren gelangt man ohne Überwindung von Höhenunterschieden bis zum Warenlift. Umgekehrt finden Entsorgungscontainer hier ihren Weg zur Kehrichtabfuhr. Auch der Presscontainer und der Grünabfall sind hier platziert. Sie können von den ERZ Fahrzeugen angefahren werden. Mit Bepflanzungen und einer markierten Wegeführung ist der Anlieferungsbereich so gestaltet, dass er von den restlichen Aussenflächen getrennt ist. Fahrzeuge können den Bereich wieder vorwärtsfahrend verlassen. Ausreichende Sichtwinkel und -weiten sind gegeben. Die Rampe zur Autoeinstellhalle liegt genau im Gelenk zwischen dem bestehenden Bau und der Erweiterung. Sie ist als einspurige Rampe angelegt. Um den nach VSS vorgegebenen Kurvenradien beim Ein– und Ausfahren gerecht zu werden, ist die Fahrspur etwas breiter als üblich gestaltet. Die Lichtsignalanlage ist an der Ecke des bestehenden Zwischenbaus installiert. So kann sichergestellt werden, dass wartende und ausfahrende Autos sich nicht gegenseitig behindern. Die Einstellhalle bietet Platz für 27 Wagen, davon sind zwei Parkplätze behindertengerecht ausgebildet. Zusätzlich sind drei Motoräderabstellplätze für die Mitarbeiter vorhanden. Über das angrenzende Treppenhaus gelangt man auf kurzem Weg zu den Personalgarderoben. Sie liegen im Erdgeschoss und werden auch ebenerdig von der Nordseite her über den grosszügigen Personaleingang erreicht. Neben dem Fokus auf die Bewohner wird auch einem räumlich-qualitativ hochstehenden Arbeitsumfeld für die dort Arbeitenden viel Aufmerksamkeit geschenkt. Für die Besucher sind statt des heutigen Parkplatzes 23 Parkplätze in unmittelbarer Nähe des Eingangs vorgesehen.

VELOS & AUSSENGERÄTE
Die Velostellplätze für die Mitarbeiter liegen wettergeschützt direkt neben dem Personaleingang. Diejenigen für die Besucher sind in der Nähe des Haupteingangs bei den Autoparkplätzen angeordnet. Die Aussengeräte können in dem Bereich der Anlieferung platziert werden. Sie sind so gut von aussen zugänglich.

KÜCHE
Die Küche wird ebenerdig von Norden her erschlossen. Die Mitarbeiter können sich vor Betreten der Küche in den entsprechenden Garderoben umziehen und haben dann einen direkten und kurzen Weg zu ihrem Arbeitsplatz. Vom Anlieferungsbereich her können Waren auf direktem Weg in die Küche transportiert werden. Umgekehrt funktioniert auch die Entsorgung über diese von anderen Abläufen entkoppelte Verbindung. Ein grosser Tageslichtbereich mit dem Angegliederten Büro orientiert sich zur Nordfassade hin. Hier finden vor allem die Arbeiten statt, bei denen sich Mitarbeiter länger aufhalten. Lager und Biotrans liegen an den dunkleren Stellen in der Tiefe des Grundrisses. Für den schnellen, unmittelbaren Transport der Speisen in das Restaurant steht ein separater Lift zur Verfügung, der direkt und ebenerdig von der Küche her genutzt werden kann.



SOMMERLICHER HITZESCHUTZ & NATÜRLICHE BELÜFTUNG
Da der Schutz vor zu viel Hitze gerade für die Bewohner eine besonders grosse Rolle spielt, fand dieser Aspekt auf verschiedenen Stufen Beachtung. Zunächst wurde darauf geachtet, dass der Anteil an Öffnungen in einem verträglichen Mass gehalten wird. Der Öffnungsanteil des Gebäudes liegt bei 47%. Die bis zum Boden herabgezogenen Zimmerfenster strahlen dennoch Grosszügigkeit aus. Der Glasanteil für die Nutzfläche des Einzelzimmers, das als kleinste Raumeinheit massgebend für den sommerlichen Hitzenschutz ist, liegt bewusst tief, bei knapp 20%. Die zwei Öffnungsflügeln der Fenster sorgen für eine ausreichende Querlüftung der Zimmer und können für die Nachtauskühlung aktiviert werden. In den Wohn- Essbereichen unterstreichen grössere Verglasungen den öffentlichen Charakter. Die vorgelagerte Balkonstruktur erlaubt eine vollflächige Verschattung und stellt mit den horizontalen Platten selbst einen baulichen Sonnenschutz dar. Die Beschattung erfolgt mit textilen Storen, die voll automatisiert sind. Währen bei der Storenführung oft ein Kompromiss zwischen „unsichtbar integriert“ und „gerade noch stabil genug“ gefunden werden muss, wird sie hier Teil des architektonischen Ausdrucks und ist von Anfang an als stabile, sichtbare Konstruktion vorgesehen. Die Dimensionierung der Rollos ist für eine erhöhte Windklasse ausgelegt. Ein Vorteil der weit aussen liegenden Beschattung ist die natürliche Durchlüftung des Raumes vor den Fenstern. Während sich bei einem direkt auf dem Fenster aufgebrachten Sonnenschutz der Zwischenraum zwischen Storen und Glas stark aufheizen kann, bleiben die Balkone auch bei voll herabgelassenen Storen sehr luftig. Auf den Geschossen ohne umlaufenden Balkon öffnen sich die Wohn-Essbereiche in diese gut belüftetet Pufferschicht. Um den erhöhten Anforderungen, aufgrund des höheren Glasanteils dieser Räume, gerecht zu werden, erhalten die Wohn-Essräume zusätzliche, direkt vor den Schiebefenstern montierte Stoffrollos. Auf dem gut gedämmten Dach entsteht ein Dachgarten. Die Erdüberdeckung sorgt für zusätzlichen Schutz vor Hitze. Schliesslich absorbieren die aufgeständerten Photovoltaikelemente ebenfalls einen beträchtlichen Teil der Sonneneinstrahlung. Auch hier spielt die Durchlüftung eine grosse Rolle: Aufgrund der hochgesetzten Lage der Elemente kann sich darunter kein Hitzestau bilden. Durch die Wärmekonvektion der PV – Elemente wird die Luft hier in ständiger Bewegung gehalten. Um künftig einen wirksamen Luftaustausch zu ermöglichen, ist das kompakten Volumen des Neubaus auf die primäre Leitbahn des Talabwindsystems ausgerichtet, ohne dieses zu beinträchtigen. Die Durchlassöffnungen zwischen den Aussenstützen in Form der umlaufenden offenen Balkonschicht auf den Bettengeschossen und die geringe Höhe des Verbindungstrakts erlauben eine grösstmögliche Durchströmöffnung bei minimalem Gebäudefussabdruck.



FLÄCHENTWÄSSERUNGSKONZEPT
Zugunsten einer möglichst geringen Anzahl und Grösse der geforderten Retentionsmulden auf Parkniveau, wird die Intensivbegrünung des Dachgartens auf Haus A hinsichtlich ihres Rückhaltevermögens flächendeckend aktiviert. Das im Geltungsbereich anfallende Regenwasser kann so gezielt und auf kürzestem Wege zu der Mulde nahe der Uferböschung im niedrig gelegenen Bereich im Nord-Westen des Grundstücks geführt werden. Auf diese Weise, wird das natürliche Gefälle des Areals und die sich daraus ergebende Fliessrichtung optimal genutzt. Im Bereich der Gehwege kommt das Prinzip der oberflächlichen Versickerung über die Schulter zum Tragen und entlastet so zusätzlich das benötigte Muldenvolumen. Der zulässige Mindestanteil des Regenwassers wird in den Dorfbach eingeleitet, der restliche, gesammelte Niederschlag kann punktuell über die ca. 150 m2 grosse Sickermulde entwässert werden.

FUSSABDRUCK & RESSCOURCEN
Der Fussabdruck der oberirdischen Bauten wurde so minimal wie möglich gehalten. Das über den oberen Baukörper hinaus gehende Untergeschoss ist so angeordnet, dass es sich nach Norden erstreckt und den Park so wenig wie irgend möglich tangiert. Bis auf einen 1.20m breiten Streifen entlang des Neubaus konnten unterbauten Grünflächen gänzlich vermieden werden. Dies ermöglicht eine Baugrube, die mit natürlichen Böschungen angelegt werden kann. Lokal steiler ausgeführte Baugrubenabschlüsse können zum erhöhten Schutz einzelner Bäumen beitragen und müssen im weiteren Verlauf geprüft werden. Der Neubau greift an keiner Stelle weiter in den Park hinein, als der bestehende Bau und achtet auf diese Weise auf einen sorgfältigen Umgang mit den Landressourcen. Somit ist auch der maximale Spielraum für zukünftige Erweiterungen des Zentrums, das auf die konstant ändernde Bedürfnisse eingeht, gegeben. Der Energie- und Ressourcenverbrauch wird durch die Wahl von Recyclingmaterialien und regenerativen Baustoffen reduziert. Der Nutzungskomfort wird durch den Einsatz von Holz mit seinem angenehmen Raumklima erhöht. Weitere positive Effekte sind der geringer Energieaufwand für die Bereitstellung und Aufbereitung, die kurzen Transportwege durch die Verwendung regionaler Baustoffe, und die effiziente Bauzeit durch die hohe Vorfertigung.

WIRTSCHAFTLICHKEIT IN ERSTELLUNG & BETRIEB
Der Entwurf berücksichtigt die Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit auf verschiedenen Ebenen, von der Setzung der Baukörper, der Vernetzung der Funktionsbereiche und Erschliessungen über einen hohen Präfabrikationsgrad und konsequente Trennung von Bauteilen bis hin zu Gebäudetechnikanlagen mit sehr geringen Betriebskosten. Die Grundrisse basieren auf logischen Rastern mit angemessenen Spannweiten. Die vorgeschlagenen Baukörper sind in ihrer Grundform sehr kompakt und sorgen für eine effiziente Lastabtragung der statischen Elemente die zusammenhängend von den Obergeschossen bis in die Gründung konzipiert sind. Die primären, sekundären und tertiären Bauteile sind konsequent voneinander getrennt, was einerseits für die Wartung und Bewirtschaftung nützlich ist und andererseits eine geordnete Rückbaubarkeit bei Nutzungsende ermöglicht. Die Systeme der Haustechnik nutzen durch effiziente Mechanismen eine Energierückgewinnung und tragen somit zu geringen Betriebskosten bei.

BRANDSCHUTZ UND FLUCHTWEGE
Das Eingangsgeschoss und das Parkgeschoss (Restaurantebene) können jeweils separat ebenerdig entfluchtet werden. Die grosszügige offene Verbindungstreppe kann deshalb frei von brandschutztechnischen Finessen realisiert werden. Im neuen Haus A stellen zwei Treppen die vorgegebenen Fluchtweglängen von maximal 25 Meter sicher. Das gewünschte Konzept „Wohneinheit“ ist auf diese Weise problemlos umsetzbar. Die südliche der beiden Treppen übernimmt dabei auch eine repräsentative Funktion. Mit dem hellen Zenitallicht und den sanft gewendelten Stufen ist sie die Haupttreppe des neuen Haus A, während die nördliche ganz pragmatisch angelegt ist. Die offenen Balkone werden bei der Fluchtweglänge nicht angerechnet. Sie ermöglichen überdies das Anleitern für die Feuerwehr und machen für sie das ganze Geschoss von einem Zugangspunkt aus erreichbar. Die Fluchtwege der beiden Treppenhäuser werden im Erdgeschoss unabhängig voneinander ins Freie geführt. Neben der Heizungszentrale wird der Lichtschacht genutzt, um auch hier sicher aus dem Untergeschoss des Bestandes flüchten zu können.

HAUSTECHNIK
Der Neubau wird über vertikal durchgehende Steigzonen erschlossen. Durch die repetitive Anordnung ohne horizontale Versprünge können die Lüftungsleitungen relativ schlank ausfallen. Die horizontale Verteilung der meisten Leitungen findet im Untergeschoss statt, jedes Zimmerpaar verfügt über einen eigenen integrierten Steigschacht. So entfallen unnötige horizontale Leitungsführungen und Kreuzungen in den Obergeschossen. Für zentrale Medien stehen drei grosszügige Schächte im Kern zur Verfügung. Ein durchgehender Schacht mit grossem Querschnitt kann hier vor allem für Zu- und Abluft genutzt werden, währen zwei lateral angeordnete Schächte die Elektroräume bedienen und weitere zentrale Medien wie etwa die Heizleitungen enthalten. ENERGIE &
NACHHALTIGKEIT
Der ökologische Fussabdruck des Neubaus wird mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz klein gehalten. Die gewählte Gebäudetechnik ermöglicht in Kombination mit der Gebäudehülle, einen schonenden Umgang mit Ressourcen, aber auch eine Erfüllung aller Anforderungen an die Raumnutzungen. Folgende Kriterien der Nachhaltigkeit werden im Bereich der Gebäudetechnik erfüllt: • Arbeits- und Aufenthaltsraumqualität durch die Zu- und Abluftanlage • Flexibilität durch das Erschliessungs- und Verteilkonzept • Niedrige Investitions- und Lebenszykluskosten durch schlanke und einfache Systeme • Energieeffizienz durch die Auswahl der Komponenten • Nachrüstbarkeit und Umbauflexibilität durch Anpassbarkeit der Systeme • Trennung der Systeme Tragwerk und Gebäudetechnik Vorhandene Abwärmen im Gebäude werden genutzt. Um alle Erzeugungsanlagen optimal betreiben zu können, erfolgt die Wärmeabgabe auf einem tiefen Temperaturniveau. Der Kreislauf der Fussbodenheizung kann bei Bedarf auch zum Kühlen aktiviert werden. Alle Räume werden über Lüftungsanlagen mit Frischluft gemäss den Anforderungen versorgt. Die Lüftungen verfügen über hocheffiziente Wärmerückgewinnungsanlagen. Zusätzlich können die Nutzer über die Lüftungsflügel bei Bedarf natürlich lüften, bzw. diese für die Nachtauskühlung der Räume nutzten. Der sommerliche Wärmeschutz wird über die Qualität bzw. Güte der Gläser und den äusseren Sonnenschutz gewährleistet.

BAUPHYSIK
Der geplante Neubau verfügt über gleichmässige Gebäudekörper, der von einer hochwertig gedämmten Gebäudehülle vollständig umschlossen wird. Die Einhaltung der Energiekennzahlen wird durch die guten U-Werte der Bauteile gewährleistet. Durch an die Situation angepasste g-Werte der Verglasungen entsteht ein guter thermischer Komfort in den Zimmern. Alle angestrebten Zertifizierungen sind aufgrund der gewählten Baumaterialien gut erreichbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden des Projekts WANDALON rücken den Neubau soweit wie möglich an die nördliche Parzellengrenze. Sie drehen den Baukörper zusätzlich ab, um eine möglichst grosse und zusammenhängende Parkfläche und optimale Belichtung zu erreichen. Mit dieser Positionierung des Erweiterungsbaus gelingt es, eine grosszügige und in unterschiedliche Bereiche gegliederte Parklandschaft von hoher Qualität für Bewohnerschaft und Besuchende zu schaffen. Der Neubau übernimmt trotz seiner Grösse die Massstäblichkeit der umliegenden Bauten und bildet zusammen mit den bestehenden Gebäuden ein stimmiges Ensemble. Der Ankunftsbereich mit den Besuchsparkplätzen im Osten wird neu in unterschiedliche Bereiche gegliedert. Die Grösse der hölzernen Pergola überzeugt nicht ganz, ausserdem zerschneidet sie den Ankunftsbereich und erschwert die Vorfahrt zum Haupteingang. Von der Eingangshalle her erreichen die Bewohnerschaft und Besuchenden über eine grosszügige und hell beleuchtete Treppe das Gartengeschoss, das eigentliche Hauptgeschoss der erweiterten Anlage. Die Erweiterung des Restaurants auf den Garten ist folgerichtig und attraktiv. Die Positionierung der Nutzungen im Neubau zum Park hin müsste noch einmal überprüft werden – ist dies doch der öffentlichste Bereich der ganzen Anlage. Die Verknüpfung von Alt und Neu über einen gelenkartigen Gebäudeteil ist schlüssig und lässt sowohl den bestehenden Gebäuden wie auch dem Neubau ihre Autonomie. Die Aufstockung mit Büros über der Restaurantterrasse im Trakt C ist jedoch ein verhältnismässig aufwändiger Eingriff in die bestehende Bausubstanz, der die Belichtung und damit die räumlichen Qualitäten des heutigen Restaurants nachhaltig verändert. Die Zufahrt zur Tiefgarage auf der Nordseite des Neubaus sowie die Anlieferung werden auf die minimal benötigte Fläche reduziert. Die Jury beurteilt den Entscheid die Betriebsräume konzentriert in einem eigentlichen Servicetrakt zu positionieren, der nicht durch Erschliessungsbereiche für Bewohnerschaft und Besuchende tangiert wird, sehr positiv. Zusammen mit den neuen Serviceliften lässt diese Anordnung einen gut funktionierenden und rationellen Betrieb erwarten. Die neuen Wohngeschosse sind übersichtlich angelegt und weisen eine schöne Atmosphäre auf. Die Ankunft auf den Etagen mit der räumlichen Öffnung übers Stübli nach Aussen ist stimmig, der Bereich vor dem Lift aber gar beengt. Die Zimmer für die Bewohnerinnen und Bewohner selbst sind gut dimensioniert und vielfältig möblierbar. Die Aussenbereiche für Menschen mit Demenz auf der Südseite sind als zweigeschossige, geräumige und attraktive Loggien ausgebildet. Die Balkonzone vor den Zimmern funktioniert jedoch wegen der schmalen Durchgänge bei den Stützen nur bedingt als Rundlauf. Die Aussenbereiche in den Zwischengeschossen sind – wie auch die dazwischenliegenden Zimmer – durch die grosse Auskragung der Loggiaschicht stark verschattet. Der grosszügige Dachgarten wird als schlüssige Ergänzung der Aussenbereiche betrachtet. Eine sorgfältige Gestaltung, insbesondere auch der Beschattung mit den Photovoltaikelementen, ist jedoch Voraussetzung für dessen Brauchbarkeit. Der architektonische Ausdruck der Fassade mit den schräggestellten, zweigeschossigen Holzstützen wirkt zusammen mit den Ausstellmarkisen eher unruhig und steht in starkem Kontrast zur ruhigen Fassade des bestehenden Pflegezentrums. Auch von der Projektökonomie her schlägt die aufwändige Fassade kostentreibend zu Buche. Die im Vergleich zu anderen Projekten weniger umfangreiche Eingriffstiefe bei Trakt C, der moderate Fensterund der hohe Holzanteil wirken sich positiv auf die «grauen Emissionen» aus. Das Aushubvolumen und die Photovoltaik-Anlage können allenfalls noch optimiert und eine Fassadenbegrünung geprüft werden. Das Projekt WANDALON überzeugt insbesondere durch die umsichtige Platzierung des Neubaus und den haushälterischen Umgang mit der Arealfläche. Der sorgfältig gestaltete Neubau sowie der respektvolle Umgang mit den bestehenden Gebäuden lässt ein erweitertes Gesundheitszentrum Bachwiesen von hoher Qualität erwarten.