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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2023

Neubau Medizinisches Zentrum am Spital Nidwalden (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

StudioPEZ

Architektur

atelier soto . freiraum und landschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

Wibois Sàrl

Tragwerksplanung

Rapp Architekten AG

Brandschutzplanung

daniel pauli architektur.consulting

sonstige Fachplanung

Anima Engineering AG

TGA-Fachplanung

xmade

Fassadenplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Gesamtkonzept Ortsbau
In ihrer Analyse stellen die Verfasser zwei Eigenschaften des heutigen Spitals Nidwalden in den Vordergrund: Seine fantastische landschaftliche Lage am Fusse des Stanserhorns und die heute unnahbare Wirkung des in mehreren Etappen gebauten Spital-Konglomerats. Mit dem Neubau Medizinisches Zentrum sehen sie die Chance, die Spitalanlage zu öffnen und mit der Landschaft zu einer durchlässigen Anlage zu verweben. Der kleinere Massstab der neuen Bauten lässt das Spital Nidwalden zugänglicher und menschlicher wirken.

Im Gegensatz zum vermengten bestehenden Baukörper wird das Spital Nidwalden mit zwei freistehenden Bauten erweitert. Im langen viergeschossigen Trakt an der Strasse sind die ambulanten Dienste und im winkelförmigen zweigeschossigen Trakt im Süden die Konferenzräume und die Mitarbeiter-Oase untergebracht. Die beiden sorgfältig gegliederten Neubauten werden an die östliche Parzellengrenze gesetzt und schaffen, zusammen mit der bestehenden verwinkelten Ostfassade, eine vielschichtige Raumfolge von der Ennetmooserstrasse bis zur offenen Wiesenlandschaft. Von der Strasse aus führt eine attraktive begrünte Gasse zum Eingangsplatz des Spitals. In die breite Freitreppe ist geschickt eine behindertengängige Rampe eingebaut. Bei den Eingängen in die verschiedenen Abteilungen weitet sich die Gasse zur Spital-Plaza aus, der neuen Adresse des Spitals Nidwalden. Aufgrund der knappen Platzverhältnisse müssen die Notfallfahrzeuge die Zufahrtsrampe mit den vorfahrenden Besuchern teilen. Mit dem regen Notfallbetrieb ist diese betriebliche Einschränkung kaum vereinbar. Vom Eingangsplatz führt eine weitere Gasse zum südlich liegenden Spital-Patio. Hier liegen die Aussensitzplätze des Restaurants und der Eingang in die Konferenzräume und die Mitarbeiter-Oase. Im Sommer kann der Patio vom anliegenden Foyer der Konferenzräume für einen Apéro genutzt werden. Vom Patio aus öffnet sich der Blick nach Süden zur Wiesenlandschaft. Abgeschlossen wird die Aussenraumfolge durch ein Holzdeck, welches die im oberen Geschoss liegende Mitarbeiter-Oase direkt mit der Landschaft verbindet und als grosszügiger Aussenraum dient.

Architektur und Identität, Raumkonzept und Funktionalität
Die ambulanten Dienste sind in einem einfachen zweibündigen Gebäude mit vier Geschossen angeordnet. Der lange Trakt wird in zwei gestaffelte Teile gegliedert. Die Staffelung bricht die Länge des Baukörpers und wirkt zusammen mit dem Bestand raumbildend. Bei der Nahtstelle der beiden Teile liegt gut auffindbar die Eingangshalle. In den oberen Geschossen werden die Korridore des Zweibünders durch ein Foyer mit Wendeltreppe aufgeweitet und seitlich belichtet. Aufgrund der geringen Tiefe des Baukörpers ist die Anordnung eines dritten Bundes nicht möglich. Für den medizinischen Betrieb ist eine rein zweibündige Anlage prozesstechnisch suboptimal. Im ersten Obergeschoss fehlt die betrieblich notwendige Anbindung an das bestehende Spital. Es wird im Beurteilungsgremium kontrovers diskutiert, ob eine Passerelle in den Entwurf integriert werden kann.

Der winkelförmige zweigeschossige Bau mit Konferenzräumen und Mitarbeiter-Oase umschliesst den Spital-Patio und bildet den südlichen Abschluss der Anlage. Der grosse Konferenzraum im Erdgeschoss bietet Ausblick in die Landschaft. Eine repräsentative Wendeltreppe führt vom Foyer zur Mitarbeiter-Oase im Obergeschoss. Ihre Räume befinden sich unter einem atmosphärischen Zeltdach und geniessen den Ausblick auf das Stanserhorn.

Freiraumgestaltung und Erschliessung
Durch die Verknüpfung von eher städtischen Platzsituationen und offenen, parkartigen Grünbereichen entstehen Aufenthalts- und Rückzugsbereiche, welche durch die Anbindung an das übergeordnete Wegsystem gut für die Öffentlichkeit nutzbar sind. Neben der Ambulanzrampe, wird der Fussgänger über eine grosszügige Treppen-Rampenkombination auf den Vorplatz, die sogenannte Spital Plaza, geführt. Die barrierefreie Treppenrampe wird in ihrer Länge geschickt mit Baumsetzungen unterbrochen und schafft Aufenthalts- und Rückzugsräume. Durch einen einheitlichen Natursteinbelag wird einerseits die Barrierefreiheit sichergestellt, andererseits werden die Ein- und Ausgänge der verschiedenen Bauten geschickt miteinander verbunden. Fussgängerbereiche und Verkehrsflächen werden durch den Belagswechsel voneinander getrennt. Die umlaufende Grünfigur ist naturnah und vorwiegend mit einheimischer Vegetation geplant. Die Patiobereiche hingegen sind intensiv und artifiziell ausformuliert. Der Hangfuss wird durch kleinere Interventionen und ein Wegsystem als Erweiterung der Mitarbeiter-Oase erschlossen und direkt mit der Landschaft verbunden.

Es ist fraglich, ob eine zweite Einfahrt in das Areal ab der Kantonsstrasse bewilligungsfähig ist. Zudem erschwert die zweite Einfahrt die Orientierung für die Besuchenden.

Holzbau und Materialisierung
Die primäre Tragstruktur der oberen Geschosse bildet ein Skelettbau mit Pfosten und Unterzügen. Die Geschossdecken aus Brettsperrholz sorgen für eine Scheibenwirkung, die in die Aussenwände geführt wird. Dort werden die Kräfte in der äusseren Ebene der Aussenwände via Stahlkreuze in die Fundamente geleitet. Diese Vermischung der äusseren und inneren Krafteinleitungen wirft bezüglich statischer Effizient, bauphysikalischen Problemen und Anschlussdetails in der Witterung Fragen auf. Der kleine Massstab der Baukörper wird in eine feingliedrige Fassade aus Holzstützen mit horizontalen Brisesoleils übersetzt.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Das Projekt LAUREL & HARDY ist das teuerste unter den rangierten Projekten. Dazu tragen vor allem die grossen Geschoss-, Aussenwand- und Fensterflächen bei.

Gesamtwürdigung
Mit der räumlichen und ideellen Öffnung des Spitals Nidwalden entspricht der Entwurf LAUREL & HARDY dem Anliegen ein Ambiente mit «Wohlfühlcharakter» anzubieten. Der feine menschliche Massstab der Neubauten und ihrer Fassaden unterstreicht dieses Selbstverständnis. Leider weist das Projekt verschiedene betriebliche Mängel auf, die das Spital im Alltag und bei künftigen Umnutzungen stark einschränken würden.