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Einladungswettbewerb | 09/2020

Neue Konzernzentrale auf dem BODNER Campus in Kufstein (AT)

2. Rang

Henke Schreieck Architekten ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Das städtebauliche Konzept versucht der vielgestaltigen, konturlosen und ausufernden Bebauung des Gewerbegebietes ein klares Bebauungskonzept entgegenzusetzen. Der abgewinkelte Baukörper der Baustufe 3 bildet den räumlichen Rahmen für die Konzernzentrale der Firma Bodner. Durch die geschwungene Form der Konzernzentrale öffnet sich der Campus mit einladender Geste zum südlichen Landschaftsraum. Die gekrümmte Figur bildet eine eigenständige identitätsstiftende Form und entzieht sich somit der Konkurrenz zum westlich angrenzenden Kubus der TOP Logistik bei gleicher Höhe. Die Eingangsebene des Gebäudes liegt ca. 60,0 cm über dem Niveau der Landesstraße auf dem neu geschaffenen Plateau (+482,0), über dem sich auf natürlichen Niveau (+479,0) sämtliche Parkplätze sowie Versorgungs- und Nebenräume befinden. Eine sanfte Rampe führt auf die angehobene Piazza, von wo aus die Firmenzentrale, das Werkhaus und das Bürogebäude erschlossen werden. Diese maßstäblich differenzierte Raumzone bildet einen hochwertigen Freibereich, der als Treffpunkt für alle Nutzer dienen soll. Die Erdgeschosszone beherbergt alle öffentlichen Funktionen und ist als fließendes Raumkontinuum konzipiert. An die Eingangshalle mit Blick zum Innenhof sind Café, Restaurant, Konferenzzentrum und Showroom angebunden. Alle Räume fließen ineinander und können als großzügige Eventfläche genutzt werden, aber gleichzeitig auch getrennt erschlossen werden.
Eine großzügige Treppe mit Liften verbindet die Lobby mit den Büroebenen.

BÜROBEREICHE: Am Eingangsbereich der Bürogeschosse befinden sich die Teeküchen, als Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation, mit angeschlossenen Besprechungs- und Projekträumen.
Pro Geschoss sind 2 Abteilungen untergebracht, die fließend ineinander übergehen.
Die Konzeption der Bürogeschosse kann alle gängigen Büroorganisationsformen aufnehmen.
Die Büroflächen der Baustufe 2 werden direkt angebunden und alternativ über Brücken mit den Teeküchen verbunden.

BÜROHAUS
Büroflächen für externe Firmen werden im winkelförmigen 4-geschossigen Gebäude zur Verfügung gestellt. Die Erschließung ermöglicht die Teilung in unterschiedlich große Büroeinheiten.

WERKHAUS
Die Räumlichkeiten des Werkhauses umschließen erdgeschossig die Piazza, wodurch der Platz die nötige Frequenz erfährt und zur Belebung des Campus beiträgt.

PARKIERUNG
Aufgrund des Wunsches des Bauherrn das Erdgeschoßniveau anzuheben, erschien die Nutzung des darunterliegenden Hohlraumes als offenes Parkdeck aus wirtschaftlichen Gründen logisch. Durch die Unterbringung annähernd aller Parkplätze in diesem „Untergeschoß“ entsteht ein kultivierter Außenraum von allen Seiten des Campus und die Zugänglichkeit zu den einzelnen Funktionen ist jeweils einfach möglich. Die Anlieferung der Bodner-Zentrale erfolgt ebenfalls von diesem Niveau aus. Eine eigene Zufahrt für die Besucherparkplätze der Bodner-Zentrale mit direktem Zugang ermöglicht kurze Wege, getrennte Zugänglichkeiten für Besucher und Mitarbeiter. In der Bauphase 1 wird das Dach des offenen Parkdecks bis zur Baulinie von Bauphase 3 errichtet.
Mit dem Entwurf der Konzernzentrale wurde versucht, das Umfeld aufzuwerten, einen unverwechselbaren, identitätsstiftenden Campus zu entwickeln und einen Mehrwert für die Mitarbeiter und die Bevölkerung von Kufstein zu schaffen.

FREIRAUMGESTALTUNG
Die Konzernzentrale im Gewerbegebiet am nördlichen Rand von Kufstein erhält eine prägnante landschaftliche Setzung - Identität stiftend für das Unternehmen, atmosphärisch attraktiv für die Mitarbeiter und prägend für die Peripherie der Stadt.
Flottierende Baumhaine sind das bestimmende Gestaltungselement, jeweils mit mehrstämmigen Gehölzen, die dem Ensemble einen poetischen Charakter verleihen – Blasenbäume im Süden, Zimtahorne im Osten und Zierkirschen im Inneren zwischen den Gebäudeteilen. In den beiden Atrien stehen jeweils japanische Ahorne.
Das Dach über der gewerblichen Ausstellungsfläche ist als semi-intensives Gründach ausgebildet, das eine stimmungsvolle Anmutung ermöglicht und auf dem befestigten Streifen vor der Fassade zum Verweilen einlädt.
Die Dachwässer werden in die anliegenden Grünflächen eingeleitet, was zur Erhöhung der Klimaresilienz beiträgt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Setzung mit einem L-förmig gesetzten Baukörper und einem Solitär für die Konzernzentrale wird positiv gesehen und setzt die Konzernzentrale in den Mittelpunkt. Der 2. wichtige städtebauliche Ansatz des Projektes ist die Lösung des Parkierens in einem Parkdeck. Durch diese beiden städtebaulichen Grundentscheidungen bleibt die „Luft“ für eine der Aufgabenstellung entsprechende Freiraumqualität.
Aus diesem Grundansatz entwickelt das Projekt über die gekurvten freien Formen eine eigenständige innen- und außenräumliche Qualität, die sehr überzeugend ist.
Mit einer großzügigen Grundidee werden die gestellten städtebaulichen und räumlichen Fragestellungen des Wettbewerbs beantwortet und es entsteht eine Arbeitslandschaft mit einer hohen architektonischen Aussagekraft.
Exemplarisch dafür steht der Dialog der Erdgeschosszone Konzernzentrale mit dem Werkhaus. Ein Guss, ein Thema und eine hohe innen- und außenräumliche Qualität.
Kritisch werden von der Jury die langen Wege in den Bürogeschossen - vor allem mit dem Erweiterungsbauabschnitt - gesehen. Hier entsteht eine Sackgassensituation in der Wegführung, die nicht ideal ist.
Kritisch wird auch die Ausprägung der Fassade gesehen. Dabei wird vor allem der Anspruch der Ausloberin - Sichbarmachung der Unternehmensleistungen - kontroversell in der Jury diskutiert.
Die Frage der Identifikation des Unternehmens mit der Gesamtkonzeption - freie Form, Fassadenlösung - konnte nicht abschließend positiv beantwortet werden.
Ein sehr schöner poetischer Wettbewerbsbeitrag.