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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2022

ENERGYHUB - Energiezentrale und Umspannwerk am Deutzer Hafen in Köln

3. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

Virkunnen & Co Architects Ltd

Architektur

Erläuterungstext

GESTALTUNGSKONZEPT

Unser Vorschlag für den EnergyHub zielt darauf ab, diesen Komplex aus drei Infrastruktureinrichtungen zu einem ansprechenden lokalen Wahrzeichen zu machen. Der Standort befindet sich an einem der Haupteingänge des neuen Quartiers Deutzer Hafen und soll als städtebauliche Visitenkarte des Gebietes fungieren.

Wir nutzten die Abgeschlossenheit und technische Natur der primären Funktionen der Gebäude als Grundlage für eine abstrahierte Formgebung. Auf diese Weise werden die verschiedenen technischen Details und Systeme in der Gesamtarchitektur des Komplexes aufgehen. Unser Entwurfsziel ist es, die Architektur in den Dienst der technischen Anforderungen zu stellen und nach außen hin ein menschliches, weiches Erscheinungsbild zu bieten.

Das Umspannwerk, die Energiezentrale und das Parkhaus sind auf dem Grundstück so angeordnet, dass zwischen den Gebäuden ein L-förmiger, eingezäunter Hof entsteht. Der Hof ermöglicht das Be- und Entladen und bietet Stellplätze für drei Pkw und einen 7,5-Tonnen-Lkw. Der Hof kann von den Straßen 'Am Schnellert' und 'Poller Kirchweg' aus befahren werden.

In der ersten Bauabschnitt schlagen wir vorübergehende Aktivitäten auf dem Gelände des Parkhauses vor. Diese sollen das neue Areal des Deutzer Hafens ins allgemeine Bewusstsein bringen und es frühzeitig zu einem interessanten Besuchsort machen.

Aufgrund des begrenzten Geländes schlagen wir ein vollautomatisches Parkhaus vor, das in Bauabschnitt zwei gebaut werden soll. Es gibt zwei Autoaufzüge, die die Autos vom Erdgeschoss nach oben und unten führen, damit sie vom automatisierten Parksystem zu den Stellplätzen gebracht werden können. Der Mobility Hub befindet sich ebenfalls im Erdgeschoss. Es sind insgesamt 312 Parkplätze in dem Parkhaus.

 

BAUKONSTRUKTION

Die Fassaden bestehen aus Ziegeln in einer warmen, hellen Farbton. Die abwechslungsreiche Farbgebung und die natürlichen Unebenheiten des Ziegels lockern das Erscheinungsbild der Gebäude auf. Der Ziegel kommt innerhalb der Fassaden in zwei Varianten zum Einsatz: Einerseits als massives Mauerwerk, andererseits als Gittermauerwerk, das Luft und Licht durchlässt.

Es gibt zwei Arten von Mauerwerk: ein massives Ziegelmauerwerk und ein luft- und lichtdurchlässiges Gittermauerwerk aus Ziegeln. Dieses Gittermauerwerk fungiert als äußere Schicht einer Doppelfassade. Dahinter an der tragenden inneren Aussenwand sind Fenstern und Be- und Entlüftungsöffnungen.

Das Gitterwerk wird von einem Stahlrahmen gehalten, der an der Hauptkonstruktion des Gebäudes befestigt ist. Der Hohlraum ist mit Stahlgitterplattformen versehen, um die Reinigung der Fenster und andere Wartungsarbeiten zu erleichtern.

Das Innere der beiden Gebäude besteht aus Sichtbeton. Die Kombination aus dem hellen, warmen Ziegel und dem rohen Beton schafft einen rauen, aber charmanten Kontrast. Die Verwendung der Materialien ist funktional und für die urbane, industrielle Architektur geeignet.

 

TRAGWERK

Die Gebäude Umspannwerk und Energiezentrale sind als konventionelle Stahlbetonkonstruktionen geplant. Der zu einem späteren Zeitpunkt ausgeführten Mobility Hub hat eine hölzerne Tragkonstruktion.

Die Ausführung in Stahlbeton ist zum einen kosteneffizient, bietet aber zudem ohne Zusatzmaßnahmen einen hohen Brandschutz sowie akustischen Emissionsschutz.

Es wird gegenwärtig davon ausgegangen, dass die Gebäudelasten mit einer Flachgründung in den Baugrund eingeleitet werden können. Da aktuell kein Baugrundgutachten zur Verfügung gestellt wurde, haben wir überschlägig eine Bodenplattendicke von 100cm im Falle des Umspannwerks, sowie 60cm für Energiezentrale und Mobility Hubs angenommen.

Es ist eine einfache Unterkellerung des Umspannwerks geplant. Damit liegt das Untergeschoss ca. 4m unterhalb des hochwassersicheren Niveaus von 47,23; auf die Bodenplatte werden damit auch Auftriebslasten wirken. Mit den überschlägig ermittelten Querschnitten des Tragwerks ist aber davon auszugehen, daß genügend Eigengewicht vorhanden ist um den Auftriebslasten entgegenzuwirken.

Da auch die Gründungssohle der nicht unterkellerten Energiezentrale und des Mobilityhubs in das Grundwasser einbinden, ist auch hier mit - im Vergleich zum Umspannwerk deutlich abgeminderten - Auftriebslasten zu rechnen. Es wird auch hier davon ausgegangen, daß die Lasten durch das Eigengewicht dem Auftrieb entgegen wirken.

Für die Fassade ist ein aufgelöstes Gittermauerwerk geplant welches an das Haupttragwerk durch entsprechende Standarddetails angeschlossen werden können.

 

BRANDSCHUTZ

In jedem der beiden Gebäude sind zwei sich auf gegenüberliegenden Seiten befindliche Fluchttreppenhäuser geplant. Eine sichere Entfluchtung des Gebäudes ist daher gewährleistet. Dies begünstigt ebenfalls die Einsatzbedingungen für die Feuerwehr.

Die Planung des Umspannwerk und die Energiezentrale sieht weitestgehend separate Räume für die einzelnen Elemente der Anlagentechnik vor, so daß diese brandschutztechnisch getrennt sind.

Die Räume sind über Korridore an die Entfluchtungskerne angeschlossen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Ausrichtung und Position der einzelnen Bauteile wird im Sinne einer funktionalen Gebäudeerschließung aus den Vorgaben der Auslobung übernommen. Die Giebelseiten des ersten Bauabschnitts, die zur Straße „Am Schnellert“ gerichtet sind, folgen einer kleinteiligen rhythmischen Gliederung, die aus dem Straßenverlauf hergeleitet ist. Um die Restflächen zwischen den Gebäudeecken möglichst klein zu halten, wird hier eine geringfügige Überschreitung der straßenseitigen Baugrenze vorgeschlagen. Das Parkhaus ergänzt das Ensemble im zweiten Bauabschnitt wie vorgesehen bis an die östliche, westliche und nördliche Grenze des Baufelds.


Die zeichenhafte Qualität des EnergieHub - Ensembles verdankt sich aber in erster Linie der radikalen Reduktion auf ein einziges Material für die Außenwandverkleidungen. Für alle Außenflächen des ersten Bauabschnitts wird Backstein vorgeschlagen, der opak „geschlossen“ und transparent „offen“ verlegt wird. Diese schöne Gestaltidee ist sinnfällig aus dem städtebaulichen Konzept entwickelt, ermöglicht sie doch Differenzierungen im kleineren Maßstab der Fassadenöffnungen, die störungsfrei in das feine Fugennetz der Großform eingearbeitet sind. Hinter dem „Gitterwerk“ verborgene Verglasungen werden in der Tagsicht nur diffus erkennbar sein, in der Nachtsicht hingegen, sofern sie hinterleuchtet sind, deutlich hervortreten. Folgerichtig sind die doppelschaligen Fassadenpartien um der größtmöglichen optischen Wirkung willen überwiegend nach Osten zum Mobilitätsplatz ausgerichtet.


Die Jury folgt dem anspruchsvollen Entwurfsgedanken, die technischen Anlagen der Funktionsgebäude durch eine weitgehend geschlossene Hülle zu verbergen und die intendierte zeichenhafte Architektur stattdessen aus einer abstrakten Formensprache zu entwickeln. Allerdings wird kritisch angemerkt, dass die vorgeschlagenen Eingriffe in die Großform in ihren Dimensionssprüngen ebenso wie in der Zuteilung der Flächen nicht recht hergeleitet erscheinen. Hier sei vor allem die zum Mobilitätsplatz gerichtete Außenwand genannt, die größtenteils aus konventioneller Wandund Fensterfläche besteht. Die Ausbildung der Sockelzonen erscheint im Hinblick auf die besondere Beanspruchung, vor allem zu den öffentlichen Bereichen hin, nicht ganz zu Ende überlegt. Zu den Nutzungsbereichen im Gebäudeinneren verhalten sich die doppelschaligen Wände, in denen auch die Lüftungsöffnungen untergebracht sind, wenig plausibel und überwiegend von außen gedacht. Auch die bewusst getroffene Entwurfsentscheidung, die Rückkühlgeräte auf dem Dach, ohne eine optische Verkleidung zu zeigen, konnte der Jury nicht vermittelt werden. Die entwurfsbestimmende Idee wird insgesamt, auch wegen ihrer überzeugenden Ausarbeitung vor allem in den räumlichen Darstellungen, als ein Beitrag von hoher Qualität gewertet. Die Inszenierung der Doppelfassaden, die auch einen sehr hohen baulichen Aufwand bedeutet, wird allerdings ihrem Anspruch nicht vollends gerecht.