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einstufiger Projektwettbewerb nach SIA 142 | 09/2023

Neubau Doppelkindergarten in Lostorf (CH)

Perspektive von Norden

Perspektive von Norden

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 21.000 CHF

LORENZ ARCHITEKTEN

Architektur

Bryum GmbH

Landschaftsarchitektur

We consulting GmbH

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Hauptgebäude des Bestandes wird mit einem minimalen, eingeschossigen Anbau ergänzt und zeigt damit den kleinsten Fussabdruck aller Projekte. Der neue Teil liegt nahtlos an der Ostseite und erweitert sich hangaufwärts nach Norden. Der Zugang von Süden als auch von Norden in der Mitte des bestehenden Gebäudes wird zum Scharnier des Doppelkindergartens. Die Kindergärten sind zweigeschossig organisiert. Der Untere wird im Erdgeschoss des Ostflügels im Bestand über die Garderobe mit Gruppenraum und Materialraum, in den im Anbau liegenden Unterrichtsraum erschlossen. Der Obere erhält im heutigen Verandabereich eine neue aussenliegende Treppe, die direkt ins Obergeschoss wiederum mit Garderobe und nötigen Infrastrukturräumen führt. Der Hauptunterrichtsraum im Ostflügel des Obergeschosses gibt als Supplement den Blick frei in ein Galeriegeschoss des unteren Kindergartens. Der Galeriebereich des oberen Kindergartens wiederum liegt im Dachstock des Bestandes. Gemeinschaftlich genutzte Räume und Nebenräume für Abwart und Aussengeräte liegen im Erdgeschoss des bestehenden Westflügels. Diese sehr kompakte und in der Anordnung schlüssige Organisation ermöglicht ein minimales Anbauvolumen. Die Zugangssituation mit der Scharnierfunktion für beide Kindergärten ist allerdings sehr eng, schlauchartig und unübersichtlich. Ob sie dem Ansturm zweier Kindergärten genügt, scheint fraglich.
Das Projekt sieht einen dreiteiligen Aussenraum vor: Südlich vom Eingangsweg liegt ein Nutzgarten mit Gemüsebeeten, auf der mittleren Ebene, zwischen der Scheune und dem Anbau, ein grosszügiger Sandkasten und Spielgelegenheiten und auf der oberen Ebene an die umstrukturierte Scheune angrenzend eine Rasenspielfläche. Der effektive Spielbereich ist von einem Holzzaun klar abgesteckt, eine Blumenwiese wurde, vor den herumspringenden Kindern geschützt, ausserhalb des Perimeters angelegt. Eine Obstbaumwiese ist didaktisch angedacht, auch die neue Interpretation des historischen Gartens ist eine schöne Geste.
Nach den Schematas wäre der Aussenraum ein Volltreffer, wenn das Projekt auch im Detail stimmen würde: Zum einen wurde der Umgang mit den Terrainhöhen zu wenig vertieft, was gewisse Gartenteile unpraktisch, gar unmöglich macht: Der Nutzgarten liegt mit ca. 33% Gefälle im Westen, die Beete sind auch nicht rechteckig angelegt, was die Bewirtschaftung erschwert. Die Wegverbindung aus Mergel zwischen Scheune und Altbau mit einem Gefälle von ca. 10% ist nicht rollstuhlgängig und kann die starken Regenwasserströme nicht aushalten. Bei der Scheune ist ein Höhenunterschied von ca. 70 cm übersehen worden. Der Eingangsbereich ist mit den beiden Auto-Parkplätzen entlang dem Schulweg abgedeckt und für Kinder gefährlich. An beiden Seiten des Gebäudes sind die Eingangssituationen eng angelegt worden. Dadurch fehlt es dem Projekt an Glaubwürdigkeit.
Die Erweiterung für die optionalen Nutzungen wird in der bestehenden Scheune angeboten. Dies würde aber bedeuten, dass im Falle deren Auslösung, die gedeckten Spielflächen ersatzlos wegfallen würden. Ausserdem liegen Teile der Scheune innerhalb des Bauabstands der Hecke. Ob eine solche Umnutzung bewilligungsfähig wäre, ist nicht klar. Der Aufwand für diese bauliche Erweiterung wäre auch sehr aufwendig und schlussendlich nicht tragbar.
Der architektonische Ausdruck des Um- und Anbaues bleibt dem Willen der Bescheidenheit weitestgehend treu. Das Spiel des Bestandes von massiver Putz- und hinterlüfteter Holzfassade wird im Anbau weitergezogen und integriert diesen auf selbstverständliche Weise. Das einseitige Weiterziehen des Daches in der Ostfassade nach Norden wurde im Beurteilungsgremium mit unterschiedlichen Meinungen diskutiert. Es unterstützt zwar den Willen, neu und alt zusammenzubinden, die Asymmetrie ist aber gewohnheitsbedürftig und gar nicht ortstypisch. Genauso erscheint das extrem grosse Rundfenster in den Giebelfassaden ortsfremd, da überzeugen auch die als Referenzen herbeigezogenen Beispiele vom Schulhaus nicht.
Der Ansatz ist sehr pragmatisch und effizient. Dies macht sich vor allem ökonomisch bemerkbar. Gilt aber nur ohne die optionale Raumerweiterung. Die Erstellungskosten des Projekts liegen im Mittelfeld. Insgesamt wirkt das Projekt etwas unausgewogen, ohne klare Adressierung. Es fehlt die Ausstrahlung eines Kindergartens nach Aussen.
Perspektive von Süden

Perspektive von Süden

Situationsplan

Situationsplan

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Schnitt B-B

Schnitt B-B

Piktogramme

Piktogramme