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Gutachterverfahren | 03/2024

Ersatz- und Erweiterungsneubau Kita Ev.–Luth. Kirchgemeinde in Markkleeberg

Perspektive Garten

Perspektive Garten

3. Preis

wittig brösdorf architekten

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
Dem Entwurf liegt das Leitbild eines unprätentiösen Sonderbaus zugrunde, der zugleich als öffentliches Gebäude eine klare Quartiersgrenze zur Städtelner Straße bildet und sich selbstbewusst im peripher anmutenden Umfeld behauptet. Er weckt Assoziationen zu einer Scheune an der Landstraße – eine Scheune für Kinder.


Gebäudeentwurf
Die Funktionsbereiche fügen sich zu einer kompakten und somit wirtschaftlichen Gebäudegeometrie. Ihre geschossweise Gliederung und Zuordnung hat neben funktionaler Zweckmäßigkeit zugleich eine durchgehende, flächen- und volumenoptimierte Zweigeschossigkeit zum Ziel.
Einsprünge der thermischen Gebäudehülle werden auf den überdeckten Eingangsbereich sowie eine überdeckte Vorzone des Krippenbereichs beschränkt.
Das Herzstück des Gebäudes bildet ein einladendes mit dem Mehrzweckraum koppelbares Foyer. Hier befinden sich auch die weiteren gemeinschaftlich genutzten Räume des Integrationsraums sowie des Werkateliers mit Kinderküche und dem zugehörigen Abstellraum für Spielgeräte.
Vom Foyer aus wird auf kurzem Weg zur erdgeschossigen Krippe, über einen Sammelausgang direkt in den Garten und zu den weiteren Funktionsbereichen im Obergeschoss verteilt.
Eine im Zusammenspiel mit der Geschosstreppe konzipierte Sitzstufenanlage bietet sich als Treff- und Sammelpunkt sowie kommunikative Wartezone mit seitlich angeordneter Andachtsfläche an.

Die Krippe gliedert sich in zwei Einheiten mit jeweils vorgelagerter Garderobe, Gruppenraum sowie jeweiligem Sanitär- und Schlafraum. Zugunsten optimal natürlich belüfteter und unmittelbar benachbarter Schlafräume werden die ohnehin mechanisch zu belüftenden Sanitärräume als direkt an den Gruppenräumen integrierte Sanitärkerne empfohlen. Ein separater Sanitärraum am südlichen Gartenzugang kann zum Ausgleich auf kurzem Weg vom Garten aus genutzt werden.
Der Kinderwagenraum ist sowohl separat vom Vorplatz aus begehbar als auch direkt ans Foyer angebunden.
Die Belieferung der Küche und Warenbernahme durch das Küchenpersonal erfolgt über eine separate Anlieferschleuse. Von hier aus kann das Küchenpersonal die Waren auf kurzem Weg über den benachbarten Aufzug zur Küche bringen.
Zur unmittelbaren Versorgung gelegentlicher Veranstaltungen im Mehrzweckraum kann die benachbarten Kinderküche mitgenutzt werden.
Über die brandschutztechnisch dem Obergeschoss zugeordnete Treppe gelangt man vom Foyer in einen großzügigen Spielflur des Kindergartens. Der Kindergarten gliedert sich in je zwei paarweise organisierte Gruppenräume von denen je einer über eine Spielgalerie im Dachspitz verfügt. Die beiden benachbarten Spielgalerien sind über eine Schlupftür miteinander verbunden und bieten den jeweils zweiten Abstieg auf die Geschossebene.
Nach Süden mündet der Kindergartenflur auf eine Außentreppe in den Freibereich. Sämtliche Aufenthaltsräume, die eines zweiten, baulichen Flucht- und Rettungsweges bedürfen, sind unabhängig vom Spielflur über eine „Bypass-Verbindung“ an diesen zweiten Fluchtweg angebunden.


Konstruktion
Der Gebäudeentwurf ist auf ein für Holzrahmen- und Holztafelbauweise optimiertes Konstruktionsraster von 62,5cm aufgebaut und wurde für eine Kombination aus Massivholzdecken mit Holzrahmenwänden optimiert. Statisch hochbelastete Wände können nach Bedarf als Massivholzwände ausgeführt werden. Für Deckenfelder mit hohen Spannweiten werden zur Optimierung der Deckenquerschnitte Zwischenträger aus Brettschichtholz vorgeschlagen. Diese Bauweise verspricht eine ressourcenminimale Bauweise.
Das Konstruktionsraster spiegelt sich ebenfalls in der Fassadengliederung und nach Bedarf ausgelegten Öffnungen wieder. Das Fassadenkonzept verspricht einen hohen Vorfertigungsgrad der Bauelemente mit kurzen Fertigungszeiten auf der Baustelle.

Zusammenfassung
Der Gebäudeentwurf verbindet das Bestreben nach einem wirtschaftlich zu errichtenden und zu unterhaltenden Haus mit dem unverminderten Anspruch an Großzügigkeit. Dieses Ziel wird über Qualität der Räume und deren intelligente Fügung in ein warmes und kindgerechtes Ganzes verfolgt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf von Wittig Brösdorf Architekten sieht einen langgestreckten, klar strukturierten
Baukörper entlang der Städelner Straße mit einem eingeschossigen abgerückten Nebengebäude an der Lene- Vogt- Straße vor. Die Konformität mit dem B- Plan ist bezüglich des Zurücktretens des Kita- Gebäudes im EG, der Giebelseite zur Lene- Vogt- Straße (Höhen- und Lärmfestsetzung) sowie der Dacheindeckung zu prüfen. Durch die Anordnung der Baukörper und Zugänge/ Zufahrten auf dem Grundstück wird der Außenbereich sinnvoll gegliedert.

Der Entwurf überzeugt durch seine eindeutige Formensprache, seine klare Grundrissstruktur und seine durchdachte funktionale Organisation. Bemerkenswert ist der Vorschlag, die Küche ins Obergeschoss zu verlegen und somit im Erdgeschoss ausreichend Platz für Gemeinschaftsflächen (Mehrzweckraum, Atelier/ Kinderküche und Foyer mit Sitzstufen) zu schaffen. Aus funktionaler Sicht wird die Küche im OG als sinnvoll und umsetzbar eingeschätzt, jedoch wird die dafür erforderliche zusätzliche Zufahrt auf das Grundstück zur Anlieferung mit Anbindung an den Aufzug stadtplanerisch und verkehrstechnisch kritisch gesehen.
Insbesondere der Mehrzweckraum mit Foyer und Andachtsecke sowie dem zugeordneten
Freibereich sind überzeugend und werden als gut nutzbar eingeschätzt. Die Verkehrsflächen sind angenehm proportioniert. Durch die Anordnung der Garderoben mit Belichtung von Osten werden lange schmale Flure vermieden und die Orientierung erleichtert, was positiv bewertet wird. Der Vorschlag eines Garten- WC (nicht Bestandteil der Auslobung) findet große Zustimmung seitens des Nutzers. Auf die Anordnung eines Laubenganges im Obergeschoss wurde verzichtet, stattdessen wird als 2. Rettungsweg eine Außentreppe an der südlichen Giebelseite
vorgeschlagen. Der Verzicht auf den Laubengang unterstreicht die Klarheit des Baukörpers. Aus nutzungstechnischer Sicht wird die Benutzung der beiden Treppen im täglichen Ablauf (als Ausgang in den Garten) als umsetzbar eingeschätzt.
Das im OG angeordnete Leiterinnenbüro wird aus organisatorischen Gründen im EG gewünscht.
Die Organisation der Gruppenräume/ Schlafräume mit Garderoben und Sanitärräumen wird als positiv bewertet. Die höher gelegene Spielebene in den Gruppenräumen des Kindergartens wird als zu klein eingeschätzt (nur in 2 Gruppenräumen vorhanden).
Die Fassaden überzeugen durch ihre klare Gliederung und Materialität, die Anlehnung an das Leitbild einer Scheune als klares typologisches Gebäude ist erkennbar und nachvollziehbar.
Perspektive Spielflur OG

Perspektive Spielflur OG

Ansichten und Schnitt

Ansichten und Schnitt

Ansicht Westen M 1:100

Ansicht Westen M 1:100

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss

Ansichten

Ansichten

Detailansicht

Detailansicht