modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Neubau Kulturzentrum Uster (CH)

2. Preis

Preisgeld: 60.000 CHF

Adrian Streich Architekten AG

Architektur

energiehoch4

TGA-Fachplanung

Synaxis AG

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Raffinesse des Entwurfs liegt im Schnitt: Zwischen Alt- und Neubau wird eine 2 m breite Fuge ausgebildet, welche die Beleuchtung beider Fassaden erlaubt. Der anschliessende neue Saalbau hat die gleichen Abmessungen und Stützenraster wie der Altbau. Durch sein flacheres Dach ordnet er sich dem Altbau unter. Die beidseitig angeordneten extrahohen Türen werden auf der ganzen Länge durch Fenster im obersten Drittel der Wand ergänzt, die Tageslicht in den Raum bringen.

Das langgestreckte Foyer erlaubt einen separaten Betrieb der verschiedenen Säle, ermöglicht aber auch eine gesamthafte Nutzung für Feste, Flohmärkte, Ausstellungen, etc. Ein grosses Vordach bildet den Abschluss des Ensembles, das sowohl die Räume beschattet und die Fassade vor Regen schützt, als auch eine offene überdachte Zone entlang des grossen Platzes bildet und so dessen Aneignung durch die Bevölkerung ermöglicht.

Die Nutzungen des Kulturzentrums sind so angeordnet, dass der Bestand ohne grosse Eingriffe weiterverwendet werden kann: das bestehende Zeughaus wird zur Musikschule. Im Bereich des Eingangs sowie des Gastraums werden die Decken teilweise ausgeschnitten und so die Tragstruktur erlebbar gemacht. Die benötigten hohen Räume (grosser Saal, kleiner Saal, Kino und Kunstraum) werden als eigenständige Schicht vor das bestehende Zeughaus gereiht. Daran schliesst sich der ebenfalls langgestreckte Foyerbau mit seinem Vordach an; die Typologie von über Jahrzehnten gewachsenen Industriebauten.

Der Entwurf respektiert den Originalbau des Zeughauses indem die zusätzlichen Räume nach dem gleichen Muster weiterentwickelt, materialmässig aber neu interpretiert werden. Dem industriellen Backsteinbau der 40er Jahre wird ein vorfabrizierter Leichtbau aus Holz vorangestellt. Die industrielle, serielle Struktur des Holzneubaus setzt die strukturelle Logik des Zeughausgebäudes fort.

Der alte Zeughausbau ist zwar auf der Südseite nur wenig sichtbar. Dank der Materialisierung der neuen Zubauten und der flacheren Dachneigung mit einem etwas niedrigeren First des Saalbaus ist aber die Hierarchie gewahrt: Das alte Gebäude bildet das Rückgrat, währendem sich die neuen, weicheren Gebäude zum grossen Platz hin öffnen. Die aus dem Bestand heraus entwickelte Atmosphäre ist Denkmalpflege im Sinne einer Weiterentwicklung. Durch diese Setzung wird jedoch ein grosser Teil des Zeughauses K2 zum Zeughausplatz verdeckt. Lediglich im Osten ist ein geringer Teil der Backsteinfassade des Zeughauses K2 wahrnehmbar. Dadurch geht die Identität des Zeughauses zum Zeughausplatz verloren.

Alt- und Neubau bilden durch ihre Positionierung einen Hof in der Fortsetzung der Gerichtstrasse, der die von der Stadt herkommenden Besucher empfängt. Hier ist auch das Restaurant angeordnet. Auf der Südseite öffnet sich der grosse Platz zum anderen bestehenden Zeughausgebäude.

Die Fuge zwischen Alt- und Neubau lässt eine flexible Anlieferung zu den einzelnen Betrieben zu. Die Anlieferung über die Berchtoldstrasse könnte mit einer optionalen Zulieferung für den grossen Saal über die Zeughausgasse ergänzt werden.

Das Weiterstricken der Zeughaustypologie vermag dem Freiraum wenig neue Impulse zu vermitteln. Der grosse asphaltierte Zeughausplatz bleibt weitgehend bestehen und in Anlehnung an den Bestand schaffen neue Platanengruppen einen räumlichen Filter zur Berchtoldstrasse. Hier stellt sich die Frage, ob das Kulturzentrum nicht eine stärkere Geste der Adressierung nötig hätte.

Für einen optimalen Betrieb braucht es noch Verbesserungen in der Logistik. Insbesondere braucht es einen zweiten Gang zur Verbindung der Schichten. Die sanitären Anlagen sollten zentraler angeordnet werden. Die modulare Bauweise lässt dafür Spielräume offen.

Das kleine, kompakte Projekt weist ein gutes Verhältnis von Gebäudehülle zu Geschossfläche auf. Dadurch können die Baukosten im Vergleich tief gehalten werden. Für den Holzbau werden hauptsächlich CO2 neutrale, nachwachsende Baustoffe mit wenig grauer Energie verwendet. Die serielle Vorfabrikation hilft ebenfalls, die Erstellungskosten tief zu halten.

Auch im Betrieb haben die kompakten Gebäude mit ihrem ausgezeichneten Verhältnis von Volumen zu Oberfläche einen niedrigen Wärmenergiebedarf. Das Verhältnis von Fenstern zu opaken Wandteilen wird in Bezug auf passive Nutzung der Solarenergie und natürliche Belichtung optimiert. Es handelt sich um das kleinste Gebäude mit einem mittleren Anteil betriebsintensiver Flächen.

Der modulare Elementbau sowie der intendierte Rohbaucharakter bietet ein hohes Potenzial für die Aneignung durch die Nutzer und bleibt flexibel für spätere differenzierte Nutzungen. Die beiden Obergeschosse des Altbaus bleiben frei und bieten Raum für die Musikschule und andere Aktivitäten.