modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 06/2022

Neubau Bürger- und Vereinshaus mit Freiwilliger Feuerwehr in Eltersdorf

Visualisierung

Visualisierung

3. Preis

Preisgeld: 7.000

Mecke Palme Filipovic

Architektur

Erläuterungstext

Aus drei mach eins - Erläuterungstext zum Bürger- und Vereinshaus Eltersdorf


Aufgabenstellung und Lösungsansatz
Das neue Bürger- uns Vereinshaus in Eltersdorf soll zukünftig drei Nutzergruppen unter einem Dach zusammenfassen. Der vorgeschlagene Neubau macht dieses komplexe Anforderungsprofil zum Thema und aus der Not eine Tugend. Durch eine konsequente Trennung der drei Gruppen die auch architektonisch zum Thema wird, entsteht ein funktionales und gleichzeitig ausdrucksstarkes Gebäude. Die Ortsmitte wird um einen entscheidenden Baustein mit öffentlichen Funktionen ergänzt.
 
Städtebauliche Setzung und Architektur
Durch das komplexe Anforderungsprofil mit vorgelagerten Feuerwehraufstellfläche und verkehrstechnisch notwendigen Ein- und Ausfahrten zu den im hinteren Bereich befindlichen Parkplätzen muss das Grundstück möglichst effizient ausgenutzt werden. Folglich entwickelt sich der Baukörper als klare Großform entlang der Grundstücksgrenzen. Durch die äußerst effiziente Organisation gelingt es das Gebäude kompakt 2-geschossig zu entwickeln. Aufgrund der moderaten Höhenentwicklung fügt sich der Neubau als Passstück sensibel in die städtebauliche Körnung des Dorfes ein. Die sanfte Konkavität des auskragenden formuliert eine klare Adresse und bildet eine einladende städtebauliche Geste zur Straße aus. Mittels dieser Gesten wird die übergeordnete städtebaulichen Rolle des Gebäudes angemessen artikuliert. Ein leichter Vorsprunges des Sockelgeschosses markiert den Eingang ins Bürger- und Vereinshaus. Seitlich daneben liegt der Eingang zum Jugendclub. Die Positionierung der Eingänge und des gemeinsamen Vorplatzes schafft eine Sichtachse und Wegebeziehung zum bestehenden Gemeindesaal und eine starke Verbindung zu den öffentlichen Gebäuden in der unmittelbaren Umgebung. Das Obergeschoß welches das Bürger- uns Vereinshaus beherbergt ist in Holzbauweise ausgeführt und setzt sich vom muralen, dem Boden entspringenden Erdgeschoss ab.
 
Funktionalität und Programm
Der Baukörper ist klar und programmatisch in drei Teilen entwickelt. Die einzelnen Eingänge sind so angeordnet, dass sie unabhängig voneinander genutzt werden können. Der Eingang zur Freiwilligen Feuerwehr, die im Sockel untergebracht ist befindet sich an der rückwärtigen Fassade. Dieser Bereich ist kompakt auf einem Geschoss entwickelt und muss nicht an die Treppenanlage und den Aufzug angebunden werden. Das Vereinshaus im Obergeschoss wird direkt von der Straße erschlossen. Im Erdgeschoss befindet sich hier lediglich ein Eingangsbereich von dem aus der Veranstaltungssaal mit vorgelagertem Foyer über eine kurze Treppe erreicht werden kann. Über das Foyer können sind auch die Vereinsräume und Musikkabinen ersachlossen. Diese befinden sich ein halbes Geschoss weiter oben über der Fahrzeughalle.
Der Jugendclub wird im Untergeschoss angeordnet und über einen einen Innenhof im hinteren Bereich des Gebäudes belichte. Eine Kreuzung der verschiedenen Nutzergruppen wird somit konsequent vermieden.

Erscheinung und Materialität
Das Vereinshaus ist als eine Holzständer - Mauerwerkkonstruktion geplant. Nach außen präsentiert sich das Gebäude als hölzerner Monolith, der über einem steinernen Zementsteinsockel schwebt. Der Sockel ist als zweischaliges Mauwerwerk in Zementsteinen ausgeführt. Dieses robuste und dauerhafte Material stellt eine zeitgenössische Entsprechung zu den Natursteinmauerwerken der Umgebung her. Sägerohes unbehandeltes Lärchenholz schließt das Obergeschoss ab. Der konsequent als Holzrahmenbau ausgeführte Überbau ruht auf einem umlaufenden Ringbalken aus Stahlbeton. Die rauen und charakteristischen Materialien des Neubaus verwurzeln es auf zeitgenösische Weise im ländlichen Raum Mittelfrankens. Durch die Materialität und Struktur bleibt der zweigeteilte Baukörper als Einheit lesbar. Das Gebäude wirkt Neu und doch als ob es schon immer dagestanden hätte.
Ergänzt wird die Erscheinung durch großzügige und regelmäßige Holzisolierfenster, die über einen opaken Lüftungsflügel verfügen. Mit einem außen liegenden textilen Sonnenschutz kann die Sonneneinstrahlung effektiv gesteuert werden.

Innenräume
Das Innere des Hauses zeigt sich hell, warm und freundlich mit großzügigen Sichtholzflächen, die fein lasiert sind. Gestalterisch werden Einbaumöbel, sichtbare Holzkonstruktion und Wände so in ein ruhiges, harmonisches Ganzes zusammengefasst, das den stattfindenden Veranstaltungen und dem Musizieren den Vorrang lässt. Die Vereinsräume verfügen über Holzdielenböden, die Korridore sind mit einem geschliffenen Unterlagsboden ausgestattet. Auch die Innenräume im Sockel und Untergeschoss werden zurückhaltend ausgestattet.Sichtbeton, Zement steine und Holz dominieren das Erscheinungsbild.
Das Zusammenspiel aus wertigem Holzinnenausbau, einer hölzernen Fassade und einem eleganten klar gegliederten Zementsteinsockel schreibt die lokale Handwerkstradition zeitgenössisch fort und verortet das Haus im ländlichen Eltersdorfer Kontext.   

Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Tragwerk
Volumetrisch äusserst kompakt entwickelt, verfügt das neue Vereinshaus über eine
gutes Verhältniss zwischen Volumen und Oberfläche. Verkehrsflächgen werden auf ein Minmum reduziert und Foyers und Eingangsbereiche optiomal dimensioniert. Die hochgedämmte, luftdichte Gebäudehülle und die im Holzbau minimierten Wärmebrücken erreichen die erforderlichen Energietandards. Durch eine großzügige Dach-Photovoltaikanlage zur Eigenstromerzeugung, wird eine positive Energiebilanz erreicht.         

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Gebäudesolitär ordnet sich mit zwei höhengestaffelten Volumina in den städtebaulichen Kontext der dörflichen Siedlungsstruktur ein. Volumina und Ausdehnung des Baukörpers wirken angemessen und stimmig, die konkave Fassadengestaltung des straßenseitigen Obergeschosses wurde im Preisgericht kontrovers diskutiert. Der Hauptzugang ist gut ablesbar und als Adresse erkennbar, wenngleich der Zugangsbereich eine differenziertere Gestaltung vertragen würde.
Leider wird der entstehende Freiraum ausschließlich für Verkehrsfunktionen genutzt, eine höherwertige Aufenthaltsqualität lässt der Entwurf vermissen. Die Freiflächen sind durch einen hohen Versiegelungsgrad charakterisiert. Es ist fraglich, ob Bäume bei der vorgesehenen Gestaltung erhalten bleiben können. Die an der Südfassade angeordneten Stellplätze sind äußerst unpraktisch in
der Benutzung.

Die Gebäudegrundrisse sind gut überlegt auf die Nutzerwünsche zugeschnitten und lassen eine wirtschaftliche Realisierbarkeit vermuten. Die klare Trennung der Eingangssituationen für die Vereine, das Jugendhaus und die Feuerwehr werden sehr begrüßt. Gleichermaßen gut sind die funktionalen Abläufe der Feuerwehr mit kurzen Wegen im Gebäude sowie ausreichend Wende- und
Ausfahrflächen für Feuerwehrfahrzeuge auf die Eltersdorfer Straße.
Positiv bewertet wird die Orientierung des Veranstaltungssaales nach Westen sowie seine innere Flexibilität, die verschiedenste Nutzungen zulässt. Ebenso gut gelungen erscheint die übersichtliche Anordnung der Vereins- und Übungsräume auf einer Ebene. Als Kritikpunkt ist die Trennung der Höhenniveaus von Veranstaltungssaal und den Vereinsräumen einschließlich der Sanitäranlagen
anzubringen. Die Funktionsweise des zweiten Rettungsweges nördlich des Veranstaltungssaals wäre für alle Nutzungsvarianten zu prüfen.
Die Zugänglichkeit und Aufteilung der Jugendräume im UG ist überzeugend, der kleine grünen Freihof gibt dem Veranstaltungsraum im UG ausreichend Belichtung und Verbindung zum Außenraum. Möglicherweise muss hier über einen zweiten Fluchtweg aus dem Lichthof nachgedacht werden. Architektonisch kann die Arbeit nicht gewinnen. Materialität und Formgebung sind nicht harmonisch
aufeinander abgestimmt. Die Fensteröffnungen wirken in ihrer Proportion und Anordnung beliebig und stehen im Widerspruch zur Nutzung (Beispiel Veranstaltungssaal) oder Form (Beispiel konkave Fassade).

Die vorgesehene Materialwahl der Baustoffe kann als nachhaltig charakterisiert werden, der vorgeschlagene Sonnenschutz, die PV-Anlage und Solarthermieanlage in Verbindung mit einer extensiven Dachbegrünung erfüllen die technischen Ansprüche an eine zeitgemäße Architektur.

Die Arbeit hat überzeugende Qualitäten im Entwurf der Grundrisse, die leider im Erscheinungsbild des Gebäudes keine angemessene Fortsetzung finden.    
Modellfoto

Modellfoto

Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan

Lageplan

Grundriss UG

Grundriss UG

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt BB

Schnitt BB

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West

Präsentationsplan 01

Präsentationsplan 01

Präsentationsplan 02

Präsentationsplan 02