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2. Rang 3 / 3

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2022

Neubau Kirchenzentrum Amriswil (CH)

Saalbild

Saalbild

3. Rang

Preisgeld: 15.000 CHF

Joos & Mathys Architekten

Architektur

Daniel Nyffeler Architekten

Architektur

PR Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ARCHITEKTONISCHE IDEE KIRCHENZENTRUM: LANGHAUS

Das neue Kirchenzentrum ist ein Langhaus, das wie die Kirche ausgerichtet ist und den einen gemeinsamen Hof aufspannt, der in die der Tiefe des Grundstücks, zum Friedhof führt. Das Langhaus ist gegliedert durch einen Hauptbau mit Satteldach und einen einer dazugestellten Laube mit Flachdach. Diese ist um ein Achsmass zum Hauptbau versetzt. Sie ist teilweise als Innenraum ausgebildet, wodurch die Eingangssituationen subtil geschaffen werden. Das Gegenüber zur Kirche und die verschiedenartigen Wegbeziehungen zu Kirche und Friedhof werden aufgenommen und weitergeführt.

Das neue Kirchenzentrum geprägt durch den langgestreckten Baukörper, die gewählte Konstruktion, das grosse Dach und dem Zusammenspiel mit der Kirche und den Bauten auf dem Grundstück, welche sinnvoll ergänzt werden.

Im Innern sind die unterschiedlichen Raumanforderungen durch variable Anordnung im Längsschnitt eingeschrieben. Es entstehen unterschiedliche Raumqualitäten unter dem grossen Dach. Der Saal im Zentrum des Baukörpers besetzt die gesamte Gebäudebreite. Die längliche Aneinanderreihung unterschiedlicher Räume wird in diesem Vorschlag positiv genutzt, ohne dass lange Korridore entstehen. Die zwei Treppenhäuser erschliessen insgesamt fünf verschiedene Geschosse mit unterschiedlichen Höhen. Das Volumen bleibt somit kompakt und der First kann durchgehend ausgebildet werden. Die wichtigen Sichtbezüge zur Kirche und zum Hof ist in den meisten Räumen realisiert.


ARCHITEKTONISCHE IDEE FREIRAUM

Mit der Kirche wird ein länglicher Hof aufgespannt, der vom eingeschossigen Vorbau begleitet wird. Der Vorbau ist gegliedert durch verschiedenartige Räume, die unter der gemeinsamen Traufe und im Rythmus der Stützen die architektonische Einheit finden: der Haupteingang als offene Halle, die Raumabfolge der verglasten Nischen des Begegnungsraums, der Aussenbereich, sowie der südliche Eingang für die Jugendräume und die grosse Halle als südlicher Abschluss zum Friedhof. Ein allwettertauglicher Aussenraum für die unterschiedlichen Feiern wie Abdankung, Hochzeit, Weihnachtsmarkt, Open Air Kino, Treffpunkt CEVI ist als Gartenhalle ausgebildet.


Der Hof ist eine leicht geneigte Grünfläche, die von drei Wegen gekreuzt wird, welche Kirche und Kirchenzentrum für Spaziergänger verbinden. Die neuen Bauten und Wege fügen sich in das vorhandene Wegnetz ein und erweitern die parkartige Landschaft bis an die Weinfelderstrasse. Der Park-Charakter wird durch einzelne Bäume sinnvoll ergänzt. Das Kirchenzentrum wird von Grünfläche umgeben und der Baukörper wird freigespielt. Die Architektur und die Landschaftsarchitektur suchen eine offene Verbindung zum Friedhof als begleitende Wegführung wie auch durch die Präsenz, die der Friedhof von der südlichen Halle aus gesehen einnimmt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «WOODLAND» interpretiert architektonische Themen des historischen Kirchenbaus und stellt sich als weltliches Zentrum der Kirchgemeinde dazu selbstbewusst in einen Dialog. Es ist ein Langbau von ähnlicher Länge und Breite, der insbesondere mit dem steilen Dach eine prägnante, verwandte Gebäudeform schafft. Der längliche Laubenvorbau bricht dessen monumentale Wirkung und schafft einen einladenden Eingangs- und Foyerraum, der sich formalen auf die Bauten der Friedhofanlage bezieht. Das steile, mächtige Ziegeldach mit den Ochsenaugen und die feinteiligen Holzfassaden und -vorbauten prägen so einen traditionell anmutenden Charakter als würdiges Gegenüber zur Kirche. Der Grünraum zwischen der Kirche und dem Kirchgemeindehaus wird Distanz wahrend belassen und die Erschliessung des Kirchgemeindehauses erfolgt über eine selbstverständliche Erweiterung des bestehenden Wegnetzes. Die Aussenräume des Kirchgemeindehauses sind laubenartig als Teil des Gebäudes konzipiert, dies einerseits als gedeckte Eingangshalle und andererseits als grosszügige, nach Süden zum Friedhof orientierte Aussenhalle. Der differenzierte Begegnungsraum empfängt die Besucher, orientiert sich zur Kirche und verbindet sich über Glasfronten räumlich mit dem Saal. Dessen prägnante Raumstruktur mit den gewölbeartigen Decken und nischenbildenden Stützen schafft räumliche Identität für vielfältige Nutzungen. Der Saal ist von beiden Längsseiten belichtet und schafft mit den im Schrägdach eingeschriebenen Holzverkleidungen einen charakteristischen Raum. Dessen Unterteilbarkeit ist jedoch schwierig und deshalb wahrscheinlich auch nicht dargestellt. Das Projekt verzichtet auf Hauptnutzungen im Untergeschoss und organisiert alle Räume nebst dem Erdgeschoss im grossen Dachvolumen. Zwei Erschliessungen ermöglichen eine sinnvolle Trennung des Büro- und Bibliotheksbereichs im Norden von den Jugendräumen mit einem separaten Zugang im Süden. Die Belichtung der Arbeits- und Jugendräume in den Dachgeschossen ist allerdings mit den kleinen Ochsenaugen knapp und es ist nicht nachvollziehbar, warum die in der Dachschräge beengt wirkenden Jugendräume und die Bibliothek nicht von der attraktiven Raumhöhe im Giebelraum profitieren kann. Die Räume im Erdgeschoss weisen eine gute Raumorganisation auf mit den vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Foyers, mit dem separat zugänglichen Vorraum/Sitzungszimmer und mit der guten Anbindung der Küche an den Saal und an den Lift zur Anlieferung. Die Anordnung der Jugendräume über zwei Geschosse schafft gewisse funktionale Einschränkungen und kann die Zuordnung zur separaten Erschliessung nicht für alle Räume realisieren. Das Projekt «WOODLAND» besticht im Vergleich der Projekte mit der Raumeffizienz im kleinsten Gebäudevolumen. Die Nachhaltigkeit des Projektes ist umfassend dargelegt, wobei insbesondere die Holzbauweise zu erwähnen ist.

Die Projektverfasser schlagen mit Ausnahme einer Intervention in die Topografie zwischen Kirche und Neubau vor, den Freiraum möglichst unaufgeregt einfach zu gestalten. In der sanft abfallenden Wiese östlich der Kirche führen drei Wege zu den beiden sich auf unterschiedlichem Niveau befindlichen Zugängen zum neuen Kirchenzentrum. Der nördliche, ausgehend vom Haupteingang der Kirche im Norden und der mittlere, ab dem östlichen Seiteneingang geführt, verlaufen mit wenig Gefälle zum Eingang Foyer, Empfang und Saal. Der südliche Weg führt über die Wiesenböschung hinunter zum südlichen Eingang des Neubaus, zur Aussenhalle und weiter über eine Rampentreppe zum Gemeinschaftsgrab und über eine Rampe zum untersten Friedhofteil und dem Friedhofgebäude. Gegen Süden öffnet sich der Blick von der Aussenhalle ungefiltert auf das Grabfeld im untersten Friedhofteil, ostseitig begleitet durch das Astwerk eines neu gepflanzten Baumes. Der langgezogene Freiraum im Osten bleibt unbespielt als grasbewachsene Grünfläche erhalten. Die Rampe zwischen Toilettengebäude und unterem Friedhofteil wird mit einer Höhendifferenz von circa 86cm auf eine Distanz von circa 6m steil und der ungefilterte Blick von der Aussenhalle auf die Rückseite des aktuellen Erdbestattungsfeldes dürften in der Umsetzung auf Widerstand stossen.

Das Projekt «WOODLAND» ist in der ortsbaulichen Situation ein eindrücklich spezifisches Gebäude im Dialog mit der Kirche. Die architektonische Interpretation der Themen des Ortes schafft überraschende Raumkonzeptionen, welche aber gerade durch die Prämissen des entwurfsbestimmenden Daches auch Defizite aufweisen.

Begegnungsraum Foyer

Begegnungsraum Foyer

Gartenhalle

Gartenhalle

Situation Erdgeschoss

Situation Erdgeschoss

Obergeschosse

Obergeschosse

Schnitte Ansichten

Schnitte Ansichten

Modellbild

Modellbild

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