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2. Rang 3 / 3

Mehrfachbeauftragung | 06/2022

Neubau Gemeindehaus im Ortsteil Peterzell, St. Georgen im Schwarzwald

3. Rang

Löffler-Schmeling-Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Freiräume
Das Gebäude richtet sich etwa parallel zum Bach aus. Auf den zur Ortsstraße im Norden angeordneten und von den niedrigeren Gebäudeteilen zu zwei Seiten umrahmten Vorplatz folgt ein formal deutlich stärkerer Baukörper mit Satteldach, der den großen Saal beherbergt. Zu beiden Seiten des großen Saales sind die niedrigeren Baukörper untergeordnet angeordnet. Der hohe Baukörper setzt sich über die Dachform, Materialität und vor allem seine Höhe von den niedrigeren Baukörpern ab. Er bildet ein klares Erkennungszeichen und Ortseingang. Hier ist fraglich, ob der Baukörper nicht zu prägnant im Gegensatz zu der erhaben gelegenen Petruskirche auftritt und eine Konkurrenz darstellt. Vom Vorplatz aus ist eine Blickbeziehung zur Petruskirche möglich. Durch den großen Vorplatz ist auch der Eingang sehr gut auffindbar. Der im Westen des Gebäudes angeordnete Parkplatz ermöglicht es, alle geforderten Parkplätze nachzuweisen. Der Parkplatz hat durch die Erschließung von Westen über die Ortsstraße verhältnismäßig viel Fläche, die in Schotter ausgeführt wird.

Architektonische und gestalterische Qualität
Das Gebäude unterteilt sich ähnlich einer dreischiffigen Kirche in erhabenes Langhaus und Seitenschiffe. Die Gebäudehöhe des Langhauses ist mit ca. 12 Metern sehr hoch und wird kritisch gesehen. Die Gliederung ist sehr klar und bildet ein starkes Bild. Die Räume in den seitlichen Baukörpern sind in Reihe angeordnet und unterstreichen die Längsausrichtung des Gebäudes. Das Langhaus ist nach Norden und Süden mit großen Glasflächen geöffnet und verschließt sich nach Westen und Osten. Diese Richtung des Gebäudes erzeugt auch eine klare Richtung im Innenraum. Es entsteht ein sakraler Charakter des Saales. Gerade dieser sakrale Charakter widerspricht dem Wunsch der Kirchengemeinde nach einem multifunktionalem Raum und einer Angemessenheit gegenüber der Petruskirche.

Raumprogramm und funktionale Anforderungen
Das Raumprogramm wird in diesem Entwurf vollständig erfüllt. Das Foyer weist eine deutlich geringere Fläche als gefordert auf. Das Foyer ist zum großen Saal über Schiebeelemente abgrenzbar. Das Foyer ist auch Durchgangsraum zwischen Küche und den restlichen untergeordneten Räumen. Die große Glasfläche im Süden des Saales kann zu Blendung führen. Es fehlt formal eine Abgrenzung des Raumes zur Bundesstraße hin, gerade auch wegen der starken Ausrichtung des Raumes. Die seitlich angeordneten Nutzungen werden über einen parallelen Erschließungsflur erschlossen. Diese Art der Erschließung zusammen mit der formalen Unterordnung allein durch die Raumhöhe lassen diese Bereiche wie Nebenräume erscheinen. Die Wegführung zwischen den Nebenbereichen und der Küche wird als unpraktisch wahrgenommen. In der Praxis wird eine externe Erschließung über den Innenhof erwartet. Der große Innenhof wird als von der Bundesstraße her geschützter Bereich positiv wahrgenommen. Der lang gestreckte Außenbereich entlang des Baches ist den östlichen „Nebengebäuden“ zugeordnet und findet wenig Aufmerksamkeit.

Wirtschaftlichkeit und Möglichkeit zur Erbringung in Eigenleistung
Das Gebäude weist ein großes Volumen auf, was sich tendenziell auch auf die Baukosten auswirkt. Die großen auch statisch relevanten Glasflächen sind kostenmäßig kritisch zu betrachten. Eigenleistung ist im Rahmen einer Ausführung in Stampflehm denkbar, ebenso in dem Ausbau (Holzständerbau) der niedrigeren Nebengebäude und im Bereich der Außenanlagen.

Ökologie und energetisches Konzept
Die große Öffnung nach Süden ist energetisch mit solaren Zugewinnen zu bewerten. Demgegenüber ist die große Öffnung im Norden mit energetischen Verlusten zu bewerten. Die steile Dachneigung führt tendenziell zu großer Verschattung der Seitenbereiche und einer weniger effizienten Nutzung von PV-Flächen. Die große Raumhöhe des Saales ist energetisch fragwürdig, da ein sehr großes Luftvolumen beheizt werden muss. Die großen versiegelten Flächen im Außenbereich sind von ökologischer Seite kritisch zu sehen und hätten zumindest im Bereich der Parkplätze mit der Erhaltung von mehr Wiesenfläche gestaltet werden können.

Fazit
Insgesamt wird die starke Geste des Gebäudes als zu stark gegenüber der Petruskirche empfunden. Die Anordnung der Räume ist nicht ganz optimal auf die Anforderungen der Kirchengemeinde zugeschnitten. Bei den Baukosten wurden Bedenken ob der Finanzierbarkeit geäußert. Durch das große Saalvolumen wird auch mit erhöhten Betriebskosten gerechnet.
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