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Einladungswettbewerb | 09/2020

Gestaltung der Namenstafeln des Gemeinschaftsgrabes auf einem Friedhof in Muri-Gümligen (CH)

Teilnahme

Aschi Rüfenacht

Kunst

Erläuterungstext

Wenn sich der Tag mit der Sonne am Abend verabschiedet, färbt sich der klare Himmel blau.
Das ist die blaue Stunde.

Sich zu verabschieden ist das Thema meiner Arbeit für euern Friedhof Seidenberg.

ldeen entwickeln sich über die Zeit.
Sie werden ausgeführt oder archiviert bis der Augenblick kommt, da alles sich fügt. ldeen sind flüchtig, sie brauchen festes Material um zu überleben.

Meine Arbeit, die ich ihnen vorstellen möchte, versucht, den Zeitablauf der vielen Menschen in Form einer Metall/ Glaswand darzustellen.

Wie Eintragungen in einer Agenda auf Glas füllt sie sich mit Namen und Daten.

Die Transluzenz der Namen auf dem bläulichen Glas markiert Präsenz gegen das Vergessen und gleichzeitig das Loslassen aus unserem alles einbindenden Geschehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Metallkonstruktion als Träger von Glastafeln als lndividualvermerke

Der Beitrag resp. das Modell der "blauen Stunde" überzeugt mit den bereits für Montage/Demontage ausgearbeiteten Details der lndividualvermerke. Die gewählten Materialen sind wetterbeständig, hochwertig und langlebig. Bestechend ist die Grundidee des Künstlers mit der Wertigkeit der gewählten Materialien, der angestrebten Vielfalt sowie dem Verschwinden der Lesbarkeit in der Dämmerung, in der blauen Stunde eben. Hingegen sind für die Montage der gesamten Trägerkonstruktion wie vom Autor geschildert noch etliche Fragen offen. Die nötigen Fundamente für die Trägerelemente ausserhalb der Friedhofsmauer werden von der Jury als kompliziert und aufwändig beurteilt.
Kostenrahmen für Objektrealisierung wird von der Jury über den Vorgaben von CHF 25'000.-., exkl. Anpass- und Baumassnahmen am Standort geschätzt. Für die lndividualvermerke liegen keine genauen Angaben vor, die Jury nimmt Kosten pro lndividualvermerk (Trägermaterial + Bearbeitung) von rund CHF 200.00 an.
Angemessenheit und gelungener Bezug zur Umgebung. Die Farbgebung ist dem Zweck angepasst und vermittelt mit seiner Assoziation mit Kirchenfenstern einen quasi-sakralen Eindruck. Der Einbezug in die Umgebung wird kritischer beurteilt. Für die Jury ist klar, dass aufgrund der Glaskonstruktion, welche Licht benötigt um zur Geltung zu kommen, die dreiteilige Metallkonstruktion nicht beliebig auf dem Platz vor dem Gemeinschaftsgrab montiert werden kann. Der vorgeschlagene Ort hinter der Stützmauer ist deshalb für das Objekt zwar richtig. Die Jury sieht in dieser Anordnung jedoch einen Konflikt mit der Bedeutung des Ortes, indem die Offenheit des Ortes und die Ruhe spendende Fernsicht beeinträchtigt wird. Die allseits geschätzte Offenheit des Ortes wird zu stark eingeschränkt. Aufgrund der Anordnung hinter der Mauer, wird die Möglichkeit geschaffen, dass auf der Mauer persönliche Gegenstände und Blumen hingelegt werden können. Seitens der Friedhofsverwaltung ist dies nicht erwünscht. Zudem erachtet die Jury das Projekt als anfällig für Vandalismus. Der Künstler beabsichtigt, dass die Namenseintragungen durch die Angehörigen individuell gestaltet werden können. Dieser Prozess ist sehr aufwändig und als Gegebenheit bei einem Gemeinschaftsgrab nicht erwünscht.