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Nicht-offener, EU-weiter Ideenwettbewerb mit Realisierungsteil | 04/2021

Städtebauliche Entwicklung innerörtlicher Potentialflächen in Hebertshausen

Anerkennung

Preisgeld: 7.500 EUR

SERGIO PASCOLO ARCHITECTS

Stadtplanung / Städtebau

PROAP - Estudos e Projectos de Arquitectura Paisagista

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Gesamtidee:
Das gesamte Planungsgebiet ist in vier Bereiche als „Stadtinseln eines Archipels“ aufgeteilt, jeder mit einer eigenen Stadtgestaltung. Alle „Stadtinseln“ liegen am weitläufigen Naturraum am Mühlbach, der von allen Bereichen direkt als Freizeit und Erholungsraum zugänglich ist.
Die vier Bereiche sind im Osten und Westen an die verschiedenen angrenzenden Stadtstrukturen angebunden, während im Norden eine Gebäudekrone an der Freisingerstrasse das Planungsgebiet abgrenzt und ein „Kontinuum“ mit der Ortsmitte von Hebertshausen und Deutenhofen darstellt. Im Osten umgibt die neue Bebauung ein Platz am Mühlbach im Bereich der Alten Holzschleiferei, im Westen ergibt die Folge der Gebäude ein neues System von Plätzen in Verbindung mit der Münchner Straße und schafft so eine Quartiersmitte als Verbindungsglied.
Die Verbindung der einzelnen Bereiche ist das weitere Leitprinzip des Entwurfs und ist im Norden durch die öffentlichen Plätze und Fußgängerverbindungen der neuen Quartiersmitte gewährleistet, während im restlichen Planungsgebiet das Verbindungselement der große grüne Streifen am Mühlbach mit einem System von Fußgänger- und Fahrradverbindungen ist. Die Verbindungen in nordsüd Richtung vernetzten die Quartiere am Amper mit dem regionalen Netz, während die ost-west
Verbindungen die neuen Quartiere untereinander und mit den angrenzenden Bereichen anschließen.
Die Grundstruktur der neuen Bebauung der einzelnen Bereiche ist durch „Quadranten“ organisiert, die sich an die bestehende Bebauung anlehnen, so dass in der Mitte ein möglichst großer Frei- und Grünraum am Mühlbach geschaffen wird. Mit dieser Anordnung haben alle „Quadranten“ eine direkte Beziehung zum Park, der zur der wahren Mitte als Ort für Freizeit, Sport, soziale Kontakte, sowie Erleben der Natur im täglichen Leben wird. Der Bereich der „Alten Holzschleiferei“ wird zum Herzen der Quartiere und verbindet Hebersthausen und Deutenhofen mit dem Park am Mühlbach.
Das Gebiet, das von dem Mühlbach gekennzeichnet ist, der wieder in seiner vollen Ausdehnung in einen natürlichen Zustand zurückgeführt wird, erfährt seine Einheitlichkeit durch einen Gebäudefront, die den Rahmen bestimmen: im Norden des Mühlbaches an der Fingerstrasse bilden eine Anreihung von Punkthäusern eine einheitliche städtische Front und gleichzeitig eine Transparenz zwischen Platz und Straße.
Im Süden schaffen die Bauten einen Hof, der mit dem Mobilitäts-Hub an der Torstrasse einen Abschluss findet. Das quadratische Gebäude ist wie ein überdachter Platz gestaltet, der den öffentlichen Raum sei es zum Hof als auch zu den Grünflächen und dem Mühlbach ausdehnt. An der Torstrasse sind alle Zufahrten vorgesehen, während die Fußgänger- und Fahrradzugänge am Platz angeordnet sind.
Die weiteren Quadranten „Am Anger“, „Krautgartenstrasse“, „Torstrasse“ und „Südliches
Gewerbegebiet“ sind von in einem Raster geordnet, mit „Baufeldern” von 1.850 m², die ein Netz von zum Park ausgerichteten Fußgängerwege und Grünstreifen organsiert.
Jeder Bereich ist durch „Baufelder” mit gemischter Nutzung gestaltet, um eine möglichst große Vielfalt von Aggregationsmöglichkeiten mit verschiedenen Bautypologien anzubieten: Doppelhäuser, Reihenhäuser, Stadthäuser und Geschosswohnungen. Die daraus folgenden Proportionen und Abmessungen mit 3 bis 5 Geschossen schaffen eine große Differenzierung und sichern sei es Vielfalt als auch einheitliche Erkennbarkeit zu. Die große Flexibilität der Blöcke ermöglicht eine klare Grundstruktur und gleichzeitig werden im Laufe der Zeit Möglichkeiten der Anpassung angeboten, indem bei weiteren Realisierungsphasen die Mischung der Funktionen und Typologien an die sich entwickelnden Bedürfnisse angepasst werden können.
Die aufgelockerten Wohnblöcke ermöglichen eine weitere Differenzierung in der Nutzung der Erdgeschoße. Während Ein-, Doppel und Reihenhäuser ihren privaten Garten haben, entstehen mit den Erdgeschoßen ohne Wohnnutzung mit Ateliers und Serviceeinrichtungen der Stadthäuser und der Mehrgeschossbauten Zwischenräume die privat, öffentlich oder halb-öffentlich sein können.
Das „südliches Gewerbegebiet“ wird wegen der großen Bedeutung als neue Front am Fluss Amper betrachtet. Im Quartier wird eine Variation des typischen Baufelds für Gewerbe- und Bürobauten neuer Generation angewandt, mit flexiblen Räumen für neue Arbeitsorganisationen (co-working, smart working etc.).

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf gliedert sich in vier Bereiche. Diese sind jeweils in “Quadranten“ organisiert und nehmen wenig Bezug auf die vorhandene Umgebung.

Der Mühlbach wird großzügig freigelegt und der angrenzende Naturraum erhalten. Die Bebauung des vorhandenen Waldgrundstücks, das Heranrücken der Bebauung an den Mühlbach sowie die Verrohrung des Höllgrabens ist kritisch zu beurteilen.

Als Übergang zwischen der bestehenden Bebauung und dem neuen Quartier sind Einfamilienhäuser vorgesehen. Diese länglichen Kubaturen befinden sich auf sehr großen Grundstücken und stellen keinen geeigneten Übergang zwischen dem Bestand und Neubebauung dar.

Die offene Bebauung zur Freisinger Straße bildet keine Lärmschutzbarriere für das Quartier.

Die Nutzungsmischung innerhalb des Planungsgebietes ist zum Teil nicht nachvollziehbar. Reines Wohnen befindet sich an der Haupterschließungsstraße, Mischnutzungen hingegen in zweiter Reihe.

Die dargestellten Plätze haben wenig Aufenthaltsqualität und weisen einen hohen Versiegelungsgrad auf.

Die Gestaltung der Freiräume sind nicht ausreichend ausformuliert worden. Es sind viele, aus Sicht des Preisgerichts zu viele, zusätzliche Brücken zur Querung des Mühlbachs vorgesehen. Ausreichend Wege für Fahrradfahrer und Fußgänger sind vorgesehen.

Auch im Realisierungsteil stellt die geplante offene Struktur keinen ausreichenden Schutz vor dem Verkehrslärm dar, Auch wird durch die Anordnung der Kubaturen keine Quartiersmitte gebildet. Ein Ort mit besonderer Aufenthaltsqualität kann hier deshalb nicht gelingen. Dazu ist der vorgeschlagene Mobilitäthub überdimensioniert und erscheint in der Organisation zu komplex.

Das Gewerbegebiet wird durch die vorgesehene Mischung durch Wohnnutzungen sowohl in der Fläche als auch im zukünftigen Betrieb eingeschränkt. Wohnen in diesem Umfang stellt deshalb den Gebietscharakter in Frage und ist von der Ausloberin nicht gewollt. Die vorgeschlagene Struktur der Gewerbe-flächen lässt nur eine geringe Flexibilität zu.

Das Quartier wird mit dem Ringschluss erschlossen. Weitere zusätzliche Straßen in den einzelnen Bereichen führen zum Teil zu einer Übererschließung und einem erhöhten Versiegelungsgrad und schränken die Aufenthaltsqualität ein. Die Verteilung der Mobilitätshubs erscheint ausreichend und nachvollzieh-bar. Der Maßstab dieser Gebäude steht aber in einem starken Kontrast zur kleinteiligen städtebaulichen Struktur.

Die Idee der starken grünen Mitte wird gewürdigt. Die Verknüpfung mit den neuen Wohnquartieren sowie die Anbindung an den bestehenden Ort ist leider nicht überzeugend gelöst.