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Studienauftrag im selektiven Verfahren | 03/2023

Natur- und Erholungsraum Schänzli in Muttenz (CH)

Visualisierung

Visualisierung

Teilnahme

Bryum GmbH

Landschaftsarchitektur

Martin Frei

Nachhaltigkeitskonzept

Gruner AG

Wasserbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser haben in der ersten Bearbeitungsphase mit einer subtilen Terrainmodellierung gepunktet. Diese ist in der zweiten Phase in ihren kritischen Punkten geklärt worden und bildet den stabilen Unterbau für das Projekt. Mit ihrer Herleitung und Verankerung des Schänzlis als Gemengelage von Auenlandschaft, Landschaftsgarten und Stadtpark schaffen die Verfasser eine überraschendes Setting für ihre verführerische «Voyage pittoresque». Sie interpretieren das Schänzli mehr als die anderen Teams als Teil einer städtischen Parklandschaft. Im Vordergrund steht der Mensch mit seinen vielfältigen Raumansprüchen an den Naturraum und seinen Erlebnisgehalt. Diese Art einer weitgehend menschorientierten Konzeption gibt im Beurteilungsgremium zu reden. Auch die auf den ersten Blick selbstverständliche Positionierung des Schänzlis als Teil eines hufeisenförmigen Stadtparks «Brüglinger Ebene», der die sportliche Mitte des Joggeli rahmt wird hinterfragt.

Mit klar verständlichen Diagrammen wird erläutert, wie die Verknüpfungen und Wegführungen in diesem grossen Parkganzen funktionieren und wie der räumliche Zusammenhalt funktionieren könnte. Dort wo die vorgeschlagenen Verbindungslinien dies erfordern werden trennende Geländemodellierungen abgetragen und aus ihnen (und dem Aushub des neuen Flussgerinnes) ein Lärmschutzwall geschüttet. Die verschlungenen Wegschlaufen zeichnen das Grundmuster des Schänzlis nach. Aus den Tropfen-, Achter-, oder Linsenformen der Wege entsteht ein kontinuierlich mäandrierendes und ondulierendes Wegsystem. Teilweise zeichnet es die Grundformen der Pferderennbahn nach – teilweise ist es frei empfunden. Von den Wegen aus ergeben sich «Kamerafahrten» zu verführerischen Imagebilder der «Voyage pittoresque»: Altarm, Rundung Süd, Flutmulde, Schafwiese, etc. Die Meister des klassischen Landschaftsgarten wie Capability Brown, Olmsted oder Repton lassen grüssen ....

Die Wege bilden Grenzen und Übergänge von funktionalen Nutzungsbereichen und ökologischen Einheiten (Liegewiese, Spielwiese, Veranstaltungsplatz; Halbtrockenrasen, Staudenfluren, Säume). Überlagert werden sie von einer schichtweise aufgebauten Vegetation aus dichten Strauchkompartimenten, Baumreihen und Baumclustern. Die runde Buvette wird aus Teilen der ehemaligen Pferdetribüne gefügt und greift mit sternförmigen Hopfenranken in den Raum aus. Die wasserbauliche Bearbeitung des Projektes wird als etwas oberflächlich und wenig detailliert beurteilt. Allerdings funktioniert der Hochwasserschutz, und die Aspekte des Grundwasserschutzes sind beachtet. Das Beurteilungsgremium würdigt und schätzt das konzeptionell starke, topographisch sorgfältige, diagrammatisch kluge und insgesamt sorgfältig durchgearbeitete Projekt. Die Kritik im Detail bezieht sich auf wahrscheinlich korrigierbare Aspekte: die Lage der Buvette im Bereich 4 statt 3, das hohe Ausmass an asphaltierten Belägen, die kostenrelevante Menge der vorgeschlagenen Baumpflanzungen. Auf konzeptioneller Ebene misstraut die Jury nach gewalteter Diskussion und nach erfolgtem Quervergleich mit anderen Projekten der Lesart des Schänzlis als weitere Facette eines hufeisenförmigen Stadtparks, der die Brüglinger Ebene rahmt. Es neigt vielmehr zu einer Lesart, die das Schänzli als wertvollen und ggewichtigen Baustein des Birsraums liest, der sich bis hinauf in den Jura zieht und die landschaftliche und hydrologische Mitte der «Birsstadt» bildet. Ein weiterer Strang der kritischen Beurteilung zielt auf die allzu stark humanund nutzungsbezogenen Aspekte. Es wird die Befürchtung geäussert, dass die Flächen innerhalb des neuen Landschaftsparks fast ausnahmslos von Erholungssuchenden angeeignet und begangen werden könnten. Dies auch weil Überlegungen zu Abgrenzungen, Abzäunungen und dem Schutz von sensiblen Zonen weitgehend fehlen.

Bezüglich Aneignung durch Erholungssuchende scheint die Trennung von Naturvorrang und Vorrang Erholung «schleifend», dass die Befürchtung besteht, dass auch zu schützende Areale im Südteil regelmässig betreten werden. Die gewählten Lebensraumtypen sind schlüssig und entsprechen denjenigen der historischen Situation des 19. Jahrhunderts. Im Bereich der trockenen, offenen Flächen sind naturnahe Magerwiesen und -weiden sowie intensiv genutzte Spielrasen klar definiert und müssen via Pflege aufrechterhalten werden. Dabei werden Schafe in die Pflege mit einbezogen. Das «Standortmosaik» mit entsprechender Vegetation ist vorgegeben. Auch hier werden von Beginn weg ökologische Dynamik und das Prozesshafte auf die Mikroebene verwiesen. Die intensiv nutzbaren Zonen sind recht ausgedehnt, ein hoher Baum- und Gehölzbestand sorgt sicherlich für ein angenehmes Mikroklima.

Aspekte der Pflege sind zwar angedacht, aber das Projekt ist als Ganzes wenig prozesshaft aufgegleist und präsentiert sich eher als Bauprojekt mit finalem Landschaftsbild denn als «Work in Progress».
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Schnitt

Schnitt

Modellfoto

Modellfoto