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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2021

Neuausrichtung Focke-Museum-Bremen

2. Preis

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Architektur

Erläuterungstext

Für die Ergänzung des bedeutenden, vielfältigen und lebendigen Focke Museums schlagen wir vor, an den beiden sehr unterschiedlichen Angriffspunkten mit einer einheitlichen, übergreifenden, das Museum als Ganzes stärkenden baulichen Geste zu intervenieren. Zwei hinsichtlich Konstruktion und Dimensionen sehr ähnliche Tischkonstruktionen leisten dies und spannen in ihrer Verdopplung ein überraschendes Feld an Variations- und Interpretationsmöglichkeiten auf: Hier in Form eines lichtdurchfluteten und von weitem sichtbaren Empfangsgebäudes, dessen Grundriss von einer Glashülle in Innen- und Außenbereiche gegliedert und von den eingestellten Körpern der Infrastrukturkuben zoniert und organisiert wird. Dort in Form einer eher geschlossenen, Ruhe ausstrahlenden Halle, die innerhalb des großflächigen Ausstellungsbereiches eine neue Mitte auszeichnet. Die Neubauteile schließen mit Tageslichtbändern behutsam an die Bestandesbauten an, deren Qualitäten dadurch unterstützt und gestärkt werden. Der überdachte Eingangsbereich wird Teil der Parkanlage und Verknüpfungspunkt der verschiedenen Häuser und Freiluftausstellungen. Im Vorplatzbereich werden Sitzgelegenheiten mit Bezug zum Parkraum und mit visueller Verbindung zum Innenraum angeboten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schlägt für beide Aufgabenteile, die Überdachung des Hofes sowie die Neuordnung des Eingangsbereiches, eine verwandte Dachkonstruktion vor. Diese ermöglicht es, beide Teilaufgaben als Museumsergänzungen erfahrbar und ablesbar zu machen.

Das eine Dach schiebt sich vor den bestehenden Eingangsbereich, der wiederum durch eine Ergänzung, weiter nach vorne gezogen wird. So ergibt sich ein größeres Foyer mit Anschluss an den Multifunktionsbereich und das Café. Positiv gesehen wird, dass der Eingang in der bestehenden Achse verbleibt. Die Eingangssituation wird großzügiger und großmaßstäblicher. Dies ist allerdings auch Anlass für Kritik. Denn die Neubauelemente im Bereich des Eingangs, wie auch im Hofbereich dominieren das bestehende Ensemble und werden insbesondere im Eingangsbereich aus denkmalpflegerischer Sicht als problematisch angesehen.

Ebenfalls kritisch werden Zuschnitt und Höhe des Mehrzweckraumes sowie dessen großflächige Verglasung gesehen.

Das vorgeschlagene Dachtragwerk der Hofüberdachung löst sich in Form eines „Tisches“ vom Bestand ab und wird von nur sechs Stützen getragen. Den Verfassern*innen gelingt es somit, die ursprüngliche historische Hofsituation lesbar zu erhalten. Die Fuge in der Fassade über den Bestandslamellen auf der Südseite und eine Fuge im Dach am Anschluss zur Terrakottafassade auf der Nordseite unterstreichen dieses. Auch wenn aus
konservatorischer Sicht das Thema der Verschattung nicht abschließend behandelt ist, wird das Entwurfskonzept im Bereich der Hofüberbauung als grundsätzlich positiv angesehen, denn es präsentiert sich hier eine gute additive Lösung. Die Decke scheint mit den geforderten Funktionen gefüllt werden zu können. Eine Differenzierung im Fußboden zwischen Bestandsflächen und neuen Hofflächen wäre wünschenswert gewesen. Die vorgeschlagenen Drehwände sind eine zu starke Vorgabe für mögliche Ausstellungskonzepte.

Die deutliche Überschreitung des Kostenrahmens wird kritisch gesehen. Die Wirtschaftlichkeit wird im Bau und im Unterhalt durch die Überschreitung des Raumprogramms und den sehr großen Volumina im Foyer-/ Café-/Multifunktionsbereich in Frage gestellt.

Die Hinführung zu der weithin sichtbaren neuen Eingangssituation erfolgt unprätentiös über einen Klinkerbelag in Verlängerung der Straße Unter den Eichen. Der Weg wird durch maßstäbliche Ausstellungsvitrinen begleitet, die die Besucher durch Museumsexponate zum Eingang leiten.

Das Eingangsgebäude belässt die rahmende Kulisse der Großbäume entlang des Ernst-Grone-Weges vollständig und nutzt diese geschickt als optischen Filter und Sonnenschutz für den Veranstaltungsraum. Damit wird die Ensembleidee der in einen landschaftlichen Park eingestellten Gebäude konsequent weitergetragen. Die Caféterrasse am Kopf des Eingangsbaus wird eher kritisch bewertet.

Aufgrund der gewählten städtebaulichen Struktur können der Tulpenbaum und der Mammutbaum nicht erhalten werden.

Die Arbeit stellt einen sehr guten Beitrag zur gestellten Wettbewerbsaufgabe dar, auch wenn die dominante Eingangsgeste nicht vollends überzeugen kann.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Schnitt A

Schnitt A

Schnitt B

Schnitt B

Südansicht

Südansicht