modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 03/2022

Erneuerung Kunstmuseum Thurgau in Warth (CH)

3. Rang

nik biedermann architekt

Architektur

atelier tp tijssen | preller landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Abicht Gruppe

TGA-Fachplanung

Michael Josef Heusi GmbH

Lichtplanung

Gossweiler Ingenieure AG

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt ersetzt die Klausen XIII und XIV mit Neubauten im gleichen Schnitt- und Grundrissprofil wie die Vorgängerbauten und schlägt zwei neue Untergeschosse vor, die südwärts bis zum kleinen Ausstellungskeller reichen. Der Warenlift am westlichen Ende des Nordkreuzgangs erreicht alle Niveaus ausser den kleinen Ausstellungskeller, verlängert das Volumen der Klause XIV und betont dadurch den Beginn der Klausen Serie. Ein leichter Verbindungsbau mit mehrfach gegiebeltem Dach verbindet als neues Kuppelungsstück den Nord- und dem Westkreuzgang und schafft eine überdachte Zone für den hindernisfreiem Zugang und die Anlieferung. Der gemeinsame Haupteingang für die beiden Museen und die Kirche wird wegen den äusseren Ornamenten und der maximalen Belebung als Qualität verstanden und im Eingangskorridor räumlich erweitert. Dabei dürfen allerdings notwendige Elemente im rückwärtigen Kassenbereich nicht verloren gehen.

In Anlehnung an die aufstrebenden Kamine werden die Giebeldächer über die ganze Tiefe mit Oberlichtbauten erhöht. Es entstehen zenital belichtete Giebelräume, ähnlich Lichtkapellen, mit sichtbaren Dachsparrendecken. Die vertikalen Fenster werden durch erhöhte Sichtfenster ersetzt, über die man in den Wald schauen kann. Die Gleichzeitigkeit der beiden Lichtquellen, wie im Innenbild dargestellt, irritiert. Die Verdunkelungen ermöglichen jedoch nur mit Oberlicht oder nur mit Seitenlicht belichtete Räume, die in den Schwarzweissvisualisierungen deutlich erfolgreicher dargestellt sind.

Von aussen werden die bestehenden Klausen mit einem dicken Wärmedämm- und darauf gesetzten Kratzputz überzogen, welche die bestehenden Klausen grösser und die Raumnischen dazwischen kleiner erscheinen lässt, was aus denkmalpflegerischer Sicht nicht überzeugt. Auch die quadratischen Fenster überzeugen in ihren Proportionen aussen wie innen noch nicht. Die aufgesetzten Oberlichtaufbauten verändern die Charakteristik der bestehenden Klausen stark und erzeugen eine Giebelform, die an andere Bautypen erinnert und im Umfeld der Kartause neu wirken. In einer kontroversen Diskussion inner-halb der Jury wird erörtert, ob das Angleichen der Klausen im Äusseren als Setzung richtig ist oder nicht eher das Nebeneinander der bestehenden, seitlich belichteten und der neuen, von oben belichteten Klausen von aussen und innen interessanter wäre. Das Projekt bevorzugt eindeutig ein starke Setzung mit einander angeglichenen Klausen, im zweiten Ansatz würden die verschiedenen Bauetappen sichtbar bleiben.

Die Fenster im Nordkreuzgang werden bis auf kleine Guckfenster nach Norden zugunsten durchgehender Wände geschlossen. Eine neue Treppe führt vom Westkreuzgang hinunter in den kleinen Ausstellungskeller, der von der Galerie und den alten Erschliessungen befreit ist und dadurch eine neue Grosszügigkeit erlangt. Von dort gelangt man über einen halben Treppenlauf in ein seitlich belichtetes Foyer mit einem angrenzenden, neuen Ausstellungsraum und über eine weitere Treppe zum grossen Ausstellungskeller. Dadurch entstehen zwei Ausstellungsrundgänge: der oberirdische vom neuen Durchgang über den Nordkreuzgang zu den Klausen und der unterirdische vom Westkreuzgang über eine Kaskade von Ausstellungsebenen mitbestehenden und neuen Räumen. Durch den Wegfall des Verbindungsgangs, der auf die Galerie führte, entfällt die Möglichkeit, einen Teil des Nordkreuzgangs und der Klausen mit dem kleinen Ausstellungskeller zu einer eigenen Ausstellung zu verbinden.

Der Nordhof erscheint in seiner Ausbildung durch den mit Mauern gefassten, chaussierten Bereich, der ansteigenden Wiese hinauf zur Stützmauer und den Vegetationskammern zwischen den Klausen zu determiniert und behindert dadurch eine freie Bespielung durch Kunst. Der abgestufte Aussenbereich zwischen den Klausen XIV und XIII, der den unterirdischen Verbindungsraum seitlich belichtet, wird vom Freiraum her gesehen als kritisch beurteilt.

Das Projekt zeigt viele gute Beiträge in der Ausbildung der Innenräume und deren Abfolge auf den verschiedenen Ebenen. Aussen sind die Eingriffe an den Gebäuden und im Freiraum jedoch gross. Da alle Klausen stark überformt sind, stellt sich die grundsätzliche Frage, ob die Qualitäten des Projektes den durch die Denkmalpflegen von Bund und Kanton geforderten Schutz in der Güterabwägung überwiegen. 
Klause, Licht oben

Klause, Licht oben

Klause, Licht Seite

Klause, Licht Seite