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7. Rang 8 / 8

Offener Wettbewerb | 03/2022

Erneuerung Kunstmuseum Thurgau in Warth (CH)

8. Rang

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Architektur

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Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Vorschläge wie «Zwischen den Zeiten» fordern das Preisgericht heraus, weil sie pointiert die Frage nach dem «Zukunftsversprechen» der Aufgabe stellen. Sie veranschaulichen, wie eine Modernisierung und Vergrösserung des Museums aussehen würde.

Naturgemäss sind solche Vorschläge besonders angreifbar, weil sie den Schutzumfang des historischen Baubestands verletzen. Dies geschieht hier aber nicht einfach durch Zerstörung des Bestehenden, sondern durch Unterbauung, oder eher: durch seitliches, unterirdisches Anbauen. Der Anlage wird an ihrer Nordseite eine weitere Schicht angebaut, welche die Breite des Gartenstreifens zwischen Klostermauer und Mönchsklausen beansprucht. Diese Erweiterung lässt sich durchaus in der Logik der Rekonstruktion aus den 80er-Jahren lesen, als Antoniol + Huber dem Kloster-Ensemble auf dessen Nordseite mit den Mönchsklausen einen Jahrring zufügten. In diesem Sinn wird hier nun ein weiterer Jahrring vorgeschlagen, der – um beim Bild des Baums zu bleiben – im Wurzelbereich anwächst. Oberirdisch ist die grosse Erweiterung nur an einer Reihe kleiner Häuschen ablesbar, welche den Gartenbereich hinter den Klausen besetzen. Diese Häuschen sind in Analogie zu den ehemaligen Latrinen gedacht und dienen der Lichtführung für den langgezogenen unterirdischen Ausstellungsraum. Die pittoreske Harmlosigkeit dieser Häuschen ist recht eigentlich eine Verharmlosung des massiven baulichen Eingriffs, den ein solches Tiefbauwerk für den Bestand bedeutet. Denn dieses wird unter die (historischen) Fundamente der (rekonstruierten) Klausen gestellt, kommt den Substruktionen der Klostermauer sehr nahe und beansprucht einen grossen Bereich, der archäologisch noch nicht untersucht ist. Eine solche Eingriffstiefe ist aus konservatorischen Gründen nicht denkbar.

Dabei ist das Versprechen, welches der Vorschlag «Zwischen den Zeiten» macht, durchaus valabel: der neue unterirdische Trakt ist an seinen beiden Enden über zwei Treppenhäuser mit dem oberirdischen Ausstellungskorridor verbunden, so dass sich die «visitor’s journey» zu einer Schleife schliesst. Eine Vergrösserung der Ausstellungsflächen war in diesem Ausmass zwar nicht bestellt, sie wurde aber mit grossem Interesse geprüft. Der grosse lange Saal ist funktional flexibel, weil er sich in Kompartimente teilen lässt, dürfte aber hinsichtlich Belichtung (Mischlicht) anspruchsvoll sein. Weniger überzeugend ist der Umbau des bestehenden Untergeschosses: Angesichts der umfassenden Eingriffstiefe erwartet man eine konsequente Entflechtung von Publikumsverkehr und «Back-of-the-House» (Archiv, Werkstatt, Haustechnik, Lift, FM), was hier nicht gewährleistet ist.

Die «Visitor’s journey» weist viele gute Ideen auf: Das beginnt bei der einladenden Neugestaltung der Wege, deren heutiger, bäuerlicher Charakter zwischen eingezäunten Weiden nicht der Würde der Institution entspricht. Begrüsst wird auch der Erhalt des heutigen Eingangs, mit Ausnahme der ungelenken IV-Hebebühne. Als besonders geglückt wird die breite, helle Treppe gewürdigt, die in der Fuge von mittelalterlichem und neuzeitlichem Bestand liegt. Dagegen kann die Umwidmung der Klause XIV zu einer Lobby aus kuratorischer Sicht nicht nachvollzogen werden, und die vorgeschlagene Innendämmung der Klausen dürfte zuwenig tragfähig sein für das Anbringen von Kunstwerken.

«Zwischen den Zeiten» zeigt auf schlüssige Weise, wie ein deutlich grösseres «Kunstmuseum Thurgau» im Areal der Kartause eingerichtet werden könnte, ohne dafür viel Aussenraum preiszugeben. So wurde das Projekt zum Anlass, das Selbstverständnis der Institution und die Haltung der Denkmalpflege intensiv zu diskutieren. Dabei wurde freilich deutlich, dass weder eine Vergrösserung dieser Dimension gewünscht ist noch eine bauliche Intervention dieser Tiefe.
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