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Einladungswettbewerb | 05/2023

Neubau Pfarrkirche St. Felix und Regula in Neuravensburg-Schwarzenbach

3. Preis

Preisgeld: 4.200 EUR

BERKTOLD WEBER Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Umgebungsbebauung um das Wettbewerbsgebiet zeichnet sich durch heterogene Baukörper aus, der Dorfraum ist fließend und wenig gefasst. Die Friedhofsmauer definiert in diesem Raumkontinuum eine erste Verankerung und trennt den weltlichen von dem kirchlichen Raum. Dieser Notwendigkeit für die Kirche einen eindeutigen, klaren und gut verankerten Ort zu bestimmen, begegnen die Verfasser mit dem Konzept den bestehenden Turm als proportionsbestimmendes Element für die neue Kirche einzusetzen. Die Grundfläche des Turmes definiert sowohl die Abmessungen des Eingangsbereiches und der Empore als auch der Nebenraumspange. Dieses Grundsystem der Proportionierung überzeugt und schafft eine wohl gestaltete Grundrissaufteilung.

Zwei Öffnungen in der Friedhofsmauer sind die Hauptzugänge zu der Kirche. Wie selbstverständlich entwickelt sich an dem Kreuzungspunkt der beiden Wege ein Vorplatz und Eingangsbereich in den Kirchenraum. Das Gebäudevolumen mit Flachdach ist an der Stelle des Eingangs ausgeschnitten, so dass ein überdeckter und geschützter Außenbereich die Besucher empfängt und gelungen die nächste Stufe auf dem Weg in einen kontemplativen Raum schafft. Man betritt den Kirchenraum und wird von einem spirituellen und angenehm ruhigen Raum überrascht, der den Blick auf den liturgischen Bereich lenkt, das durch ein Oberlicht angenehm akzentuiert wird. Eine Gliederung des Raumes entsteht durch eine Holzrahmenkonstruktion, die mit hellen Holzoberflächen belegt ist und zusammen mit dem Lehmboden eine warme Stimmung unterstreicht. Mit der Klarheit in dem Entwurf wird allerdings die feierliche Atmosphäre etwas vermisst. Hinterfragt wird auch, ob die vorgeschlagene Ornamentwand das angemessene Mittel für diesen Kirchenraum darstellt. Der Raum ist durch eine Bestuhlung frei möblierbar und lässt eine gute und vielfältige Nutzung erwarten, wie diese von der Ausloberin gewünscht war.

Auf der nördlichen Seite sind die Nebenräume gut geordnet und funktional richtig platziert. Die Empore ist über eine gewendelte Treppe im Turm zu erreichen. Ob diese Erschließung als Fluchtweg ausreicht, ist zu hinterfragen. Sowohl die Flächen und Nutzungen entsprechen weitgehend dem Raumprogramm.

Außen tritt das Kirchengebäude durch eine weiß lasierte Holzverschalung in Erscheinung und stellt einen angenehmen Kontrast zu dem weiß gekalkten und umgestalteten Turm dar.

Kritisch diskutiert wird der Zugang in den Kirchenraum. Man betritt diesen besonderen, spirituellen Ort, abgesehen von der Überdachung, ohne weiteren Vorbereich und Filter, so dass bei einer geöffneten Eingangstüre leider ein direkter Bezug zum Außenraum gegeben ist und die spirituellen Handlungen stören könnten. In der Jury wird diskutiert inwieweit sich der Entwurf für eine aktive Inanspruchnahme durch die Gemeinde eignet oder deren Anforderungen und Nutzungen einschränkt.

Der Entwurf wird durch seinen hohen Gestaltungswillen, guten Proportionen, klare räumlichen Aussagen und angenehmen Materialwahl von der Jury gewürdigt und stellt einen wichtigen Beitrag im Wettbewerbsverfahren dar. Es stellt sich allerdings auch die Frage, ob dieser Entwurfsansatz für den Ort der angemessene Vorschlag ist.