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Einladungswettbewerb | 10/2023

Umbau der Katholischen Kirche zum Gemeindezentrum in Durchhausen

Gemeindeplatz

Gemeindeplatz

1. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

Schneider Hoffmann Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Realisierungswettbewerb
Umbau der Katholischen Kirche zum Gemeindezentrum, Katholische Kirchengemeinde Durchhausen

Mit dem Verkauf des Pfarrhauses hat sich die katholische Kirchengemeinde Durchhausen „Zu den Heiligen Engeln“ dazu entschlossen, dessen Räumlichkeiten in das gegenüberliegende Kirchengebäude zu integrieren und dieses zu einem Gemeindezentrum umzugestalten. Die Kirchengemeinde möchte mit dem Umbau die Kräfte des Gemeindehauses und des Kirchengebäudes bündeln und die Präsenz der Kirche in der Ortsmitte neu entwickeln.

Die Arkade - Kommunikation Stadtraum und Kirche
Unser Entwurf setzt genau an dieser städtebaulich relevanten Frage der Kommunikation des neuen Gemeindezentrums mit dem umliegenden Stadtraum an. Gemeinsam mit Rathaus und Gemeindehalle bildet die Pfarrkirche das Zentrum von Durchhausen.

Der zwischen diesen drei markanten Stadtbausteinen gelegene Gemeindeplatz wird durch die vorgeschlagene Öffnung des Seitenschiffs der Kirche gen Westen aktiviert und zum Bindeglied zwischen kirchen- und politischer Gemeinde. Mit dem Motiv des Kreuzgangs spielend, wird das Seitenschiffs zu einer offenen Arkade umgestaltet, wodurch nicht nur der Platz an Qualität gewinnt, sondern auch die Kirche selbst ein völlig neues Maß an Offenheit erfährt.

Der Zugang zum Gemeindezentrum findet über die neuen Arkaden statt. Vor hier aus kann auch die Kirche erschlossen werden, wobei der stark identitätsstiftende Eingang im Norden erhalten bleibt. Durch die Verlegung des Eingangs in die Mittelachse entsteht hier ein eindeutiger Zugang, der die beiden bisherigen seitlich gelegenen Portale ersetzt, an Stelle derer zwei kontemplative Andachtsräume entstehen.

Gemeinderäume als eingestellter Holzbau
Die Gemeinderäume finden Ihren neuen Platz in einem in Holzrahmenbauweise erstellten Einbau im Süden der Kirche. Das mittig liegende und über ein Oberlicht belichtete Foyer erschließt die neu einzubauenden Räume und schafft eine Verbindung zum verbliebenen Seitenschiff der Kirche. Im Erdgeschoss öffnen sich Seitenschiff und Gemeinderäume zum Kirchgarten, der durch den Abbruch des nicht mehr benötigten Anbaus – der aktuell Abstell- und Technikräume im UG sowie die Sakristei im EG enthält – möglich wird. Es entsteht ein intimer aber dennoch einladender Außenraum unter Obstbäumen für kleinere Gottesdienste und Gemeindefeiern. Der Aufgang zur Empore wird neu und wesentlich großzügiger gestaltet. Die Haustechnik findet Ihren Platz im Fuß des Turms und kann unabhängig vom Kirchenraum von außen erschlossen werden.

Der mehrgeschossige Einbau, welcher die Gemeinderäume beinhaltet, bildet den neuen Abschluss des Sakralraums und nimmt in der Altarwand das bestehende Triptychon von Rudolf Kurz auf. Die Buntglasfenster, die den Kreuzweg im westlichen Seitenschiff darstellen, werden im Osten wieder eingebaut. Die Fenster im Bereich der Seitenwände des Mittelschiffs werden mit Gläsern und Gewänden aus dem Bestand ergänzt um dem Kirchenraum mehr Licht zu geben. Zu den Arkaden hin sind ebenfalls Buntglasfenster vorgesehen, die den sakralen Charakter des Raumes nach außen hin symbolisieren aber keine direkten Ein- und Ausblicke erlauben.

Durch das Arbeiten mit den Elementen des Bestandes fügt sich der neue Einbau sensibel und dennoch selbstbewusst in das bestehende Kirchengebäude ein. Die neu entstandene Arkade schafft die Verbindung zwischen Innen- und Außenraum und verleiht der Gemeinde ein neues Maß an Präsenz und Miteinander.

Konstruktion
Die neu einzubauenden Räume werden als eine vom Bestand unabhängige Holzkonstruktion in das bestehende Kirchengebäude implementiert. Der Einbau erhält eine eigene thermische Hülle und kann unabhängig von der Kirche temperiert werden. Wand- und Deckenelemente werden im Werk vorgefertigt und über eine Öffnung im Dach, in welche später ein Oberlicht eingebaut wird, eingehoben. Die Wände werden in Holzrahmenbauweise aus Konstruktionsvollholz gefertigt.

Als Gefachdämmung kommt Seegras zum Einsatz. Der Dämmstoff wird aus den abgestorbenen Blättern des Poseidongras gewonnen und ist besonders ökologisch und schimmelresistent. Innenseitig wird eine über Schwalbenschwanzverbindungen gefügte Diagonalschalung aufgebracht, die die Wandelemente aussteift und gleichzeitig als Dampfsperre fungiert. Die mit hell gekalkten Massivholzplatten beplankte Installationsebene bildet den raumseitigen Abschluss der Konstruktion.

In der natürlichen Tonalität der Innenwände bleibend, wird ein hölzerner Fußboden auf einem Trockenestrichsystem mit Fußbodenheizung vorgeschlagen. Wie auch in der Konstruktion der Wände kommt für den Boden- und Deckenaufbau nur Massivholz als Schalung und als Tragwerk zum Einsatz. Die Decken werden als klassische Holzbalkendecken mit schwerer Schüttung zur Verbesserung des Schallschutzes ausgeführt und unterseitig ebenfalls mit Holz verkleidet. Die Holzfenster erhalten eine Aluschale um nicht lackiert werden zu müssen. Innenseitig werden die hölzernen Oberflächen nur geölt oder gekalkt. Es entsteht eine neue hölzerne Raumschale, welche dem Gemeindehaus seine Identität verleiht und das Konzept des eingestellten Körpers unterstreicht.

Sämtliche Bauteile sollen soweit möglich nur mechanisch und ohne Kleber gefügt werden. Der Einsatz von mineralischen Baustoffen soll auf das absolut Notwendige beschränkt werden. Auf bindemittel- und leimhaltige Materialien auf synthetischer Basis gilt es zu verzichten. Der neue Einbau soll nach Ende dessen Lebenszeit sortenrein zurückgebaut werden können, ohne nicht kompostierbare Abfälle zu hinterlassen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Wunsch der Kirchengemeinde besteht in einer Bündelung der gemeindlichen Aktivitäten, so dass die Funktionen der Communio des Gottesdienstes und des Gemeindelebens unter einem Dach konzentriert werden und sich gegenseitig ergänzen. Der Baukörper, der 1958 errichteten Kirche wurde in vorliegender Arbeit strukturell beibehalten. Die Sakristei wird als Anbau entfernt, das zum Dorfplatz ausgerichtete Seitenschiff aufgegeben und zu einer offenen Pfeilerhalle verändert.

Der Gemeindehausbereich nimmt etwas weniger als die Hälfte der heutigen Sakralräume ein. Das Bestandsgebäude wird durchgehend vertikal in die beiden gewünschten Zonen unterteilt. Hierfür werden zwei gleichwertige Zugänge jeweils für Kirche und Gemeinderäume formuliert. Die beiden bestehenden Kirchenportale werden zugunsten eines großen zentralen Portals aufgegeben. Das bislang zentrale „Heilig-Geist-Fenster“ wird aufgeteilt an die Stelle der bisherigen Portale.

Der Gemeindezugang orientiert sich im Kontext der Pfeilerhalle und kommuniziert direkt mit den öffentlichen Gebäuden Rathaus und Gemeindehalle und bildet damit eine offizielle und aktive Platzseite aus. Der Platz wird hierdurch in seiner Wertigkeit gesteigert und bietet neue Perspektiven zu einer gemeinschaftlichen kirchlich/kommunalen Nutzung. Der Übergang Kirche zu Dorfplatz muss planerisch mit dem Freianlagenkonzept der Kommune abgestimmt werden. Die Wegeführung unter der Pfeilerhalle entwickelt sich zu einer halbkreisförmigen Aufweitung, die kirchengemeindliche Aktivitäten im bisherigen Gartenbereich hinter der Kirche ermöglicht. Die Parkplätze schließen sich unmittelbar an dem neu formulierten Freiraum an.

Das Raumprogramm wird in seiner Gesamtheit grundsätzlich erfüllt. Der Sakralraum wird in seiner Ausgestaltung als gelungen bezeichnet. Der Gemeindehausbereich ist wie dargestellt funktional, wobei jedoch für den optimalen Ablauf mehrere Modifikationen notwendig wären.

Die Entwurfsverfasserin bzw. der Entwurfsverfasser sieht vor, die mehrgeschossigen Einbauten in Fertigbauweise vorzufertigen und über das Dach einzubringen. Es entsteht eine vom Sakralraum thermisch getrennte Hülle aus ökologisch einwandfreien Materialien. Die Einlassöffnung wird später zu einem Oberlicht umfunktioniert.

Der neue Kirchenraum besitzt nur noch die halbe Bestandslänge. Prinzipiell wird die vorhandene Längsausrichtung beibehalten. Der neue Haupteingang bildet den Auftakt der Längsachse, die über die wiederverwendeten liturgischen Orte in dem Triptychon von Rudolf Kurz gipfelt. Der Raum erhält dadurch seine sakrale Würde. Die liturgischen Orte sind angemessen angeordnet. Weiterhin gibt es würdige Räume für Trauerandacht und Taufe.

Die Gemeinderäume führen über drei Ebenen, die mittels einer zentralen (über das Oberlicht des Daches belichtete) Treppe und einem Aufzug erschließbar sind. Die Belichtung der Räume wird durchweg gewährleistet und es ergeben sich angenehme Raumatmosphären. Die Anbindung des Gemeindesaals zu den Freianlagen wird begrüßt. Der Entwurf überzeugt in seiner Haltung uns seiner Ausformulierung, auch wenn funktionale Fragen im Rahmen einer eventuellen Weiterarbeit geklärt werden müssen.
Kirchenraum

Kirchenraum

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht West

Ansicht West

Detailschnitt

Detailschnitt