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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Neubau und Modernisierung der Johannes-Vincke-Schule in Belm

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 3.750 EUR

picharchitects - Pich Aquilera

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau

Die volumetrische Setzung des neuen Gebäudes entwickelt die Identität und die wichtigsten aussenräumlichen Eigenschaften der bestehenden Situation weiter. Es verbindet Bestandsbauten miteinander, bildet eine räumlich Abgrenzung des Schulensembles zur Heidestrasse und schaft eine logische Zonierung der Freiräume. Im Norden entsteht ein räumliche gefasster Schulhof und im Süden ein neuer Vorplatz. Die Zufahrt auf das Schulgeläde ist über den Gustav Meyer Weg vorgesehen.

Baubeschreibung

Der Neubau ist ein zweigeschossiger Bau mit Klassenräumen im Erd- und im ersten Obergeschoss, welche immer Richtung Schulhöffe orientiert sind. Die lineare Anordnung der Klassenzimmer an einer Seite der Flure ermöglicht gleichwertige Räume mit guter natürlicher Belichtung und starkem Aussenbezug. Die linearen Erschliessungsräume weiten sich immer wieder zu Aufenthaltszonen und binden den Sonderbaustein Mensa mit ein. Die Mensa liegt zentral, öffnet sich zum Schulhof und ist von allen Schulbauten gut zu erreichen. Die Musikräume sind ihr zugeordet. Das Erdgeschoss des Halbrundbaus ist als Mensaküche umorganisiert, die umgenutzten Schulräume sind im Neubau ersetzt.
Die Treppenanlage an der Südfassade Richtung Heidestrass wird die neue Verbindung zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss der Schule, sie ist Erschliessung und Treffpunkt zugleich.
Die tragenden Bauteile des Neubaus sind in Stahlbeton ausgeführt. Sie sind auf ein Minimum reduziert um langfristig Flexibilität für räumliche Veränderung zu ermöglichen. Die Fassaden sind aus vorgefertigter Holzrahmenkonstruktion mit mehr oder weniger hohen Fensterelementen mit Dreifachverglasung. Die Trennwände sind aus Holzständerwerk mit behandeltem Brettsperrholz, zum Flur sind die Trennwende immer wieder durch transluzente/transparente Elemente unterbrochen für gute Belichtung und Orientierung. Auf dem Boden liegt Linoleum. Die Decken sind, wenn möglich, aus Sichtbeton und wenn nötig mit abgehängten Akustikelementen versehen (z.B. Mensa, Musikräume, Flure zur Heidestrasse).
Das begehbare Dach im ersten Obergeschoss ist begrünt und dient den Schülern und Lehrern als gemeinschaftlicher Aufenthaltsort in den Pausen. Das Dach des Gebäudes sollte auch begrünt ausgeführt werden und ein Solaranlage Richtung Süden orientiert beherbergen. Die mögliche Erweiterung der Schule sehen wir in der Aufstockung des Gebäudeteils zur Heidestrasse, es ist exakt das vorgesehen Raumprogramm für die Erweiterung. Die späteren Öffnungen für die Treppen werden ausgespart und sind als Lichtkuppeln und Dachzugang ausgeführt, eine Verbindung zum Altbau ist ebenfalls über der neuen „Brücke“ vorstellbar.

Freiraumgestaltung

An der Heidestrasse entsteht durch die Absenkung des Geländes eine neue Vorplatzsitualtion, Treppenstufen laden zum verweilen ein, neue und alte Begrünung bildet ein grüne Pufferzone zur Heidestrasse.
Der Schulhof bekommt zwei klar organisierte Zonen, einen Platz zwischen den Gebäuden und im Norden einen offenen Raum. Der Schulhof wird durch kleine Aufenthaltsbereich um Bestandsgrün zoniert. Vor der Mensa entstehn ein Vorplatz, der als Terrasse aber auch als Klassenraum im Freien oder Bühne benutzt werden kann. Der Bodenbelag besteht je nach Zone aus unterschielich formatigen Betonsteinen mit mehr bis keinem Fugengrün und wird mit urbanen Sitzmöglichkeiten unterschiedlichen Formats kombiniert.

Energiekonzept

Die Nutzung von natürliche Ressurcen und passiven Massnahmen stehen im Vordergrung der Energiekonzepts, aktive Gebäudetechnik wird dadurch minimiert.
1. Das Gebäude wird als Massivbau aus Stahlbeton mit thermische Speichermasse ausgeführt um tagsüber bei Sonneneinstrahlung Wärme speichern zu können. Die Fassaden Richtung Süd-Osten und Süd-Westen sind zum grössten Teil mit Dreifachverglasung ausgeführt, so das Sonneenergie die Gebäudeteile aufwärmen kann. Eine Querlüftung durch motorisierte wie auch manuel bedienbaren Öffungen im unteren Teil der Fassade und im Dach garantieren sowie in der Fensterfront der Klassenräume und Öffnungen zu den Fluren natürlichen Belüftung und Abtransport überschüssiger Wärme. Um durch exessive Sonneneinstahlung entstehende Überhitzung vorzubeugen sind der Süd-Ost Fassade orientierbare Lamelen zur Verschattung vorgeschaltet, an der nach Süd-Osten ausgerichte Fassade sorgen Dachüberstand und der bestehende Baumbestand der Geländes für natürliche Verschattung.
2. Das Gebäude ist so konzipiert, dass an den grössenten Teilen der Flure nur an einer Seite Klassenäume angeordnet sind. Dies ermöglicht sowohl eine gute natürlich Beleuchtung wie natürliche Belüftung. Ein hybrides Lüftungskonzept mit hauptsächlich natürlicher Lüftung sorgt dafür, dass in allen Bereichen Luft nur dann maschinell bewegt wird, wenn es unbedingt erforderlich ist. Das Lüftungskonzept sieht mit maschineller Grundlüftung den Anstieg des CO2-Gehalts in Klassenräumen zu verlangsamen und mittels zentral angesteuerter motorischer Fensterflügel über Stoßlüftung den CO2-Gehalt wieder auf Außenluftniveau zu bringen. Weiterhin sorgt eine gesteeuerte oder manuel organisierte Querlüftung für den Abtransport von überschüssiger Wärme
3. Durch die einseitige Anordnung der Klassenräume an die Flure werden Flure und Klassenräume natürlich von zwei Seiten belichtet, somit wird der bedarf an künstlichem Licht und somit Strombedarf gesenkt.
4. Die Beleuchtung funktioniert mit einer präsenz- und raumtiefenabhängigen Beleuchtungssteuerung. So wird Strom nur im notwendigen Mass genutzt. Wenn der Kostenrahmen es zuliesse, könnte eine Fotovoltaikanlage den Strombedarf aus dem Netz senken.
5. Die Heizungsanlage des Z-Baus wird im Neubau weiter genutzt. Der Warmwasserbedarf soll aber zum grössten Teil über Solarkollektoren auf dem Dach des Gebäudes gedeckt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch eine klare, gut gegliederte Architektur aus.
Der verglaste Flurbereich zum Heideweg zeigt nach außen einen attraktiven multifunktional zu nutzen-den Bereich, der jedoch mit höheren Flächenverbräuchen verbunden ist. Die in diesem Bereich befindlichen Treppen müssen aus Brandschutzgründen ´aufgerüstet´ werden.
Die Verbindung von Alt- / Neubau ist gut gelöst. Eine breite Rampe vom Heideweg ermöglicht einen großzügigen und auch barrierefreien Zugang.
Die Anbindung zur Grundschule Belm endet leider relativ unvermittelt vor den Musikräumen.
Die Arbeit zeigt eine Lösungsmöglichkeit für den Erhalt der Torte. Diese Lösung wird jedoch als kritisch eingestuft. Auch die vorgeschlagene Nutzung für Mensaküche und Nebenräume ist vermutlich nur mit hohem Aufwand möglich.
Die Qualität der Klassen im Torten-Altbau und in direkter Nachbarschaft im Neubautrakt ist deutlich unterschiedlich und wird in der Jury in Bezug auf Akzeptanz kontrovers diskutiert.
Mit der geplanten Fassadengestaltung könnte auch eine energetische Sanierung erreicht werden. Die Nachhaltigkeit des Gebäudes in Bezug auf die verwendeten Baustoffe und in Bezug auf graue Energie ist positiv einzuschätzen. Der Erschließungsaufwand bei der einhüftigen Lösung ist relativ hoch und geht auch zu Lasten der Außenbereiche, die sensible Berücksichtigung der Topographie und der Höhen im Bestand wird jedoch ausdrücklich gelobt.
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss