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Offener Wettbewerb | 06/2020

Bildungscampus Burgdorf: Neubau Technische Fachschule TF Bern (CH)

6. Preis / 6. Rang

Preisgeld: 24.000 CHF

Nik Werenfels Architekt ETH

Architektur

Ivo Piazza Architektur

Architektur

Kirsch & Kuhn FreirÀume und Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

WAM Planer und Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

tp, AG fĂŒr technische Planungen

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt ist in zwei Volumen organisiert, die unter Terrain verbunden sind. Die RĂ€ume der Fachschule sind entlang der Hangkante in einem rechteckigen Baukörper der ‚Werkhalle‘ positioniert, der sich in Bezug zur PrĂ€senz des HauptgebĂ€udes respektvoll zurĂŒcknimmt. Hervorzuheben ist die gut gelungene Einbettung der ‚Werkhalle‘ in der Hangkante und die zurĂŒckhaltende Lösung fĂŒr die Anlieferung, die aber mit funktionalen Problemen erkauft wird.

Die Nutzungen mit öffentlichem Charakter (Mensa, Turnhalle und Aula) sind in einem trapezförmigen Baukörper, dem ‚Forum‘ untergebracht. Hier soll das neue öffentliche Zentrum des Campus mit grosszĂŒgiger Piazza gebildet werden. Das Forum besetzt den Freiraum aber in Form und Grösse dermassen, dass die Absicht nur bedingt zu erkennen ist. Überzeugender ist die Idee analog zum Belvedere des Gymnasiums, den Freiraum zu erweitern und einen zweiten Aussichtspunkt zu gestalten.

Die grosszĂŒgig angelegte Piazza aus einem Plattenbelag, welcher sich ĂŒber die Strasse erstreckt, soll die Funktion der Begegnung und die Campusidee stĂ€rken. Diese Gestaltungsabsicht ist gut nachvollziehbar, wirkt jedoch etwas aufgesetzt und wird in ihrer Notwendigkeit und Bedeutung eher bezweifelt. Von hier aus, lĂ€ngs dem GebĂ€ude, besteht unverstĂ€ndlicherweise keine Wegverbindung zum alten Technikum und NebengebĂ€ude, obwohl richtigerweise ein Zugang an der Westfassade des neuen Traktes vorgesehen ist. Die Verbindung zwischen Alt und Neu scheint zentral. Umso mehr erstaunt, dass dieser Bereich in der Ausgestaltung sehr rudimentĂ€r behandelt wird und nach RĂŒckbau der NebengebĂ€ude kaum auf die neue Situation mit historischem Hintergrund eingegangen wird.

Östlich bleibt der grosszĂŒgige GrĂŒnraum mit Aussicht auf die Stadt weitgehend bestehen und das Thema der ObstbĂ€ume wird richtigerweise konzeptionell aufgenommen. Zusammen mit der WeiterfĂŒhrung und ErgĂ€nzung von Wegen im Sinne der «Englischen Anlage» sind hier auch kleinere, informelle SpielflĂ€chen angedacht. Generell bleibt aber das Bepflanzungskonzept sehr zurĂŒckhaltend und vermag daher die Einbindung der Bauten in die Umgebung nicht zu stĂ€rken.

SchlĂŒssig aus der Grundhaltung zum Kontext sind die inneren Organisationen der beiden GebĂ€ude gedacht. Die ‚Werkhalle‘ entfaltet sich entlang einer grosszĂŒgigen Erschliessungsachse, welche die Fachschule vom HauptgebĂ€ude bis zum Belvedere durchzieht.

Die von zenitalem Tageslicht geleitete Wegdramaturgie verspricht ein qualitĂ€tsvoller Begegnungsort zu werden, der zur Identifizierung der Fachschule dient, dabei aber das alte HauptgebĂ€ude nicht vergisst. Über Lichthöfe werden auch die innenliegenden gut dimensionierten Schulungs- und WerkstattrĂ€ume gut belichtet. Nicht nachvollziehbar ist die Erschliessung der KlassenrĂ€ume mittels weiterer Korridore, da sie die tragende Idee der Mittelachse stark konkurrieren.

Das ‚Forum‘ ist logisch zur Nutzung als stĂŒtzenfreie pavillonartige Struktur angedacht. Diese nimmt aber keinen Bezug zur darunter- liegenden Sporthalle und wirft daher Fragen zum Tragwerk auf.

Die Nutzungen sind mehrheitlich zweckmĂ€ssig, aber nicht ganz optimal organisiert. Der Raum fĂŒr die WarenflĂŒsse, insbesondere zwischen Anlieferung und Werkhallen, ist zu knapp bemessen.

Die Ă€ussere Erscheinung der GebĂ€ude ĂŒberzeugt nicht. Die Fassade zur Stadt mit den in Analogie zum HauptgebĂ€ude gedachten Klinkerlamellen wirkt aufgesetzt. Eine Gesamtwirkung mit dem beabsichtigten Werkstattcharakter der anderen GebĂ€udeseiten entsteht nicht. Das Zusammenspiel mit dem, in vertikalen Holzlamellen verkleideten ‚Forum‘, ist zu wenig spezifisch und wirkt beliebig.

Gesamthaft beeindruckt das Projekt in der Einpassung der Fachschule in der Stadtkrone von Burgdorf und der daraus entwickelten GebÀudetypologie des WerkstattgebÀudes.

Es ist reich an gut gelösten Teilaspekten, die aber nur teilweise zusammenfinden. In der Gesamtwirkung ĂŒberzeugt das Projekt darum nicht.