modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 06/2021

Ein innovativ nachhaltiges Schulhaus - Neubau Primarschule Walkeweg in Basel (CH)

Ensemble

Ensemble

3. Preis

Lukas Manz Architekt

Architektur

Barbara Thüler Architektin

Architektur

Farquet Architectes Sàrl

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein völlig unerwarteter städtebaulicher Schachzug sorgt hier für ebenso überraschende, wie überzeugende Qualitäten: Das oberirdische Gebäudevolumen wird in drei einfache geometrische Baukörper gruppiert: Ein fünfgeschossiges Klassenhaus im Norden wird um zwei kleinere Bauten mit öffentlich zugänglichen Nutzungen der Schule am Quartierplatz ergänzt. Ein Dreier-Ensemble entsteht, das einen spannungsvollen Zwischenraum aufspannt – ein kleines «Quartier im Quartier». Die Schülerinnen und Schüler bewegen sich im Laufe des Tages von einem Gebäude zum anderen und die Schule gewinnt einen ihr eigenen Ort, eine innere Mitte. Dieser Aussenraum ist Ankunftsort, Pausenhof und Adresse zugleich, trägt massgeblich zur Identität der Schule bei und verschmilzt dabei ganz unverkrampft mit dem öffentlichen Raum. Die offene Mitte schafft in beide Richtungen eine maximale Durchlässigkeit: Zu den Wohnzeilen im Osten bildet der «tiny forest» einen guten Übergang zu den privaten Vorgärten und im Süden bietet die Aula samt Gastronomie der Tagesstruktur eine echte Chance, vom Quartierleben tatsächlich rege in Anspruch genommen zu werden. Auch der Dachgarten ist öffentlich zugänglich. Hier könnten Synergien entstehen, die man sich bisher vielleicht gar noch nicht vorstellen konnte. Eine maximal offene Schule entsteht, wo gleichzeitig trotzdem die Privatsphäre der Klassenzimmer gewahrt bleibt. Kritisiert wird der Vorschlag zur Erweiterung mit einem zusätzlichen Ostflügel, bei dem gerade diese städtebaulichen Qualitäten substantiell geschwächt würden. Es wäre zu prüfen, ob das Klassenhaus eine einfachere Erweiterung 24 Rangierte Projekte erfahren könnte. Auch die Nähe des fünfgeschossigen Volumens zur Friedhofsmauer wird kritisch hinterfragt. In der Organisation der Klassengeschosse sind zwei von sechs Gruppenräumen nicht natürlich belichtet. Da die Erschliessungsflächen grosszügig dimensioniert sind, könnte hier in einem nächsten Schritt nach einer Optimierung gesucht werden. Aussenliegende Fluchttreppen sorgen für eine freie Möblierbarkeit im Inneren und werden gleichzeitig als wiedererkennbares architektonisches Element aufgeladen. Auch wenn diese Strategie richtig ist, können diese Treppentürme in ihrem architektonischen Ausdruck noch nicht recht überzeugen. Die Turnhalle findet folgerichtig in der bestehenden Baugrube unter dem grössten der drei Bauvolumen Platz, so dass im Aussenraum Versickerungsflächen entstehen. Konstruktiv steht hier ein Skelettbau aus Massivholz auf dem Erdgeschoss, das als Raumfachwerk ausgebildet ist, um die Turnhalle ohne zusätzliche konstruktive Höhe zu überspannen. Ein kluger Ansatz, der aber eine aufmerksame Abstimmung mit den hier angeordneten Nutzungen und gewisse Einschränkungen bezüglich ihrer Flexibilität bedeutet. Die Photovoltaik-Flächen auf dem Dach wirken noch etwas additiv appliziert und haben formal wenig mit der darunterliegenden Nutzung zu tun. Innovationskraft und Konzepte zur Nachhaltigkeit Das Projekt schlägt das Bauen mit lokalen Materialien wie Holz und Lehm vor. Ein Laubengang ist konsequent als feststehender Sonnenschutz zur Platz- und Hofseite mit maximaler Tiefe angeordnet und lässt an den anderen Fassaden mit reduzierter Tiefe eine gute Belichtung und Belüftung der Räume zu. Die offene Baugrube wird durch eine unterirdische Turnhalle, einen Energiespeicher und eine grosse Zisterne genutzt. Auf den Dachflächen soll «urban gardening » stattfinden. Die Trennung in drei Einzelgebäude ist energetisch vertretbar: Mit den kleineren Volumen wird die Belichtung und Belüftung der Räume verbessert und der Stromverbrauch reduziert. Generell ein gut konzipierter Entwurf mit viel Potential, der im Studienauftrag weiterentwickelt werden muss. Soziale Nachhaltigkeit und Mehrwert fürs Quartier Das Projekt besticht durch seine ganz selbstverständlich daherkommende Hinwendung zum Quartier. Es wird sehr fein zwischen öffentlichen und halböffentlichen Zonen und unterschiedlichen Nutzungen differenziert. Die beiden dem eigentlichen Schulgebäude vorgelagerten, niedrigeren Bauten schaffen eine Filterschicht zur Schule mit ihrer mitunter etwas lärmigeren Nutzung. Mit der Aula im ostseitigen, niedrigeren Gebäude und der Tagesstruktur (mit Küche und Gastronomiemobiliar) im westlich gelegenen, zweigeschossigen Gebäude werden der Nachbarschaft niedrigschwellige Angebote für die Zweitnutzung gemacht. Die beiden Laubenbauten formulieren mit ihrem freundlichen und zugänglichen Ausdruck eine Willkommensgeste: Schule und Nachbarschaft bilden gemeinsam das Quartier, ohne sich gegenseitig zu konkurrenzieren. Nutzersicht Der Weg zur Schule über eine Gasse, die durch die zwei vorgelagerten, kleineren Gebäude geschaffen wird und über den «Tiny Forest», der den Pausenplatz definiert, bis zum vorgelagerten Treppenturm, dem eigentlichen Zugang zur Schule, ist anregend und sehr gut vorstellbar. Die Verteilung der Klassenzimmer und Gruppenräume, mit jeweils vier Einheiten pro Geschoss, entspricht den Bedürfnissen einer Primarschule. Die Spezial- und Infrastrukturräume sind entsprechend ebenfalls auf den Geschossen verteilt. Die den Klassenzimmern vorgelagerte Halle kann multifunktional genutzt werden und bietet Platz für die notwendigen Garderoben und Schülerarbeitsplätze. Mit der Zuordnung von Tagesstruktur und Aula in den beiden separaten Gebäuden bieten sich attraktive Möglichkeiten für die gemeinsame Nutzung durch Schule und Quartier. Der Vorschlag mit zwei Klassenzügen schafft mit der Setzung der drei Gebäude attraktive und vielseitig nutzbare Aussenräume. Bei einer Erweiterung auf drei Klassenzügen wird der Aussenraum klar beschnitten. Zusätzliche Freiflächen auf dem neuen Dach werden aber als Ersatz angeboten. Qualität der Freiräume Mit dem «Hof als gemeinsamer Ort» zeigt das Projekt einen differenzierten Umgang mit Aussenräumen und deren Qualitäten. Das Projekt zeichnet sich durch die schlüssige Pausenplatznutzung sowie das Ineinandergreifen von Quartier- und Schulnutzungen aus. Ebenfalls lässt der Ansatz die Präzisierung von Aussenraumbedürfnissen zu. Das fein gegliederte Raumkonzept bewirkt jedoch, dass ein grosser Teil des Aussenraumes versiegelte Flächen zur Folge hat. Ausserdem wird die Nähe und die Höhe des Unterrichtsgebäudes zum Friedhof kritisch hinterfragt. Résumé Das Projekt «come out and play» überzeugt mit einem intelligenten Entwurf, der bereits auf städtebaulicher Ebene die Frage der sozialen Nachhaltigkeit beantwortet. Dem Team gelingt es, nicht nur ein Schulhaus zu entwerfen, sondern einen Ort zu schaffen.
Hof

Hof

Siteplan

Siteplan

Axonometrie

Axonometrie