Nichtoffener Wettbewerb | 12/2021
Neubau Oberstufenzentrum Rötschmatte in Ins (CH)
©Les ateliers du passage / Cécile Albana Presset
3. Preis
Preisgeld: 20.000 CHF
Architektur
Landschaftsarchitektur
Beurteilung durch das Preisgericht
Aus der
Analyse und Geschichte des Ortes leiten die Projektverfasser das Konzept der in
die Landschaft gesetzten Ebenen und Stufen ab. Das to-pographische Thema bildet
den AufhĂ€nger fĂŒr das Konzept. Zwei unter-schiedliche GebĂ€udekörper leicht
versetzt zueinander in den Hang plat-ziert, spannen durch ihre stÀdtebauliche
Setzung zwei Ebenen auf. Die obere Ebene schafft eine neue Adressierung der
Anlage zum Rebstock-weg, die untere Ebene einen grosszĂŒgigen Pausenplatz mit
Sichtbezug zur bestehenden Anlage. Verbunden werden die beiden PlÀtze durch
eine Treppenanlage. Das neue Oberstufenzentrum wird als autonome Erwei-terung
betrachtet, welche sich in die Umgebung einbettet, ĂŒber die ge-ometrische
Ausrichtung und der ĂŒbergeordneten Abfolge der Ebenen mit dem Sportareal aber
doch den Dialog sucht. Die Setzung der beiden GebÀudekörper wird als
spannungsvoll beurteilt und verspricht interes-sante Innen- und AussenbezĂŒge
der GebÀude zu den PlÀtzen und zur bestehenden Anlage. Die zwei Volumen sind 2-
resp. 3-geschossig, ein HauptgebÀude und ein NebengebÀude. Durch ihre diagonale
Setzung in den Hang treten sie aber im Nordwesten nur 1- resp. 2-geschossig in
Erscheinung und neh-men sich volumetrisch zurĂŒck und sind sehr ortsvertrĂ€glich.
Das Freiraumkonzept schöpft seine Kraft im Umgang mit dem Terrain aus den
Typologien der heutigen Schulanlage. Horizontale Nutzungsebenen fĂŒgen sich
subtil und folgerichtig in den Hang ein. Verschnitte mit dem gewachsenen
Terrain werden bewusst inszeniert und folgen dem vorge-fundenen Pragmatismus.
Die offerierten ZugangsrĂ€ume können jedoch nicht ĂŒberzeugen, da die
Hauptschulwegerschliessung ĂŒber die Parkie-rungsanlage fĂŒhrt und die Velos an
niveauoberster Lage angeboten wer-den. In rÀumlicher VerschrÀnkung mit den
Bauten wird ein einfaches und zurĂŒckhaltendes Baumkonzept gewĂ€hlt. Vermisst
wird die Aktivierung des nördlich der Neubauten liegenden Aussenraums als
Möglichkeits-raum fĂŒr die Kinder. Das Angebot fĂŒr Kugel- und Weitsprunganlage
fehlt gÀnzlich. Eine klare Adressierung und eine atmosphÀrische Kraft der
Aus-senrĂ€ume als Lern- und Spielwelt fĂŒr Kinder werden noch vermisst. Die
Hauptadressierung erfolgt aus Sicht der Projektverfasser ĂŒber den unteren
Schulhof. Der Zugang erfolgt direkt vom Rebstockweg ĂŒber ei-nen schmalen Pfad
sĂŒdlich der neuen Anlage. Diese beengte Zugangssi-tuation steht im Widerspruch
zur einladenden Geste des oberen direkt an den Rebstockweg angrenzenden
Pausenhofs. Leider erschliesst aber der obere Platz nur das sĂŒdliche
NebengebÀude. Die Stirnseite des HauptgebÀudes begrenzt zwar den Platz, schafft
aber keine Adressie-rung. Dies wird als verpasste Chance betrachtet und hÀtte
auch im Ge-bÀudeinnern eine rÀumliche Bereicherung bewirken können. Die
Er-schliessung fĂŒr den motorisierten Individualverkehr erfolgt ĂŒber den
be-stehenden Parkplatz direkt in die Tiefgarage. Im sĂŒdlichen kleineren GebĂ€ude
sind die Nutzungen mit öffentlichem Charakter angeordnet. Im Obergeschoss mit
Anbindung an den oberen Platz befindet sich die Schulleitung, auf dem unteren
Geschoss die drei MehrzweckrÀume mit direktem Zugang vom unteren Schulhof.
Leider ist beim Zusammenschluss der drei RĂ€ume der schmale, lange Raum nicht
als Aula nutzbar, auch die Platzierung der Schulleitung weg vom Schul-betrieb
wird aus Sicht der Schulleitung nicht als praktikabel beurteilt. Im
HauptgebÀude befinden sich auf dem untersten Niveau die Spezial-rÀume zusammen
mit dem Haupteingang. Auf den beiden Obergeschos-sen sind die Klassenzimmer mit
GruppenrÀumen organisiert. Der lange Korridor ist zwar angemessen dimensioniert
und die angebotenen offe-nen gestalteten GruppenrÀume mögen die Mittelzone
etwas aufzulo-ckern, aber der Korridor bietet in seiner Ausformulierung keine
Aufent-haltsqualitÀt und wird zur reinen ErschliessungsflÀche. Eine zeitgemÀsse Schulentwicklung,
wie Atelierunterricht oder eine Flexibilisierung des neunten Schuljahres ist
zudem nur schwer umsetzbar. Der vorgeschlagene Holzbau erscheint sinnvoll und richtig, der genaue
Umgang und der gesuchte Ausdruck der neuen Anlage im Innen- sowie Aussenraum
werden aber leider nur schematisch ohne grosse ErklÀrun-gen dargestellt -
bietet aber sicher ein grosses Entwicklungspotential. Das Projekt «Ebenen und
Stufen» ist hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit ein durchschnittliches Projekt.
Die FlÀchen- und Kostenkennwerte sowie die Formquotienten liegen zum Teil sogar
leicht unter dem Durchschnitt. Der Projektvorschlag «Ebenen und Stufen»
verspricht mit seiner eigen-stÀndigen stÀdtebaulichen Setzung einen
interessanten Ansatz und in-szeniert die Landschaft spannungsvoll. Leider kann
der Projektvorschlag in der Ausarbeitung der InnenrĂ€ume und dessen BezĂŒge zu
den Aussen-rÀume zu wenig einlösen und wird den Anforderungen der Oberstufe Ins
an den gelebten Schulalltag zu wenig gerecht.
©Les ateliers du passage / Cécile Albana Presset
©Les ateliers du passage / Cécile Albana Presset
©Les ateliers du passage / Cécile Albana Presset
©Les ateliers du passage / Cécile Albana Presset