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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2023

Erweiterung Robert-Schuman-Schule in Baden-Baden

Perspektive Schulhof

Perspektive Schulhof

1. Preis

Preisgeld: 23.000 EUR

SWS Architekten

Architektur

Erläuterungstext

ERLÄUTERUNGSBERICHT ERWEITERUNG ROBERT-SCHUMAN-SCHULE BADEN-BADEN

KONZEPT
Der Erweiterungsbau besteht aus zwei Baukörpern, die versetzt zueinander entlang eines zentralen Verbindungsganges geplant werden. Durch ihre Anordnung fügen Sie sich in die, für die Bestandsbebauung prägende, pavillonartige Struktur ein und führen diese fort.
Platziert wird die Erweiterung an der südlichen Grenze des Baufeldes. Somit wird eine möglichst großzügige, zusammenhängende Schulhoffläche gewährleistet.
Die Baukörper präsentieren sich auf Grund der starken Topographie des Baufeldes nach Süden hin dreigeschossig, nach Norden hin, angrenzend an die Schulhoffläche, zweigeschossig. Der Erweiterungsbau orientiert sich in der Höhenentwicklung bzw. in der Geschosshöhe an der Bestandsbebauung. Somit wird auch mit der Gebäudehöhe eine harmonische Eingliederung in die Umgebung erzielt und der Anschluss an den Bestand über einen witterungsgeschützten Verbindungsgang möglich.
Der Verbindungsgang funktioniert dabei nicht nur als Erschließungsfläche und Verbindung zwischen den neuen Baukörpern und dem Bestand, sondern auch als zentraler Treffpunkt für die Schüler der Robert-Schuman-Schule. Verschiedene Sitzmöglichkeiten ermöglichen einen Austausch zwischen den Schülern in den Pausen und zwischen den Unterrichtseinheiten. Angebunden wird der Verbindungsgang an das zentrale Foyer und somit an die Haupterschließungsachse des Schulgebäudes. Die Anbindung liegt ein Geschoss über der Schulhoffläche, wodurch diese zusammenhängend bleibt. Eine witterungsgeschützte Verbindung auf Schulhofniveau wird zudem gewährleistet. Der Verbindungsgang endet in einer Dachterrasse, die einen Rundumblick über Baden-Baden ermöglicht.
Die beiden neuen Baukörper werden ausgehend von dem zentralen Verbindungsgang erschlossen. Die Flure zur Erschließung der Klassenzimmer werden über Oberlichter über Einbauschränken und Glasfugen rechts und links der Schranksysteme belichtet und münden in Lernlandschaften, die zum Austausch oder für Unterrichtseinheiten außerhalb der Klassenräume genutzt werden können.

FASSADE
Die Fassadengestaltung interpretiert bzw. orientiert sich an der Fassadengestaltung der Bestandsbebauung. Die horizontale Schichtung, die bei den Bestandsgebäuden über auskragende Dächer erreicht wird, wird beim Erweiterungsbau über vorgehängte Konsolen fortgeführt. Die vorgehängte Holz-Lamellen-Struktur gibt der Fassaden einen feingliedrigen und leichten Charakter.

KONSTRUKTION
Der Erweiterungsbau ist als Holz-Hybrid-Bauweise konzipiert. Holz als nachhaltiger Baustoff dient als tragendes Element für die Gebäudehülle in den oberen beiden Geschossen. Die Gebäudehülle ist hochgedämmt (14 + 22 cm Dämmung) und diffusionsoffen ohne Kunststofffolien geplant.
Das Sockelgeschoss, das zur Hälfte in den Hang gebaut wird, bildet einen massiven Sockel aus Stahlbeton für die darüberliegenden Geschosse. Stahlbeton als statisches Element kommt ebenfalls bei der
Ausbildung der Fundamente und den Geschossdecken zum Einsatz. Neben der hohen Tragfähigkeit, der langen Lebensdauer und der hohen Wärmespeicherfähigkeit, wird so auch den Anforderungen des Schallschutzes zwischen den Unterrichtsebenen Rechnung getragen.
Über Konsolen ist der vorgehängte, textile Sonnenschutz mit der Fassade verbunden. Der so gebildete Zwischenraum dient als konstruktiver Witterungs- sowie Blendschutz. Gleichzeitig kann er zu Wartungs- und Reinigungsarbeiten genutzt werden.
Die bodentiefe Pfosten-Riegel-Fassade ist dreifach- und festverglast. Opake Lüftungsklappen sorgen für ausreichend natürliche Belüftung.

ENERGIEKONZEPT
Der Neubau wird über Fußbodenheizung geheizt und gekühlt (Niedrigtemperatur).
Im allgemeinen Unterrichtsbereich gewährleistet eine mechanische Fensterlüftung über nutzerbezogene CO2-Fühler gesteuert eine gute Raumluftqualität. Ergänzt werden kann diese durch Nachtauskühlung und
Einzelraumlüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung.

NACHHALTIGKEIT / ÖKOLOGIE
Angestrebt wird ein Erweiterungsbau, der in ökologischer Hinsicht über eine ganzheitliche Ressourceneffizienz verfügt und somit in seiner Konzeption, neben der reinen Energieeinsparung, die Verfügbarkeit der Baumaterialien, den Aufwand für deren Bereitstellung, die CO2-Einsparung sowie Schadstoffarmut berücksichtigt.
Aufgrund der hohen Dämmeigenschaft der Gebäudehülle kann von einem geringen Energiebedarf für Betrieb und Nutzung ausgegangen werden. Ein Großteil der verbrauchten Energie kann dann über die großflächig auf dem Dach des Neubaus verlegten Photovoltaikelemente vor Ort wieder gewonnen werden. Die vorgehängte Lamellen-Struktur bietet zusätzlich die Möglichkeit einer großflächigen Fassadenbegrünung.

ÖKONOMIE
Aufgrund der vorgeschlagenen systemartigen Holz-Hybrid-Konstruktion mit einer Wiederholung gleicher Bauteile und einem hohen Vorfertigungsgrad kann von einer kostengünstigen Herstellung der Bauteile und einer erheblich verkürzten Bauzeit des Neubaus ausgegangen werden. Die vorgeschlagene Gebäudehülle erlaubt langfristig einen einfachen und kostengünstigen Unterhalt der Gebäudehülle mit der Gewissheit, auch in Zukunft auf die eingesetzten Materialien zurückgreifen zu können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Aufgliederung des Raumprogramms und damit der Baumassen in 2 zueinander leicht versetzte 3-geschossige Volumen kann städtebaulich überzeugen. Die Maßstäblichkeit und Körnung, die Längenabwicklung und Gebäudetiefen treten in einen angenehmen Dialog mit den Bestandsgebäuden. Dies gelingt ohne die vorhandenen Gebäude zu nahe zu kommen und damit einen großzügigen als Pausenhof gut nutzbaren Freiraum aufzuspannen.

Äußere Wege werden konsequent in die innere Struktur umgesetzt. So verbindet einen Nord-Süd-Magistrale sowohl Neubau und Altbau wie auch oberen Pausenhof mit dem hangseitigen Eingang von Süden. Diese klare Erschließung stellt die Besonderheit und hohe Qualität der Arbeit dar, denn nicht nur die fußläufigen Anbindungen funktionieren gut, auch der Ausblick am Ende der Magistrale nach Süden in den Landschaftsraum wie auch die sehe begrüßenswerte breite Verknüpfung mit der bestehenden oberen Pausenhalle im Bestand sind gelungen.

Beide Gebäudeflügel sind strukturell jeweils gleich organisiert. Im Zentrum liegen in der Nähe der vertikalen Erschließungstreppe auf der Eingangsebene die Verwaltungsräume und Sanitärbereiche bzw. das Lehrerzimmer im OG. Die Stichflure entlang von 2 bis 3 Klassenräumen sind zunächst sehr stringent und rational, gewinnen aber durch die Aufweitungen an den Flurenden sehr gut nutzbare zusätzliche Lernbereiche und Tageslichtinseln. Mit dieser Lage der Lernlandschaften an den Enden der Grundrisse bleibt darüber hinaus eine langfristige Flexibilität in der Klassenraumfolge und -Nutzung erhalten.

Die konsequente typologische Grundrissentwicklung spiegelt sich auch in einer zeitgemäßen Fassadengestaltung wider. So kann die Verwendung von Holzfassaden in Verbindung mit vorgehängten Putzbalkonen in der Nachbarschaft zum Bestand überzeugen und sie entwickeln durch die vertikalen Lisenen auch eine angenehme Tiefenstaffelung der Ansichten. Aus diesem Konzept ist ebenso der verglaste Übergang im 1. OG entwickelt, dessen Fassadenbeschattung noch zu klären wäre. Einzig die deutliche Absetzung des Sockelgeschosses mit Stahlbetonelementen wird kritisch gesehen.

Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe könnte auch im Rohbau nochmals untersucht werden, das Potential für Fassadenbegrünung, extensiver Dachbegrünung und Photovoltaiknutzung ist jedoch vorhanden. Ebenso ist im vorgestellten Tragwerkskonzept auf die Aktivierung von Speichermassen zu achten. Raumprogramm, Baurecht und Brandschutz sind im Wesentlichen eingehalten, wirtschaftlich liegt die Arbeit mittleren Bereich.

Insgesamt ein sehr gelungenes Entwurfskonzept das viele Potentiale für eine Weiterentwicklung der Bestandssituation in eine vielfältige Lern- und Lebenslandschaft bietet.
Detailschnitt / Detailansicht

Detailschnitt / Detailansicht

Lageplan

Lageplan

Grundriss Hanggeschoss

Grundriss Hanggeschoss

Grundriss 1.Obergeschoss

Grundriss 1.Obergeschoss

Modellfoto

Modellfoto