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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2023

Neubau Grundschule und Kita mit Sporthalle und Außenanlagen in Norderstedt

Schulhof zwischen Schule, Kita und Turnhalle

Schulhof zwischen Schule, Kita und Turnhalle

ein 3. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

STUDIO HONIG - Hoffmeister Niepel - Partnerschaft von Architekten mbB

Architektur

Tim Corvin Kraus - Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

LEITIDEE

Der Entwurf setzt einen klaren Fokus auf die zukünftige pädagogische Heimat der Kinder, in dem er die drei Lerncluster in der „Belle Etage“ der zweigeschossigen Baukörper verortet. Zwischen die Cluster geschaltete „Grüne Klassenräume“ ermöglichen aus allen Klassenräumen den direkten Zugang über Freittreppen in die Natur und sorgen so für eine spannende, transparente und vielfältig nutzbare Lernlandschaft bei gleichzeitig hoher sozialer Sicherheit. Auf den beiden ca. 300 qm großen Gründachflächen findet Draußenunterricht im Halbschatten statt und es kann gegärtnert werden. Die Kinder können ihre Sinne naturnah in den Lernprozess einbeziehen oder etwas Ruhe von der soeben geschriebenen Klassenarbeit finden.
Sämtliche anderen Räume sind in der Konsequenz im Erdgeschoss angesiedelt, was zu einem kompakten Baukörper, guter Orientierung im Gebäude und einer deutlich reduzierten Flächenversiegelung führt. Dies erhöht wiederum die Aufenthaltsqualität der umliegenden Schulhof-/ und Aussenraumflächen durch eine größere Weitläufigkeit der Angebote. Den Kindern wird also auf beiden Ebenen das Erleben zweier unterschiedlicher Freiraumqualitäten ermöglicht. Die Weite des Schulhofs unten und ein geschützter und gut zu überblickender Freiraum als nutzbare Dachfläche oben zwischen den Lern-Clustern.

STÄDTEBAU UND ARCHITEKTUR

Die drei Baukörper sind als Ensemble mittig auf dem Grundstück gesetzt und werden allseitig von Grünräumen umflossen. Der Baukörperzwischenraum bildet einen zentralen, identitätsstiftenden Schulhof. Die unterschiedlich interpretierten Walmdächer der drei Baukörper bilden architektonisch eine typologische Familie und lassen so in der unterschiedlichen Entfernung und Einsehbarkeit vom Aurikelstieg spannende Sichtfelder und Blickachsen erwarten. Der Neubau der Schule präsentiert sich zukünftig als heller, einladender Schulcampus, eingebettet in einen organischen Formen folgenden grünen Saum.
Die geforderten Stellplätze der Schule sowie der Sporthalle werden kompakt auf dem nordwestlichen Grundstücksteil erschlossen und ermöglichen über eine eingangsnahe Hol- und Bringzone eine sichere Ankunft, sofern die Kinder nicht einen der dezentral verteilten Fahrradständer nutzen. Die Grundschule wird in zentraler Lage auf der Nordseite des Baukörpers wettergeschützt betreten.
Das Sekretariat ist dem Eingangsbereich direkt angrenzend zugeordnet. Über einen großzügigen und über zwei Lichthöfe auch zentral belichteten Flur verteilen sich die Schülerinnen und Schüler in die verschiedene Funktionsbereiche des Erdgeschosses. Eine jeweils farblich akzenturierte, einläufige Treppe leitet die Kinder direkt auf den jeweiligen Markplatz im Obergeschoss.
Die unmittelbar hinter dem Eingangsfoyer gelegene Aula ist zentraler Ort der Schule und ermöglicht neben dem gemeinsamen Mittagessen und vielfältigen Veranstaltungen auch direkte Durchblicke und Zugänge auf den südlichen Teil des Schulhofs.

Die Kita wird straßennah auf der Nordseite des Baukörpers über einen Haupteingang erschlossen. Die innere Erschließung folgt einem klaren Grundrissprinzip und ermöglicht den Elementarkindern über die vorgesetzten Balkone einen sicheren Zugang auf die östlich gelegene Grünfläche der Einrichtung. Die geforderten Stellplätze befinden sich unmittelbar neben dem Haupteingang.

KLIMA-/ ENERGIEKONZEPT

Ziel des Klima- und Energiekonzeptes ist es durch eine Kombination von passiven und aktiven Maßnahmen den Aufwand für die Errichtung und den Betrieb des Gebäudes zu minimieren und gleichzeitig den Komfort und die Nutzungsqualität zu optimieren, so dass ein hohes Maß an Energieeinsparung, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit erreicht wird. Bei einem Schulbauprojekt spielt dabei neben der thermischen, lufthygienischen und akustischen Qualität auch ein hoher visueller Komfort mit guter Tageslichtverfügbarkeit eine besondere Rolle.

Die Errichtung des Neubaus setzt so weit wie möglich auf den Baustoff Holz und minimiert dadurch den ökologischen Fußabdruck für die Erstellung des Gebäudes. Neben den Fenstern in den Außenfassaden erlauben in den Klassenbereichen die in das Dach eingeschnittenen Oberlichter eine optimierte Versorgung mit Tageslicht.

Alle wesentlichen Nutzungsbereiche können über öffenbare Fenster grundsätzlich natürlich belüftet werden. Die Klassenräume sollen über dezentrale, schallgedämmte Fassadenlüfter mit Frischluft versorgt werden, in Kombination mit Heizkonvektoren erfolgt eine Vorerwärmung der Zuluft. Über schallgedämmte Überströmelemente in den Klassentrennwänden strömt die Luft in die Kernbereiche und wird dort über einen zentralen Abluftschacht abgesaugt, eine Wärmerückgewinnung erfolgt über ein Kreislaufverbundsystem und Einbindung ins Wärmepumpensystem. Die Kita funktioniert analog zu den Klassenclustern nach demselben Prinzip. Für die Sporthalle sowie die Aula/ Mensa wird die Frischluftzufuhr über jeweils eine zentrale Lüftungsanlage mit direkter Wärmerückgewinnung gewährleistet.

Für die Wärme- und Kälteversorgung wird eine an ein Erdsondenfeld gekoppelte Wärmepumpe vorgeschlagen. Die Wärmeabgabe im Gebäude erfolgt über Konvektoren und Fußbodenheizungen. Über die Erdsonden ist darüber hinaus auch eine freie Kühlung zur Temperierung der Räume im Sommer möglich, die Fußbodenheizung wird dann zur Kühlung eingesetzt.
Auf dem Dach der Sporthalle, der Kita sowie den an Attikaringen der Klassentrakte sollen horizontale Photovoltaikmodule vollflächig integriert werden. Zusätzlich sollen die südorientierten Dächer der Klassentrakte und der Sporthalle als gebäudeintegrierte Photovoltaikdächer ausgeführt werden. Mit insgesamt 1700 m² Photovoltaikfläche kann so am Standort erneuerbare Energie gewonnen werden. Dieser Ertrag deckt zum einen den jährlichen Energiebedarf für Heizen, Kühlen, Gebäude- und Nutzerstrom und ermöglicht somit einen klimapositiven Gebäudebetrieb. Die Anlage wurden gezielt mit einem jährlichen Überschuss von ca. 40% ausgelegt, um die restlichen CO2 Emissionen der Gebäudeherstellung in den ersten 20 Jahren zu kompensieren. Somit kann das Gebäude das Ziel Klimaneutralität im Lebenszyklus erreichen.

TEAM: STUDIO HONIG, TCK Landschaftsarchitekten, Transsolar Energie Design, Schöne Neue Welt Ingenieure

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser gliedern den Entwurf in drei freistehende hölzerne Baukörper mit Dach, die rechtwinklig um den Schulhof herum angeordnet sind. Die kompakte Baumasse ist weit nach Süden geschoben. Dadurch entsteht ein baumbestandenes, topografisch gestaltetes Vorfeld mit den geforderten PKW-Stellplätzen, Fahrradabstellmöglichkeiten und Spielangeboten. Der zentrale asphaltierte Schulhof zwischen den Gebäuden wird von Bepflanzung freigehalten und erhält Akzente durch eine Kreissegmentbank, Trampoline und einen (Retentions-) Wasserspiegel. Alle Gebäude verfügen über Zugänge vom Platz, die Kita außerdem über einen separaten Haupteingang, der über einen eigenen Vorplatz mit Haltemöglichkeit an der Straße verfügt.

Alle Baukörper sind zweigeschossig. Die Räume der Obergeschosse reichen bis in die schindelgedeckten Walmdächer mit niedriger Traufe. Durch ein Eingraben der Sporthalle um ein Geschoß wird das Gesamtbild eingeschossiger Häuser gleicher Höhe mit großem Dach verstärkt.

Das Bemühen um eine maximale Kompaktheit der drei Bauteile und die damit verbundene flächensparende Bauweise ermöglicht eine gemeinsame Mitte für Alle im Außenraum, die einen großen Pluspunkt dieses Wettbewerbsbeitrags darstellt. Auch die vielfältige und phantasievolle Freiraumgestaltung wird gewürdigt.

Die Kita ist überzeugend auf quadratischem Grundriss konzipiert. Die Erschließung erfolgt über einen durchbindenden Flur im EG der über einen Luftraum mit dem umlaufenden Flur des OG verbunden ist. Die Kita kann damit sowohl vom Aurikelstieg als auch vom Schulhof aus erschlossen werden.

Das große Volumen des Schulhauses wird in einen eingeschossigen Sockel und drei aufstehende (Dach-) Körpern gegliedert. Zwischen den drei Bauteilen befinden sich zwei Dachgärten mit grünen Klassenzimmern und Treppen in den südlichen Schulgarten. Im Erdgeschoß befindet sich im mittleren der Häuser der Hauptzugang vom Schulhof. Er erschließt die zentrale Schulstrasse mit den Aufgängen in die drei Klassenhäuser. Zur barrierefreien Erschließung des OG werden daher auch drei Aufzüge benötigt. Vis a vis des Eingangs befindet sich die Mensa mit vorgelagerter Südterrasse. Trotz der Nachbarschaft von Haupteingang und Mensa fehlt dem Entwurf die Ausbildung einer baulichen und atmosphärischen Mitte des Schulhauses.

Allerdings werfen die angewandten Mittel einige Fragen auf. Die Belichtung der tiefen Grundrisse unterhalb der Cluster und unterhalb der Dachgärten erscheint problematisch. Dies gilt auch für die Ausbildung der in die Walmdächer eingelassenen Flachdächer, in denen auch noch zusätzlich Oberlichter angeordnet sind. Des weiteren wiederspricht die Lage der Klassenräume im oberen Geschoß den Vorgaben der Ausloberin, die sich hier eine Ebenerdigkeit gewünscht hat. Die Vorteile der Lage der Cluster im OG konnte noch nicht in Gänze überzeugen. Die formale Behandlung von Dach und Fassade wurde zudem kontrovers diskutiert. Insbesondere die Wahl des Materials der Dachdeckung sollte nochmals geprüft werden.

Im Falle einer Erweiterung wird das Grundstück mit der Flüchtlingsunterkunft in Anspruch genommen. Inwiefern das Raumprogramm dann genug Fläche aufweist um den erdgeschossigen
Sockel zu verlängern, um das vierte Cluster zu ergänzen, ist nicht erkennbar und wäre zu überprüfen.

Die Entscheidung einen kompakten tiefen Baukörper zu entwickeln erfordert eine Auseinandersetzung mit natürlicher Belichtung und Belüftung der innenliegenden Schulstraße sowie die
Sicherstellung der Rettungswege. An einigen Stellen haben die Verfasser hier Ansätze entwickelt. Inwiefern sich die dargestellte Offenheit umsetzen lässt wäre nachzuweisen.

Kostentechnisch liegt die Arbeit über dem vorgegebenen Budget.

Das Preisgericht würdigt den konzeptionellen Ansatz der zweigeschossigen Kompaktheit, sowie den Ansatz der damit verbundenen alternativen Unterbringung der Klassen im OG mit einem 3.Preis.
Lageplan

Lageplan

Lerncluster + Durchblicke

Lerncluster + Durchblicke

Erdgeschoss mit Freiflächen

Erdgeschoss mit Freiflächen

Obergeschoss

Obergeschoss

Ansichten und Schnitte 1

Ansichten und Schnitte 1

Ansichten und Schnitte 2

Ansichten und Schnitte 2

Pikto Ensemble

Pikto Ensemble

Pikto Erschliessung

Pikto Erschliessung

Pikto Aussenraumbezüge

Pikto Aussenraumbezüge

Pikto Zonierung

Pikto Zonierung

Pikto Energie und Wasser

Pikto Energie und Wasser

Energiekonzept und LCA

Energiekonzept und LCA

Grünes Klassenzimmer

Grünes Klassenzimmer

Kita Bewegungsraum

Kita Bewegungsraum

Dreifeldturnhalle

Dreifeldturnhalle

Konstruktionsprinzip Holzbau

Konstruktionsprinzip Holzbau

Fassadendetail

Fassadendetail

Einsatzmodell

Einsatzmodell

Modell Detail

Modell Detail