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Offener Wettbewerb | 09/2023

Erweiterung Schulanlage Neufeld in Thun (CH)

Freiraum Basisstufe

Freiraum Basisstufe

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 50.000 CHF

1899 Architekten AG

Architektur

Studio Lima Gmbh

Architektur

Xeros Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Bührer + Dällenbach Ingenieure AG

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Die denkmalgeschützte Schulanlage aus den 60er-Jahren wird ihrem bestehenden Konzept gemäss erweitert: Die Gebäude für die 6 Basisstufeneinheiten, Tagesschule und die 2-fach-Sporthalle sind in Grösse und Volumen so zueinander angeordnet und mit teilweise überdachten Wegen miteinander verbunden, dass sie ein präzis austariertes Gleichgewicht bilden – eine offene, übersichtliche Schulanlage. Zur Stadt hin bildet die Stirnseite des Schulhauses, mit gut sichtbarem Treppenaufgang, ein öffentliches Gesicht. Der urbane, von abgestuften Sprayerwandelementen akustisch etwas gedämpfte Platz mit Baumhain und der hier angeordnete Mehrzweckraum stehen abends und am Wochenende der Öffentlichkeit zur Verfügung. Im räumlichen Zentrum der Erweiterungsbauten liegt der Eingang in die Sporthalle und der Aufgang auf das Dach darüber, wo sich der Aussenplatz befindet. Die 80m-Laufbahn verbindet die beiden Bauten und ermöglicht eine intensive Nutzung der gesamten Dachebene. Die Dach- und Aussenflächen im Norden und Süden bieten vielfältige Räume zum Lernen und Spielen im Freien für Basisstufen und Tagesschule, ergänzt durch die umlaufende, als Erweiterung des Schulraums optimal nutzbare Laubenschicht. Das Innenraumkonzept der Schulraumerweiterung setzt auf anpassungsfähige, modulare Raumstrukturen und multifunktionale Nutzungsmöglichkeiten, unterstützt durch die Laube als Erschliessungsschicht und Erweiterung des Innenraums.

Aus dem Jurybericht
«Das Projekt Baghira ist sehr sorgfältig und vertieft erarbeitet worden, es gibt eine klare Antwort zur Aufgabenstellung sowohl städtebaulich mit dem respektvollen Weiterstricken der bestehenden Schulanlage, dem Schaffen eines neuen Ensembles, wie auch funktional mit der innovativen Umsetzung des Raumprogramms. Das Projekt überzeugt bei den Aussenräumen mit klaren Ankunftsorten. Das Stapeln der Freiräume bis auf das Dach wirkt für diese Aufgabe stimmig.
Die Jury ist besonders überzeugt von der Typologie, die zusammen mit dem Raster der Holz-Lehmbauweise vorgeschlagen wird. Das Projekt wird als taugliche Antwort zum Thema der Reduktion des CO2-Ausstosses und der Nachhaltigkeitsziele bewertet.»

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Architektur
Das Projekt Baghira baut die bestehende Struktur der Schulanlage weiter. Die Neubauten stehen in einem ausgeglichenen Verhältnis zum Bestand. Die Schulnutzung wird in einem Langkörper mit umlaufenden Aussenerschliessungen organisiert, die Sportnutzung ist in einem halb eingegrabenen kompakten Volumen untergebracht, beide Nutzungen sind über das Dachgeschoss verbunden. Eine ähnliche Gestaltung gedeckter Pergolen mit PV-Anlage und begrünter Holzstruktur bindet städtebaulich und architektonisch beide Volumen zusammen. Das Erschliessungssystem wird weiterentwickelt: Die überdeckten Wege werden aufgenommen, die Achse von Trakt A und B wird im Osten verlängert und führt zum neuen Haupteingang, im Westen wird eine neue Nord Süd Achse von der Parkierung zur Sporthalle kreiert. Die neue Überdeckung begleitet die Sportplätze und bietet Schatten für die Zuschauer. Als Folge muss die heutige 80m Laufbahn in der zweiten Etappe auf das Dach der Neubauten verlagert werden. Eine offene Komposition von Mauern, die als Spraywand, Boulderwand oder Malwand benutzt werden können, verankert den neuen Schuleingang in der Nord-Ost Ecke zum Siegenthalergut.

Aussenraum
Die Setzung des Neubaus nimmt den vorhandenen Rhythmus der Aussenräume auf und entwickelt diesen weiter. Die Schulanlage erhält innerhalb der umfassenden Mauern zwei Ankunftsplätze. Der südliche wird hierzu von den vorhandenen Parkplätzen befreit. Im Nordosten entsteht ein neuer, grosszügiger Pausenplatz. Die Dachflächen werden mit Freiraumnutzungen aktiviert. Das Stapeln der Freiräume wird zum prägenden Gestaltungselement. Der Allwetterplatz, die Laufbahn sowie Aussenräume für die Basisstufen befinden sich auf der oberen Ebene. Eine grosszügige Treppenanlage verwebt diese mit dem neuen Pausenplatz. Seitlich angeordnete Pergolen sorgen auf dem Dach und im Erdgeschoss für die notwendige Beschattung. Die Basisstufe erhält auf Erdgeschossniveau südlich wie nördlich einen Aussenraum und auf dem Dach eine Terrasse. Die Aufteilung der Freiräume erscheint im Betrieb zu komplex. Die Ausgestaltung der Aussenräume wirkt sehr offen ohne räumliche Gliederung. Es fehlen dadurch Nischen für Rückzug oder Orte für kreatives Spiel. Die Freiräume werden mittels Mauern, Zäunen und Nebenbauten klar gefasst. Auch der Aussenbereich der Tagesschule ist zurückhaltend strukturiert und gestaltet. Die räumlichen Gegebenheiten bieten aber ein gutes Potential für attraktive Spielorte und Aufenthaltsqualitäten. Das Team setzt mit seinem Vegetationskonzept auf Bäume, welche mit klimatischen Veränderungen voraussichtlich gut umgehen können. Sie stärken in allen Vegetationsschichten die Artenvielfalt im Vergleich zum Bestand. Zudem werden versiegelte Oberflächen auf ein sinnvolles Mass reduziert. Der Vorschlag bietet einen hohen Anteil an Grünflächen. Mit dem Versetzen der Parkplatzflächen gelingt das Entflechten der Verkehrswege. Auch bei der Anlieferung wird auf eine sinnvolle Entflechtung geachtet, um die Schulwegsicherheit für die Kinder zu gewährleisten.

Schule
Die Haupttreppe mit Lift am Ende des gedeckten Weges im Osten schafft den neuen Auftakt in die Schulanlage. Der Mehrzweckraum wird grosszügig über die Stirnseite zur Stadt geöffnet. Alle weiteren Nutzungen für die Schulerweiterung: Basisstufe und Tagesschulräume sind immer direkt über gedeckte Flächen von aussen erreichbar, ebenerdig direkt vom Schulhof, im ersten Obergeschoss über breite Lauben, welche als Erweiterungsfläche der Schulräume gut nutzbar sind. Das Innen und das Aussen ist geschickt verwoben und kann im Alltag der Schule gelebt werden. Zudem überzeugt die Vielfalt des Raumangebotes. Die vorgeschlagene Schultypologie ist eine Raumenfilade, in welcher keine zusätzliche Erschliessungsfläche innerhalb eines Schulmoduls nötig ist, sie ist in den Räumen integriert. Die Nutzflächen sind anders verteilt als im Raumprogramm festgehalten, aber die Gesamtfläche stimmt, die Nutzbarkeit und das Potential zur Weiterentwicklung wurden intensiv diskutiert. Die eingesparte Erschliessungsfläche könnte teilweise auf die Räume verteilt werden und somit deren Funktionalität optimieren. Die Jury ist zum Schluss gekommen, dass die jetzt zum Teil zu knapp geschnittenen Flächen, dank einer feinen Justierung des Rasters wieder Platz finden werden, ohne die Qualität des Projektes zu gefährden. Die allgemein genutzten Flächen wie Lehrerzimmer und Musikzimmer, ausser dem Mehrzweckraum, befinden sich östlich auf dem Dachgeschoss, in der Nähe der Haupttreppe. Dank der Dachrandgestaltung mit Pergola treten diese aber nicht als Attika auf. Das Projekt bringt an vielen Stellen einen räumlichen und atmosphärischen Mehrwert, der Schulbetrieb ist eingeladen das vielfältige Angebot zu nutzen oder neu zu organisieren damit die Bedürfnisse grosszügig abgedeckt werden können. Eine kritische Frage bei der Beurteilung bleibt, ob trotz der tiefen Laubengänge genügend Tageslicht bis in der Mitte des Gebäudes eindringt. Dies soll geprüft werden. Die Schule ist eine reine Holzkonstruktion mit LehmUnterlagsböden, Lehmsteinwände und Lehmplatten im Inneren sowie Holzschalung im Äusseren. Die Tragstruktur der Laubengänge und der Pergolen ist ebenfalls aus Holz, sie soll geschützt werden und elementweise einfach auswechselbar sein. Diese sehr ökologische und nachhaltige Konstruktionsweise wird in der Sporthalle über Terrain weitergezogen, im Erdreich wird eine Stahlbeton-Konstruktion vorgeschlagen.

Doppelsporthalle
Die Doppelsporthalle ist um 3,70m in den Boden versenkt. Der Eingang befindet sich zwischen den Neubauvolumen an der Schnittstelle mit dem überdeckten westlichen Nord-Süd Weg. Die Erschliessung– und Nebenraumschicht befindet sich südseitig zu den Sportfeldern. Sie beinhaltet die Garderoben im Untergeschoss sowie die Zuschauertribüne und den Fitnessraum im Erdgeschoss. Nordseitig ragt der Geräteraum unterirdisch heraus. Die Grössen der Nebenräume sind gemäss Raumprogramm zu optimieren. Die Raumorganisation ist gut gelöst. Markant ist die Umrahmung der Ballfangnetze mit einer begrünten filigranen Holzstruktur und die Pergola. Die Sportnutzung des Daches wird somit städtebaulich und architektonisch im Ensemble schön eingebunden.

Etappierung
Die Etappierung ist gut gelöst, die neue Schulerweiterung funktioniert auch gut ohne Turnhalle. Mit dem Bau der zweiten Etappe wird das Ensemble vervollständigt. Die Idee der Laufbahn auf dem Dach wird kontrovers diskutiert, ist aber plausibel dargestellt.

Beurteilung und Würdigung
Das Projekt Baghira ist sehr sorgfältig und vertieft erarbeitet worden, es gibt eine klare Antwort zur Aufgabestellung sowohl städtebaulich mit dem respektvollen Weiterstricken der bestehenden Schulanlage, dem Schaffen eines neuen Ensembles, wie auch funktional mit der innovativen Umsetzung des Raumprogramms. Das Projekt überzeugt bei den Aussenräumen mit klaren Ankunftsorten. Das Stapeln der Freiräume bis auf das Dach wirkt für diese Aufgabe stimmig. Die Jury ist besonders überzeugt von der Typologie, die zusammen mit dem Raster der Holz-Lehmbauweise vorgeschlagen wird. Das Projekt wird als taugliche Antwort zum Thema der Reduktion des CO2-Ausstosses und der Nachhaltigkeitsziele bewertet.
80m Laufbahn als Verbindungselement

80m Laufbahn als Verbindungselement

Raumstruktur

Raumstruktur

Situation

Situation