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Projektwettbewerb | 03/2024

Neubau Schulhaus Mitte in Brig-Glis (CH)

1. Rang / 1. Ankauf

Preisgeld: 40.000 CHF

Balmer Architektur GmbH

Architektur

Sara Gelibter Architecte

Architektur

Onirism Studio

Visualisierung

Erläuterungstext

Die Etablierung eines zentralen Schulhausneubaus am Standort «Mi-e» bietet eine städtebauliche Chance. An der Schni-stelle zwischen diversen Bebauungsstrukturen unterschiedlicher Epochen, Terrainsprüngen und Freiräumen stärkt der neue, kompakte Schulhausbau die unterschiedlichen Räume und bringt sie zusammen. So entstehen produkOve NachbarschaQen, a-rakOve Adressen und neue gemeinschaQliche Orte für Schule und das QuarOer. Das neue Schulhausvolumen wird, zum QuarOer gewandt, am östlichen Rand des Schulareals platziert. Das topographische Gefälle wird hierbei genutzt, um die unter Terrain liegende Sporthalle, unter natürlicher Belichtung, ins Gesamtvolumen zu integrieren. Dadurch wird ein effizientes und kompaktes, vier- resp. fünf-geschossiges Bauvolumen ermöglicht, welches auf unterschiedlichen Ebenen über vorgelagerte Freiräume Anknüpfungspunkte ans QuarOer bietet. Nördlich des Areals schaW der Abriss des Kindergartenprovisoriums eine klärende, stadträumliche Geste, indem die Gliser-Allee nun als sichtbare Achse ins Schulareal geführt wird und, sich zu einer PlatzsituaOon weitend, die Adresse des Schuleingangs Nord bildet. Das Volumen zeigt sich hier von seiner 5-geschossigen Fassade und empfängt die Schüler mit einem grosszügigen gedeckten Aussenraum, welcher, ums Eck geführt, auch eine Front zu den Spor\eldern bildet. Die südliche Adressbildung erfolgt entlang der inOmeren Freiräume des Kindergartens über den Kirchweg. Gekennzeichnet werden die Eingangsbereiche über die aussenliegenden Treppentürme, die neben ihrer FunkOon als Erschliessung auch einen Pausenraum für die jeweiligen Geschosse zur Verfügung stellen. Der nördliche der Treppentürme soll zusätzlich als Aussichtsturm – Mirador – des alpinen Panoramas über Brig-Glis für die Allgemeinheit offenstehen und als Treffpunkt dienen. Mit den klaren Zugangsbereichen auf der Nord-Süd-Achse des Gebäudes wird eine Klärung des SchularealauQri-es geschaffen. Das Prinzip des «Plan libres» in KombinaOon mit den ausgelagerten Treppenkernen erlaubt eine maximale Flexibilität der inneren Nutzungsverteilung. So gelangt man über die unbeheizten Treppentürme in die jeweiligen Geschosse. Die Lernzone, als flexibel nutzbarer Erschliessungsteil, agiert zugleich als AnkunQsort und Verteilraum in die jeweiligen Klassenzimmer und Gruppenräume. Auf diese Weise können pro Geschoss zwei räumlich definierte Cluster mit unabhängiger Erschliessung bedient werden, womit den Schülern eine einfache IdenOfikaOon mit ihrem Schulraum ermöglicht wird. Dieses Prinzip der Cluster zieht sich in den Grundrissen vom 1. bis 3. Obergeschoss durch und ermöglicht eine flexible, geschossübergreifende Nutzung des Schulhauses über die Jahre. Das Erdgeschoss auf Höhe Kirchweg ist in zwei Bereiche gegliedert, womit ein autonomer Betrieb der Tageschule sowie auch des Kindergartens ermöglicht wird. Den Aussenraum der Tagesschule erreichen die Kinder über den nördlichen Treppenturm, welcher direkt zum Spielplatz im Garten führt.

Auf Höhe des Pausenplatzes empfängt das Erdgeschoss die Schüler durch seinen grosszügigen, überdeckten Aussenraum, welcher Einblick in die Oefer liegende Doppelturnhalle gewährt. Das KonstrukOonsprinzip bietet, eine flexible Einteilung des Grundrisses, insbesondere für die Klassenräume entlang der Fassade. Die tragenden und aussteifenden Wände werden mi-els eines Stützen-Untergurtzug-Systems auf ein Minimum reduziert. Die DeckenkonstrukOon wird als Holzbetonverbund-Rippendecke, die Innenwände in Leichtbauund Holzbauweise ausgeführt. Die Gebäudehülle weist einen hohen Grad an präfabrizierten Elementen auf und kann somit in kürzester Zeit erstellt werden. Das Thema der NachhalOgkeit mit all seinen Face-en soll auch im Alltag der Schulkinder visuell präsent sein. Neben der maximalen Entsiegelung der Böden, der natürlichen Bescha-ung durch grosskronige Bäume, fungieren die Treppentürme mit ihrem feinen Netz aus Photovoltaikplake-en als kleine, erlebbare KraQwerke und sind gleichzeiOg auch Kle-erhilfe für Pflanzen und Tiere.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt Mirador setzt zum Quartier orientiert ein kompaktes, rechteckiges Volumen am östlichen Rand des Schulareals. Dadurch werden maximal mögliche Freiflächen im Westen generiert und für zukünftige Schulerweiterungen freigehalten. Das Volumen nutzt die topografische Situation geschickt, um unterschiedliche Adressierungen und eine natürliche Belichtung für die Sporthallen zu ermöglichen. Allseitige Zugänge zu den unterschiedlichen Bereichen ermöglichen eine maximale Entflechtung für die NutzerInnen, je nachdem von welcher Quartierseite sie zum Neubau gelangen. Durch zwei offene, nord- und südseitig vorgelagerte Erschliessungstürme können alle Primarstufengeschosse von den beiden Hauptzugangsseiten direkt erreicht werden. Der Abbruch des Kindergartenprovisoriums öffnet das Areal gegen Norden und führt zu einer maximalen Offenheit zu dieser wichtigen Zugangsseite. Durch die offene Erschliessung, die gleichzeitig gedeckte Pausenbereiche auf allen Geschossen ermöglicht, kann das Neubauvolumen so kompakt wie möglich realisiert werden. Die Primarschule ist auf den drei Obergeschossen organisiert mit zwei mittigen Lernzonen, welche über zwei kleine Innenhöfe natürlich belichtet werden. Eine zusätzliche Treppe im Zentrum des Volumens verbindet diese Geschosse, so dass eine interne Verbindung des Primarschulbereichs möglich ist. 3 bis 5 Klassen bilden zusammen einen Cluster, der sich die Lernzone mit integrierter Garderobe teilt. Die eher schmalen, seitlich über die Höfe belichteten Gruppenräume sind ebenfalls im Zentrum des Volumens angeordnet. Im 3. Obergeschoss sind neben 3 Klassen die Schulräume für technisches Gestalten vorgesehen.

Die Kindergärten befinden sich ostorientiert und sind vom Kirchweg erschlossen. Durch den separaten Zugang direkt in die Garderoben und die vorgelagerte Baumreihe wird ein intimer Aussenbereich mit Morgensonne geschaffen, der für die kleinen Kinder trotz des grossen Volumens adressbildend wahrgenommen werden kann. Die fünf Klassenräume sind dreiseitig orientiert, um einen zentralen kleinen Innenhof angeordnet. Ebenfalls im Erdgeschoss befindet sich westorientiert und zentral die Tagesschule mit zweiseitigen separaten Zugängen, in unmittelbarer Nähe zur bestehenden KiTa. Die räumliche Nähe dieser Bereiche mit klarer Adresse wird von der Jury sehr positiv beurteilt. Die darunterliegende Turnhalle wird westseitig natürlich belichtet mit einer vorgelagerten Arkade, die als gedeckte Pausenhalle genutzt werden kann. Über die beiden Haupterschliessungen erreicht man via Galeriegeschoss das Turnhallenniveau mit seitlich angeordneten Garderoben. Die Untergeschosse und das Sockelgeschoss werden in Massivbauweise erstellt, Erd- und Obergeschosse sind als Holzkonstruktion mit Holzbeton-Verbunddecken geplant. Zu prüfen sind die Spannweiten der Verbunddecken und die genaue Position der Stützenreihen. Es ist davon auszugehen, dass die Unterzugshöhen der Turnhallendecke zu knapp dimensioniert sind. Der massive Ausdruck der Fassade durch selbsttragende Betonelemente, welcher keinen Bezug zur dahinterliegenden Konstruktionsweise herstellt, wird vom Beurteilungsgremium, insbesondere auch aus Nachhaltigkeitsüberlegungen, in Frage gestellt. Die prägnante Setzung des Neubaus schafft viel Raum für nicht unterbaute und grossteils nicht versiegelte Freiräume auf zwei klar unterschiedenen Ebenen. Auf Höhe Kirchweg organisieren sich die Eingangsbereiche Kita, Tagesschule über einen kleinen Vorplatz und an der Ostseite des Grundstücks der Eingang Kindergarten mit entsprechendem Aussenraum. Zwischen Eingangsbereich Kita/ Tagesschule führt eine Freitreppe zum tieferen Niveau mit den Eingängen für Primarschule und Turnhalle. Die VerfasserInnen erheben nicht den Anspruch, dass diese Verbindung einen wichtige Quartiersverbindung darstellen soll, entsprechend organisiert sich die barrierefreie Verbindung der zwei Ebenen im Gebäude. Die geschickte Längsanordnung der Allwetterplätze schafft talseitig einen überaus grosszügigen Raum, der den Prämissen eines ‚Stadtparks‘ durchaus gerecht wird. Weiter talwärts erstreckt sich der Aussenraum der Tagesschule, der auch vom Quartier benützt werden kann. Die Wegführung erscheint noch nicht rollstuhlgängig, was aber leicht zu korrigieren wäre. Innerhalb eines einfachen Layouts hat die Umgebung in einer weiteren Vertiefung ein grosses Potential, dem mächtigen Hauptbau ein adäquates Gegenüber zu bilden. Das Projekt Mirador vermag die Jury durch seine klare städtebauliche Haltung und seine stringente Organisation der Nutzungen zu überzeugen. Der sehr kompakte Baukörper führt zu einem ressourcenschonenden Umgang mit der Bodenfläche und ermöglicht dadurch üppige Grünräume und grösstmögliche unversiegelte Freiflächen. Die für die Kompaktheit verantwortlichen, offenen Erschliessungstreppen mit zugeordneten gedeckten Pausenbereichen, welche die unterschiedlichen Nutzungseinheiten zu entflechten vermögen, werden als architektonischer und betrieblicher Mehrwert beurteilt. Die geschickte Nutzung des Terrainverlaufs ermöglicht spezifische Adressierungen der unterschiedlichen Schulbereiche und führt zu einer städtebaulichen Klärung an der richtigen Lage des Perimeters, orientiert zum angrenzenden Quartier.