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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2024

Erweiterungsbau Mittelbergschule in Spiesen

Blick auf Haupteingang

Blick auf Haupteingang

Ankauf

ATELIER . SCHMELZER . WEBER Architekten PartGmbB

Architektur

EVERGREEN landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

FREIRAUM

Der 1978 angelegte Schulhof wird weitestgehend im Bestand belassen und mit den neu gestalteten Bereichen verbunden. Der Haupteingang des Neubaus erhält eine großzügige Vorplatzsituation, die mit Pflanzinseln betont wird. Sitzmauern laden zum Treffen und Verweilen ein. Auch die Anlieferung der Küche ist hierüber sichergestellt. Der Pausenbereich westlich des Altbaus soll eine aktive Hofpause ermöglichen und gleichzeitig Orte zum Rückzug bieten. Der Baumbestand wurde dabei soweit wie möglich erhalten und als natürlicher Schattenspender genutzt. An zentraler Stelle sind Spielflächen und Treffpunkte in Form von Sitzmauern und einer Sonnensegellandschaft angeordnet. Zu den Rändern des Grundstücks hin wird die Freiraumgestaltung natürlicher ausgebildet, Liegewiesen und Abpflanzungen bieten einen grünen Rahmen zur Entspannung. An der Mensa lädt eine Außenterrasse zur Essenspause im Freien ein. Die Flächenversiegelung wurde auf ein notwendiges Maß reduziert. Die geforderten Kurzzeit- und Behindertenstellplätze wurden platzsparend an der südlichen Grundstücksgrenze, erreichbar von der Pastor-Kollmann-Straße, angeordnet.

STÄDTEBAU

Der Neubau positioniert sich hinter der historischen Bestandsschule von 1907 und westlich der neu sanierten Sporthalle. Gemeinsam kräftigen die drei Bauten mit Ihren Eingängen den bestehenden Vorplatz und definieren diesen neu. Die bestehende Pergola wird zurückgebaut wodurch die Sichtachse des Neubaus im Stadtraum zur südlich gelegenen Pastor-Kollmann-Straße gestärkt wird. Der Haupteingang des Neubaus wird zusätzlich durch eine Auskragung zum Vorplatz kenntlich gemacht. Vis-a-vis zum Schulhof wird ein weiterer Eingang in Richtung Südwesten durch eine Gebäudeauskragung definiert. Der dreigeschossige Erweiterungsbau wird respektvoll durch einen zweigeschossigen Verbindungsbau an das Bestandsgebäude angeknüpft und bleibt unterhalb der Traufkante des Bestandsdaches. Der Erweiterungsbau nimmt die städtebauliche Kante des Hauptzugangs der bestehenden Sporthalle auf und hält so den bauordnungsrechtlichen Mindestabstand von 3 m zum südlichen Bestandsschulgebäude ein. Zwischen Sporthalle und Neubau wird die Anlieferung der Küche sichergestellt.

INNERE STRUKTUR

Der Erweiterungsbau bildet die neue Adresse der Mittelbergschule. Das Foyer erstreckt sich an der südlichen Fassade entlang zum Pausenhof und markiert die Zugänge über die überdachten Gebäudeauksragungen. Zwei versetzt ausgerichtete Treppen bilden die Haupterschließung im Gebäude und sichern durch eine Trennwand in der Mitte zwei unabhängige Rettungswege im Gebäude. Die nach Osten ausgerichtete Treppe ist vom Foyer des Haupteingangs präsent wahrnehmbar, die nach Westen gerichtete Treppe dient der direkten Erschließung zum Pausenhof. Dadurch sind beide Adressen gleichermaßen an die scherenartige Treppenskulptur angebunden. Direkt zugänglich vom Foyer sind die geplanten Toiletten sowohl für die Pause als auch für die Mensa. Der Essensbereich ist mit Blick in Richtung Hanglage und Pausenhof mit entsprechendem Freisitz angeordnet. Die Lehrküche ist funktional angrenzend zum Mensaraum und der Küche positioniert. Nebenan ist die Küche verortet, die Anlieferung erfolgt über die Ostfassade zwischen Sporthalle und Erweiterungsbau. Zwischen Neubau und Altbau wird ein Verbinder geschaffen, welcher das Höhenniveau zwischen beiden Gebäudeteilen vermittelt. Die barrierefreie Erschließung wird an der Schnittstelle zwischen Alt und Neu durch einen Aufzug als Durchlader sichergestellt. In Verlängerung des Verbinders wird im Bestand ein Flur ergänz um die beiden Gebäude funktional zusammen zu ziehen. Musik und Werken werden in baulicher Nähe zum Außenbereich und der Mensa verortet um auf kurzem Wege Instrumente für den Veranstaltungsfall herüber bringen zu können. In dem Obergeschoss des Altbaus ist der Lehrerbereich und das Sekretariat untergebracht. Die beiden Obergeschoss im Neubau dienen der neuen dreizügigen Cluster und werden über die Haupttreppen mittig erschlossen. Je Geschoss sind zentral die Toiletten von beiden Cluster gleichermaßen zugänglich. Beide Cluster werden durch eine aufgeweitete Mitte erschlossen. Auf diese Fläche kann der Unterricht erweitert werden, hier finden sich mobiles Mobiliar, Lernnischen und Garderoben. Die Förderräume können durch eine transparente mobile Glaswand der Clustermitte zugeschaltet werden und versorgen diese mit ausreichend Tageslicht. Durch die im Raumprogramm eher klein ausfallenden Klassenräume wird durch eine mobile Trennwand zu den Förderräumen eine Zuschaltbarkeit angeboten. So kann die Schule zukünftig auf veränderte Schülerzahlen reagieren und die Klassengrößen entsprechend erweitern. Die Klassenräume sind windmühlenartig organisiert und haben so in jede Richtung einen freien Ausblick nach außen. Durch den eingeschossigen Sporthallenbau können die Cluster, welche ab dem 1. Obergeschoss beginnen über das Gebäude hinweg schauen.

BRANDSCHUTZ

Die im Neubau zentral liegende scherenartige Treppe wird durch eine Wandscheibe und zwei Brandschutztore in zwei unabhängige Treppenhäuser im Brandfall getrennt. Beide Treppenhäuser können je Cluster unabhängig erreicht werden. Jede Clustereinheit unterschreitet in ihrer Größe mit 265 qm die nach saarländischen Schulbaurichtlinie maximale Nutzungseinheit von 400 qm. Durch die Ausbildung von Nutzungseinheiten kann in den Clustern auf notwendige Flure verzichtet werden. Die Erschließungsflächen in den Clustern können so schulisch genutzt werden und es bestehen innerhalb der Cluster keine Brandschutzanforderung an Wände und Türen. Im Erdgeschoss sind beide Treppenräume durch eine im Brandfall schließende Brandschutztür getrennt voneinander entfluchtet. Der erste Rettungsweg führt über das Foyer, der zweite über die Pausenhalle gemäß Schulbaurichtlinie „Punkt 3.2 Rettungswege durch Hallen“.

KONSTRUKTION UND ÖKOLOGIE

Der Neubau wird unter dem Aspekt einer nachhaltigen Bauweise konzipiert. Es werden ausschließlich ökologisch vorteilhafte, vollständig recycelbare sowie langlebige und robuste Materialien verwendet. Um einen besonders ressourcenschonendes Gebäude zu realisieren wird der optimierte Einsatz der verwendeten Baumaterialien in Bezug auf ihre Materialeigenschaften umgesetzt. Die innere Deckenkonstruktion wird als Hybridbauweise mit Holzunterzügen und einer in der Stärke reduzierten Filigrandecke in Einhaltung der Holzbaurichtlinie vorgesehen. Die tragenden Außenwände und Bodenplatten sind aus rezykliertem Beton geplant. Das Fassadenmaterial wird mit robusten langlebigen Recyclingziegel und Recyclingbetonelementen vorgesehen um der Anmutung des ehrwürdigen Altbaus aus 1907 mit einer mineralischen Oberfläche gerecht zu werden. Durch die zweischalige Wandkonstruktion und die entsprechende Wärmedämmung wird der Passivhausstandard in den Bauteilen erreicht. Um die Speicherwirksame Maße der massiven Bauteile zu nutzen und das Gebäude im Winter und Sommer zu temperieren bleiben diese vorwiegend unverkleidet. Zusätzlich wird das Gebäude durch eine Nachtauskühlung herunter gekühlt um den heißen Sommern entgegen zu wirken, hier gilt das Low-Tech-Prinzip. Die Be- und Entlüftung der Klassenräume wird über ausreichende Fensterflügel natürlich sichergestellt. Optional können dezentrale Lüftungsgeräte in den geschlossenen Fassadenbereiche integriert werden, hierzu kann die Ziegelfläche partiell perforiert ausgeführt werden und die Zu- und Abluft zu realisieren. Alle Fenster sind mit einem außenliegenden Sonnenschutz ausgerüstet. Auf dem Dach ist ein intensives Gründach vorgesehen, welches durch die Speicherung von Wasser und der Verdunstung eine kühlende Wirkung auf die Umgebung und das Gebäude hat. Erprobte Photovoltaikelemente für Gründächer werden zur Energieerzeugung in Ost-West-Ausrichtung auf dem Dach vorgesehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der dreigeschossige Neubau addiert sich zu den parallel liegenden Bestandsgebäuden des Altbaus und des Sportgebäudes orthogonal gedreht und bildet damit zwei Höfe aus, den Eingangshof und den Pausenhof. Der Pausenhof verbindet die Zugänge zu Altbau, Neubau und Sporthalle. Der Zugang des Neubaus liegt markant sichtbar stirnseitig des Eingangshofes und bildet eine deutliche Adresse für die Schüler aus. Der Pausenhof westlich des Altbaus ist ein geschützter Freiraum mit einem differenzierten Spielangebot. Die gut gegliederte Ziegelfassade hat Eigenständigkeit und gliedert sich in die bestehende Bebauung ein. Gut geordnet sind Foyer des Neubaus, Erschließungstreppe und anschließende Mensa. Positiv auch die großflächige Öffnung der Mensa zum Pausenhof. Fragwürdig ist die Anlieferung für die Mensa. Nicht nachvollziehbar ist die Lösung des Fluchtweges, eine geschützte Führung ins Freie ist nicht erkennbar. Im Text ist die Schulbaurichtlinie und „Rettungswege durch Hallen“ angegeben. Die zwei Richtungen der „Scherentreppe“ ist für die Erschließung attraktiv. In den Obergeschossen trennt der Erschließungstrakt mit WC-Räumen die Lernräume, die sich in attraktiv gestaltete Cluster mit je drei Klassenräumen gliedern. Diese haben dazwischen geschaltete Förderräume, die flexibel den Klassenräumen zuschaltbar sind. Alle Materialien werden als ökologisch vorteilhaft, vollständig recycelbar sowie langlebig angegeben. Die Geschossdecke in Hybridbauweise mit Holzunterzüge und Filigrandecke ausgeführt, sind konstruktiv sehr aufwendig, brandschutztechnisch nicht unproblematisch und schallschutztechnisch fragwürdig. Die gute windmühlenartig angeordnete Raumfolge bietet von allen Räumen aus freien Ausblick nach draußen. Jeweils 3 Klassenräume mit je einer zentralen Clustermitte, die durch transparente mobile Glaswände zugeschaltet werden können, bieten pädagogisch flexible Varianten. Dies wird noch erweitert durch mobiles Mobiliar. Zentrale WC-Anlagen und Treppenanlagen verhindern zu lange Wege. Durch die seitliche Platzierung der Mensa wird auch der Außenbereich gut integriert. Ein befestigter Zugangsplatz mit Aufenthaltsqualität und ein grüner Schulhof mit Spielfläche trennen die Außenanlage sinnvoll. Die Mensaterrasse ist Teil des grünen Schulhofs. Insgesamt sind die Außenanlagen stimmig und unterstützen den Neubau positiv.
Lageplan

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Ansichten und Schnitte

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Detail

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