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Begrenzter Wettbewerb | 10/2003

Textilkaufhaus Bruno Kleine

3.Preis: Kirsten Schemel

3.Preis: Kirsten Schemel

3. Preis

KIRSTEN SCHEMEL ARCHITEKTEN BDA

Architektur

Erläuterungstext



Stadt - Objekt - Ereignis

Die programmatische Aufgabenstellung fordert einen architektonischen Vorschlag, der zunächst weder stadt-raum-bildend noch stadt-fassaden-bildend gewertet werden kann. Das neue Gebäudevolumen hat fast keinen städtebaulichen Dialogpartner, da es sich sowohl durch Größe und Ausdehnung als auch durch Eingeschossigkeit vollkommen von seiner Umgebung unterscheidet. Ähnliche Gebäudetypen und Gebäudekubaturen sind normalerweise in der Peripherie als „autistische Objekte/Kisten“ auf der grünen Wiese angesiedelt. Der Kontext unseres Gebäudes ist vor allem die Straße, der Raum des Fahrens und der Geschwindigkeit. Um neben den Anforderungen des Bauherrn auch den Wünschen der Stadt Lüdinghausen nach stadträumlicher Qualität zu entsprechen, schlagen wir folgende Lesarten und Interventionen vor:

Der Teppich
Das gesamte Grundstück wird mit einem artifiziellen dunkelgrauen Asphalt - Teppich belegt, der mit verschiedenen Mustern auf einem einheitlich zugrundeliegenden Grid (mit kleinstem Rastermaß von 62,5 x 62.5 cm) bespielt wird:
- einer farblichen Markierung der Parplatzflächen mit PunktLiniengrafik - vergleichbar choreographischen Notationen
auf einer Bühne
- einem Raster aus Bodenleuchten - vergleichbar einem Flugfeld - das nachts einen verführerischen farbigen (gold-roten) Lichtteppich /Lichtraum erzeugt
- einer Textur aus Pflanzinseln - als ausgestanzten Fragmenten einer Landschaft
- einer Mikro-Topographie aus Weißbetonkugeln - die im schwarzen Asphaltteppich schwimmen und versinken

Das Objekt
Das Gebäude in seiner elementargeometrischen, klaren Form und glatten Oberfläche will ausdrücklich großmaßstäbliches Objekt auf einem landschaftlich gedachten, artifiziellen Teppich sein,
das sich aus zwei Teilen konfiguriert:
- einem zylindrischen eingeschossigen Glaskörper als transparenter Einkaufswelt
- einem Quader als großmaßstäblichem Werbeträger, mit zwei Servicegeschossen für diverse dienende Funktionen für Publikum und interne Abläufe.
Wichtig ist, daß das Kaufhaus als räumliches Objekt von der Bundesstraße und aus der Geschwindigkeit heraus wahrgenommen wird und dem städtischen Raum der Straße eine neue Qualität – auch nachts - durch den „supergroßen“ Maßstab und durch immaterielle Mittel wie Farbe und Licht verleiht.

Die Hülle
Sowohl Glaskörper als auch Quader erhalten zusätzliche Hüllen,
- der Glaskörper eine „horizontale Hülle“ als schwebend wirkender Screenring mit textiler Bespannung
(heller Screenstoff oder Edelstahlgewebe, alt. Glas)
- der Quader eine „vertikale Hülle“ als leuchtendes Kleid mit dem Stoffmuster „Das tapfere Schneiderlein“
als übergroße auf Fernwirkung angelegte C.I. für das Kaufhaus KLEINE.

Die KLEINE Ereignis- Welt
Per Auto erreicht man das Kaufhaus KLEINE über die Einfahrt an der Geschwister-Scholl-Str. .
Der Autoverkehr auf dem Asphaltteppich rollt im Uhrzeigersinn um das Gebäude, sodaß die Parkplätze am Eingangsbereich zuerst erreicht werden. Von allen Parkplätzen können sich die Kunden zentral auf das Gebäude
bewegen und am „endlosen“ Schaufenster entlang flanierend das Einkaufserlebnis beginnen.
Über eine verteilende Empfangs-/Sauberlaufzone gelangt man im die mit weißem Marmor ausgeschlagene,
künstlich mit Kronleuchtern oder modernen Licht-Tellern illuminierte Innenwelt, eine „wertvolle“ Intarsie im Teppich.
Einzig eine Schicht aus mobiliarartigen, metallischen und textilen Einbauten und atmosphärischen Ereignissen
(Aquarium, Video, ...) für Groß und Klein differenziert die große Verkaufsfläche, die flexibel bespielt werden kann.
Treppe und Lift entführen die Kunden in die Ebene der kulinarischen Recreation. Dachterrasse, Altstadtblick und die eingebetteten Erlebnisinseln für die Kleinen komplettieren ein neues KLEINE Ereignis- Angebot im Sommer.

Die Konstruktion /Die Materialien
- Stahlbeton- Skelettkonstruktion mit leichtem Innenausbau
- Ganzglasfassade als Haut bis zur Attika
- Sonnenschutz als Screen-Ring mit textiler Bespannung
- Oberflächen: Marmorböden/weisser Bardiglio, Textilbelag, Estrich /außen feinmaschige Gitteroste
- Innenausbau/Mobiliar: Bronze, Glas und Textilbespannungen

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Bau ist als Solitär in elementarer Grundform aus einem zylindrischen Glaskörper mit Verkaufsräumen und einem riegelartigen Quader mit den Service-/Technikeinrichtungen und sonstigen Nebenflächen - der straßenbegleitend zur B235 aufgestellt ist - ausgebildet.
Durch die autarke geometrische Grundform sind weitere Bezüge zur Umgebung hin ausgeschlossen, die Zeichenhaftigkeit des Baukörpers steht im Zentrum der Entwurfsüberlegungen.
Die Erschließung auf das Grundstück ist etwas ungünstig an rückwärtiger Stelle gewählt, könnte aber problemlos aufgrund des flexiblen Freiraumkonzeptes ohne Qualitätsverllust geändert werden. Allerdings wäre aus Sicht des Investors wünschenswert, wenn eine größere Anzahl an Stellplätzen augenfällig vor, statt hinter dem Baukörper angeboten werden könnte.
Der Eingang ist betont durch eine herausgeschnittene Ecke, die durch die Ausrichtung gegenüber dem Kreisverkehr richtig positioniert scheint. Eine stärkere Betonung - bspw. durch eine Weiterführung des Riegels bis an die Außenmauern und bis ins Erdgeschoss - könnte die Akzentuierung unterstützen.
Die konsequente Anordnung der Funktionsbereiche in dem Riegel ist für den Betriebsablauf nicht ideal, wohingegen ein Herauslösen einzelner Funktionen dem architektonischen Konzept widersprechen würde. Umkleiden und Ruhebereich verschneiden das Erdgeschoss in zwei Verkaufsräume, was den Überblick über das Angebot erschwert und vom Auslober als ungünstig bewertet wird. Zudem entstehen große Distanzen zu den Textil-Angebotsflächen.
Die optische Trennung des Eingangs von den Hauptverkaufsflächen und der innerhalb der Verkaufs-flächen liegende Aufgang zum Restaurant werden vom Investor ebenfalls kritisch gesehen.
Der nach außen als Werbeträger in Erscheinung tretende dreigeschossige Riegel nimmt die Funktionen Cafeteria (mit Außenterrasse), Hausmeisterwohnung und Technikräume auf. Die gewählte Geschossigkeit widerspricht den Festsetzungen des Bebauungsplanes, die Höhe (11m) scheint aber angemessen, um die gewünschte Straßenbegleitung zu erzielen.
Die Verkleidung der Grundvolumen mit vorgehängter Bespannung als Werbeträger erscheint künstlich und sollte insbesondere im Erdgeschoss kritisch geprüft werden.
Insgesamt stellt der Entwurf eine sehr eigenständige und qualitätvolle Architektur dar, die auf den ersten Blick große Flexibilität suggeriert, bei Änderung der kritischen Punkte (Zäsur des Verkaufsraumes durch den Riegel) jedoch von seiner Ausdruckskraft einbüßen würde.
3.Preis: Kirsten Schemel

3.Preis: Kirsten Schemel

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