Constructive Alps 2015 - Internationaler Preis für nachhaltiges Sanieren und Bauen in den Alpen

Mit seiner schlichten, in die Falllinie des Hanges abgedrehten, flachen Form ergänzt der Saalbau in kultiviertem konstruktiven Holzbau das eindrucksvoll mächtige Schulhaus mit seinem Ergänzungsbau zu einem sich gegenseitig befruchtenden Ensemble. Durch seine formale Zurückhaltung und seine Einfachheit in Gestalt und Materialisierung entsteht ein spannungsvolles, respektvolles Neben-einander zeitgenössischer Architektur verschiedener Epochen. Der "verlorene" Vorplatz erhält mit dem neuen raumbildenden, öffentlichen Gebäude erst seinen räumlichen Halt und dadurch seine Entfaltung als grossartige Dorfterrasse mit einzigartigen Ein- und Durchblicken auf den Brienzersee und die Bergwelt. Mit der vorgeschlagenen Freiluftbühne, entwickelt aus der innenliegenden, mehrfach nutzbaren Bühne, generiert der Ort über seine vorgesehene Nutzung hinaus einen Mehrwert für die Schule und die Gemeinde Brienz. Theater, Aufführungen, Konzerte, Reden, Versammlungen und vieles mehr werden auf dem neuen, stimmigen Schulhausplatz möglich. Fassadenhohe Tore öffnen die innere, auberginefarbige Bühne zum Schulhausplatz hin, und es entsteht mit dem baumgefassten Platz, dem Schulhaus und der prächtigen Kulisse eine schöne Arena. Auch kombinierte und gleichzeitige Innen- und Aussennutzungen, z.B. für ein sommerliches Dorffest, werden möglich.

Zwischen Saalbau und Schulhaus vermittelt eine nutzbare, mit Jahreszeitblumen bepflanzte Landschaftstreppe zwischen den verschiedenen topographischen Ebenen der Schulhäuser und der Sportplätze, dynamisiert die Zwischenräume und wertet die Aussenräume mit mehr atmosphärischer Erlebnisdichte auf.

Durch die nutzungs- und tageszeitabhängige Bewirtschaftung der Parkplätze, unter Rücksichtnahme auf den Schulbetrieb, erhält die Gesamtanlage eine zeitgemässe, effiziente Nutzungsdichte, welche die erforderte Rücksicht auf den vorgegebenen engen Kostenrahmen nimmt. Tagsüber dient der Schulhausplatz ausschliesslich als Pausenplatz, abends steht er den Vereinen und dgl. zur Verfügung. Die Tagesparkplätze sind auf der Ostseite des Saalbaus, getrennt vom Schulbetrieb, stufenförmig in das Hanggefälle eingebettet.

Der Windfang ist so platziert, dass die multifunktionale Bühne, die Garderoben und die Halle separat erschlossen sind und somit getrennt benutzt werden können.

Die direkt an der Längsseite des Saalbaus angeordneten Erschliessungen dienen über ihre Funktion hinaus dem Zuschauen, im Obergeschoss als attraktive offene Galerie. Im Erdgeschoss sind die dem Mehrzwecksaal dienenden Funktionen angeordnet. Die grosszügige Bühne ermöglicht die erwünschte Mehrfachnutzung für Fitness, Mittagstisch, Vereine, Bühne, Lager, Freiluftbühne und vieles andere mehr. Die einfache, additive Tragstruktur in Fichtenholz rythmisiert und prägt den Saal massgeblich. Zwischen der Struktur werden die diversen Geräte für den Sportbetrieb und den Saalbetrieb montiert. Das seitliche, auf ganzer Länge der Halle angeordnete Fensterband flutet den Saal mit genügend Tageslicht für den Sportbetrieb. Im Kastenfenster angeordnete Rollos gewährleisten den Blendschutz und die für Veranstaltungen notwendige Verdunkelung. Grosse Wandelemente in Holzrahmenbau-weise werden an und auf die Tragstruktur montiert. Statisch relevante, vertikale Versteifungshölzer zeichnen die innere Tragstruktur ab und geben der Gestalt je nach perspektivischer Betrachtung sein differenziertes architektonisches Gepräge. Fenster und äussere Schalung sind in unbehandelter Lärche, die inneren Wand- und Deckenverkleidungen in unbehandelter Fichte ausgeführt. Das flachgeneigte, ziegelrote Blechdach fügt sich unaufgeregt in die Dachlandschaft von Brienz ein.